Bundesbank fordert stärkere Betonung qualitativer Stresstests

Hi, FRANKFURT, 2.5.3008. Die Finanzmarktkrise ist nach Einschätzung von Franz-Christoph Zeitler, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, noch nicht ausgestanden. Es gebe aber durchaus ein Licht am Tunnelrand, sagte Zeitler bei einer Tagung zur Bankenaufsicht in Frankfurt. „Das Bild trifft aber auch in anderer Hinsicht zu: Wir sind noch im Tunnel“, fügte er hinzu. Die…


Hi, FRANKFURT, 2.5.3008. Die Finanzmarktkrise ist nach Einschätzung von Franz-Christoph Zeitler, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, noch nicht ausgestanden.

Es gebe aber durchaus ein Licht am Tunnelrand, sagte Zeitler bei einer Tagung zur Bankenaufsicht in Frankfurt. „Das Bild trifft aber auch in anderer Hinsicht zu: Wir sind noch im Tunnel“, fügte er hinzu. Die Forderung nach Transparenz der Institute bezeichnete Zeitler als „weiterhin angebracht“, die Transparenz habe aber auch schon Früchte getragen. Mit der Offenlegung von Risiken und Risikoportfolien im Zusammenhang mit den Jahresbilanzen 2007 und Quartalszahlen 2008 seien zwar nicht alle Probleme gelöst, den Märkten sei aber ein Teil der Unsicherheit genommen. „Die Kreditversicherungsprämien sowohl für Finanzwerte wie für die Unternehmen allgemein haben sich von ihren Krisengipfeln zurückgebildet, zeugen aber noch von erhöhter Anspannung“, erläuterte der Bundesbankvorstand. Auf dem erreichten niedrigem Niveau vieler Finanzinstrumente gibt es Zeitler zufolge Anzeichen für Marktausgleich, Einstieg von Finanzinvestoren, Wiederaufnahme von Kreditverkäufen und Marktplatzierungen; wo notwendig, hätten die Märkte eine Rekapitalisierung von Finanzinstituten ermöglicht. Als für das Bankgeschäft wichtig stellte Zeitler die Tatsache heraus, dass die Renditekurve von Anleihen zwar immer noch außergewöhnlich flach sei, dass es aber keine ausgeprägte Inversion mehr gebe. „Die Aktienmärkte haben sich von den volatilen Konjunkturprognosen bisher nicht beeindrucken lassen und zeugen von robusten Gewinnerwartungen der meisten Unternehmen“, sagte er.

Ratingagenturen müssen Methodik und interne Compliance umstellen

Zeitler warnte auf der anderen Seite davor, jetzt einfach zur Tagesordnung überzugehen. „Speziell der Geldmarkt zeigt mit hohen Spreads zwischen besicherten und nicht besicherten Ausleihungen, dass das Vertrauen in die Liquidität der Märkte nach wie vor nicht gefestigt ist“, so Zeitler. Die Verbriefungsmärkte (ABS und die zu ihrer Finanzierung begebenen commercial  papers) seien vielfach stark geschrumpft und weiterhin anfällig. Vor allem aber hätten die eigentlichen Auslöser der Krise, die Problemsektoren auf dem US-Immobilienmarkt, noch keinen Boden gefunden. „Die Situation in potentiellen Ansteckungsbereichen bleibt fragil, etwa bei den US-Monolines und damit dem gewaltigen Volumen der von diesen Instituten versicherten Anleihen“, warnte der Bundesbankvorstand. Die nach wie vor hohen Refinanzierungskosten setzten die Erträge in der Kreditwirtschaft unter Druck. Es bestehe auch weiterhin das Risiko von Marktwertverlusten in den Problemportfolien der Institute. Einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Finanzmärkte müsse sicherlich auch die Ergänzung des Risikomanagements leisten, insbesondere eine stärkere Betonung qualitativer Stresstests und Szenarioanalysen, die stärkere Gewichtung des Komplexitätsrisikos sowie eine stärkere Gewichtung des Liquiditätsmanagements, so Zeitler. Ratingagenturen blieben als „Informationsintermediäre“ für Investoren wichtig, würden aber Rating-Methodik und interne Compliance umstellen müssen. Eine zentrale Rolle werde zudem die Neuausrichtung der Verbriefungsmärkte und ihrer Anreizstrukturen spielen.

Bildquelle: www.bundesbank.de