Deadline – Lifeline – Headline

• 330 Basispunkte: Für Trichet ist der Renditeaufschlag auf Ouzo-Bonds kein Grund für ein Rettungspaket • Lifeline: US Konjunkturdaten deuten einen „sich selbst tragenden“ Aufschwung an • Headline: Europäische Zentralbank wird diese Woche wohl keine Schlagzeilen produzieren Daily Market Snapshot by Kornelius Purps, Fixed Income Strategist, UniCredit Bank AG   Guten Morgen, heute ist Dienstag, der…


• 330 Basispunkte: Für Trichet ist der Renditeaufschlag auf Ouzo-Bonds kein Grund für ein Rettungspaket

• Lifeline: US Konjunkturdaten deuten einen „sich selbst tragenden“ Aufschwung an

• Headline: Europäische Zentralbank wird diese Woche wohl keine Schlagzeilen produzieren

Daily Market Snapshot by Kornelius Purps, Fixed Income Strategist, UniCredit Bank AG

 

Guten Morgen, heute ist Dienstag, der 06. April 2010 !

Willkommen zurück aus der Osterpause. Heute melde ich mich bei Ihnen aus Budapest. Dessen Stadtväter bewiesen bei der Architektur ihres neuen Nationaltheaters eine bemerkenswerte Weitsicht. Das im Jahre 2002 fertiggestellte Gebäude ist umgeben von einem Park mitsamt künstlichem Teich. Und in diesem Teich liegt, einem Mahnmal gleich, halb unter Wasser und dramatisch illuminiert, die Front eines schwer beschädigten Parthenon-ähnlichen Säulenbauwerks. In stärkeren Bildern lassen sich die gegenwärtigen Probleme Griechenlands wohl kaum demonstrieren. Außerdem wird die Hauptstadt Ungarns derzeit vermutlich von einer fremden Dynastie unterwandert. An fast jedem Hauseingang stehen die Namen „Húzni Pull“ und „Tolni Push“. Wer sind diese Figuren? Am kommenden Wochenende finden in Ungarn Parlamentswahlen statt. Nicht ausgeschlossen, dass Húzni & Tolni dort unter einem Pseudonym für eine der etablierten Parteien in die Volksvertretung einzuziehen versuchen.


Auch in Großbritannien finden demnächst Wahlen statt. Traditionsgemäß darf der amtierende Premier den Wahltermin so kurzfristig anberaumen, dass ein Streik im Druckereigewerbe den gesamten Ballot gefährden würde. Pressemeldungen zufolge wird Premier Gordon Brown am heutigen Tag verkünden, an welchem Tag die Bürger des Königreichs an die Urnen gerufen werden. Seit Wochen hält sich hartnäckig der 6. Mai als Gerücht. Internationale Beobachter (ja, dazu zählen auch wir!) befürchten, dass es bei der Wahl zu keinen eindeutigen Mehrheiten kommen wird. In Großbritannien dominieren zwei Parteien: die regierende Labour-Partei und die Konservativen, angeführt von David Cameron. Umfragen zufolge schafft es keine dieser Parteien, eine Mehrheit der Bevölkerung hinter sich zu vereinen. Jüngste Umfragen sehen die Konservativen zwar bei einem Vorsprung von rund zehn Prozentpunkten, das reicht in dem komplizierten Wahlsystem jedoch noch lange nicht zu einer sicheren Regierungsmehrheit. Unklare politische Verhältnisse dürften unpopuläre Entscheidungen zur Reduzierung des Haushaltsdefizits im Volumen von rund 12%/BIP sicherlich erschweren. Diese Aussicht ist ein gewichtiger Grund hinter der Schwäche des britischen Pfundes der letzten Wochen. Mit einem sich zunehmenden Stimmenvorsprung der Konservativen konnte sich das Pfund in den vergangenen Tagen immerhin stabilisieren. Der mittelfristige Ausblick für die britische Währung dürfte maßgeblich vom Ausgang der Parlamentswahl bestimmt werden. Auf eine einfache Formel gebracht: Eine klare Regierungsmehrheit bedeutet ein festes Pfund – et vice versa.

An den Aktienmärkten haben politische Börsen bekannterweise eher kurze Beine. Hier ergötzt man sich dieser Tage an einem Schwung äußerst erfreulicher Konjunkturdaten, insbesondere aus den USA. Der karfreitägliche Arbeitsmarktbericht zeigte einen Netto-Aufbau von 162 Tausend Stellen. War das noch wenig berauschend, so überzeugte die neue „NFP Kernrate“. Der Stellenaufbau unter Ausschluss der staatlichen Einstellungen zur Durchführung des „Zensus 2010“ betrug 114 Tausend – und das wiederum lag deutlich über den Erwartungen. Garniert wurden die US Arbeitsmarktdaten durch überzeugende Anstiege in beiden ISM Indizes. Verbreitetes Urteil der Analystenschar: Der Aufschwung der US-Wirtschaft fängt langsam an, sich selbst zu tragen.

So erwarten wir nach vier Tagen Handelspause einen sportlichen Start an den hiesigen Aktienbörsen, auch wenn die US Futures heute früh etwas gedämpft daherkommen. Staatsanleihen tendieren derweil schwächer; die 10-Jahres US-Rendite übersprang kurzzeitig die Marke von 4,00%. Auch der Bund Future dürfte heute einigen Gegenwind verspüren. Der Euro schwächelt auch wieder und EUR-USD nähert sich der Marke von 1,34. In den kommenden Tagen kommen aus den USA so gut wie keine Zahlen mehr. Es dominieren Daten zur Industrieproduktion in Deutschland (Do), Frankreich (Fr) und U.K. (Do). Frankenbullen sind auf Zahlen zur Schweizer Inflationsrate (heute 9:15h) fokussiert. Rentenbären registrieren die heutige Zinsanhebung in Australien (von 4,00% auf 4,25%) und warten auf die Minutes des letzten FOMC Treffens am Abend. Am Donnerstag halten die EZB und die BoE ihre routinemäßigen Sitzungen ab – voraussichtlich ohne marktbewegende Statements. Eine Schlagzeile wert wäre es allerdings, sollten in der Diskussion um die Nachfolge Jean-Claude Trichets die Namen Húzni oder Tolni fallen…

Foto Kornelius Purbs & Logo UniKredit Bank AG © by UniKredit Bank AG / Titelfoto © by aGinger – www.iStockfoto.com