Das Ei-Ei-Problem

Noch bevor paydirekt wirklich gescheitert ist, wird dem Online-Bezahlverfahren aus dem Sparkassenlager ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt.


Manchmal ist er Prophet, manchmal ist er zu spät. In jedem Fall hat Georg Fahrenschon dem gemeinsamen Projekt der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) einen Bärendienst erwiesen. „paydirekt ist bisher kein Erfolg, wir müssen bitteres Lehrgeld zahlen.“ So zitiert die Börsenzeitung den obersten Chef der Sparkassen in der vergangenen Woche.
Zuvor gab es Gerüchte, die Eigentümer würden dem PayPal-Jäger nochmal 300 Millionen Euro zustecken. Ein Drittel sollte dabei aus dem Sparkassensektor kommen.

Wenn man zehn Millionen Mitgift zahlen muss, damit OTTO Kunde wird, dann kann sich paydirekt mit dieser Finanzspritze gerade eben 30 solcher neuen Kunden leisten. Wir hoffen nicht, dass der Implementierungsaufwand für ein so modernes Produkt tatsächlich zehn Millionen verschlingt. Wollte Fahrenschon der Investitionsidee in der Öffentlichkeit den Hahn zudrehen? Mit seiner Kritik hat er sicherlich Recht. Ob aber der Begriff Lehrgeld passend ist?

Geld für Produkte des Zahlungsverkehrs in den Sand zu setzen, hat gute Tradition in der DK. Lehrgeld wäre, wie der Begriff besagt, wenn man daraus lernen würde. Eine der Bedingungen, welche die Sparkassen an ein weiteres Investment geknüpft haben sollen, ist die Ergänzung oder Ersetzung des aktuellen Geschäftsführers bei paydirekt. Das löst jedoch die Kernprobleme nicht, welche schon in der DNA von paydirekt verankert sind.

Gerne wird in diesem Zusammenhang vom Henne-Ei-Problem berichtet: ohne Online-Shops keine Endkunden, ohne Kunden keine neuen Händler. Wer sollte an erster Stelle stehen? Kunde oder Anbieter? Die Antwort ist einfach: Beide! Schon wird daraus aber ein Ei-Ei-Problem. Ein Lösungsansatz könnte sein, den Vertrieb – zumindest den der Schlüsselkunden – in die Hand der paydirekt GmbH zu legen und mit den Kartellbehörden eine juristisch einwandfreie Grundlage dafür zu schaffen.

Wenn Plattformen wie diejenige der Deutschen Bahn ausbleiben, für OTTO zehn Millionen fließen und das Projekt durch verbandsinterne Gremienarbeit behindert wird, dann sollten die 300 Millionen anders angelegt werden. Somit wäre das bisherige Investment wirklich Lehrgeld.