Schon zu Beginn ihres Amtsantritts war klar: Nur noch voraussichtlich wenige Monate wird Brigitte Zypries (SPD) die deutsche Bundeswirtschaftsministerin bleiben. Nachdem ihr Vorgänger Sigmar Gabriel in das Amt des Außenministers gewechselt ist, dient sie seit Januar 2017 nur als kurzfristige Platzhalterin bis zur kommenden Bundestagswahl. Doch wer erwartet hat, diese etwas unglückliche Position würde Frau Zypries zur kleinlauten Ja-Sagerin machen, wurde eines Besseren belehrt. Während dem Besuch der Kanzlerin im Weißen Haus fiel Zypries durch ihre offene Kritik an der protektionistischen Politik des US-Präsidenten auf und musste sich den Vorwurf gefallen lassen, der Kanzlerin in den Rücken gefallen zu sein.
Auch Wolfgang Schäuble musste feststellen, dass Loyalität innerhalb einer Großen Koalition seine Grenzen hat. Der Finanzminister befürwortet das Einführen einer EU-weiten Obergrenze für Bargeld-Transaktionen, um Geldwäsche und Schattenwirtschaft zu bekämpfen. Frau Zypries und der wissenschaftliche Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums sehen das anders. In einem Gutachten zogen sie das Fazit: Eine Obergrenze für Bargeld würde vor allem normale Bürger einschränken, da sich Kriminelle der Überwachung leichter entziehen bzw. alternative Zahlungsmethoden aufbauen können.