Das Rennen der Vermögensberater um die Umsetzung von MiFID II

Die Umsetzung von MiFID II ist aktuell die regulatorische Priorität der europäischen Vermögensberater, da diese 2018 bevorsteht. Mit der neuen Richtlinie werden nicht nur die europäischen Finanzmärkte neu geordnet. Sie impliziert auch erhebliche technologische Hürden für die Berater.


Bildnachweis: iStock.com/dima_sidelnikov

Vor dem Hintergrund einer solch erheblichen Veränderung wird von Vermögensberatern erwartet, dass sie Lücken in ihren Beratungsprozessen identifizieren und Umsetzungsstrategien entwickeln. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf technischen Plattformen, die diesen Wandel möglich machen. Derzeit besteht eine enorme Unsicherheit bezüglich der finanziellen Auswirkungen von MiFID II. Vermögensberater sind sich unsicher im Bezug auf ihre Systeme und Geschäftsmodelle. Verkäufer und interne Entwickler finden es auf der anderen Seite schwierig, die genauen Anforderungen der neuen Richtlinie zu identifizieren.

Warum sind die Auswirkungen von MiFID II so unklar?

Dies liegt an ihrem erheblichen Umfang und an dem Prozess der EU-Regulierungen. Die Ergebnisse von MiFID II können bisweilen anderen regulatorischen Reformen und Steuerreformen wie EMIR oder Dodd-Frank, PRIIPs und FATCA/CRS entgegenstehen. Laut einem Bericht von Ernst & Young führt der Umstand, dass MiFID II auf ihrem Vorläufer aufbaut, zu zusätzlicher Verwirrung. Da die Regulierungsbehörden die MiFID-II-Beratungsprotokolle nutzen werden, um mögliche marktmissbräuchliche Aktivitäten zu überwachen, besteht auch die Gefahr, dass es zu Überschneidungen mit der überarbeiteten Marktmissbrauchsrichtlinie kommen könnte. Somit steigert die Komplexität dieses neuen Ansatzes die Umsetzungsherausforderungen erheblich.

Die Auswirkungen von MiFID II auf Front, Middle und Back Office

Unter MiFID II werden den Kunden erheblich mehr Informationen zur Verfügung gestellt als heute. Dies erfordert Upgrades an Systemen und Prozessen. Beispielsweise sollen die Kunden Zugang zu Quartalsberichten über Portfolios und – wenn nötig – auch Zugang zu den entsprechenden Hintergrundinformationen erhalten. Vermögensberater müssen Kunden, die sie anlagetechnisch beraten haben, Zusatzinformationen zur Verfügung stellen. Dies beinhaltet die empfohlenen Finanzinstrumente inklusive aller Kosten und Gebühren sowie deren Einfluss auf die künftigen Gewinne der Kunden, Kundenvereinbarungen (detaillierter als bisher erforderlich) und Informationen zu den Vermögenswerten der Kunden. Zweifelsohne werden Tätigkeiten im Bereich Vermögensberatung am stärksten betroffen sein. Aber sich zu sorgen, hilft nicht. Denn Priorisierung ist für die erfolgreiche Umsetzung von MiFID II wesentlich. Dies bedeutet, dass Unternehmen den Fokus auf den notwendigen technologischen Wandel in ihren Prozessen legen müssen. Dies zieht sich vom Front über das Middle bis ins Back Office.

Front Office

Was das Front Office betrifft, so müssen Unternehmen die wesentlichen Anforderungen von MiFID II für Investitionsstrategie und Portfolioaufbau beachten. Dies erstreckt sich auf belegbare Bewertungen der Investitionsziele und Risikofreude der Kunden sowie ihre Fähigkeit, Verluste zu tragen.

Middle Office

Auch wenn Vermögensberater die technischen Änderungen im Front Office zuerst angehen sollten, werden die Auswirkungen von MiFID II dennoch in allen Bereichen spürbar sein. Im Middle Office müssen Unternehmen Bereiche wie Leistungsmanagement, Treasury Operations und Berichterstattung an die Investoren, Regulierungsbehörden und Risikomanager berücksichtigen.

Back Office

Buchhaltung und Aktenführung sind die naheliegendsten Bereiche, auf die man sich konzentrieren sollte, wobei bei der Aktenführung vor allem auf unstrukturierte Daten geachtet werden sollte. Aufgaben der Fondsverwaltung, wie beispielsweise Berichterstattung des Vorstandes, sowie Aufgaben der Vermögenswert-Bedienung, Compliance und Datenverwaltung werden ebenfalls betroffen sein.

Fazit

MiFID II stellt die Vermögensberatung vor einige außergewöhnliche Herausforderungen. Nicht nur der zeitliche Rahmen ist begrenzt, auch die Anforderungen aller involvierten Abteilungen müssen schnellstmöglich erarbeitet werden. Banken müssen zeitnah mit ihrem Evaluierungsprozess beginnen. Innerhalb eines RFI-Prozesses können alle Anforderungen und Vorgaben definiert werden. Nur so können sie sich in den verbleibenden 15 Monaten richtig auf die Einführung und Umsetzung von MiFID II vorbereiten.