Der 1. Finanzplatztag in Frankfurt

th – Vom 12. – 13.4. fand in der IHK-Frankfurt der 1. Finanzplatztag statt. Eine Kombination aus Kongressprogramm und Ausstellung lockte die Fachbesucher für eineinhalb Tage von ihrem Schreibtisch weg. Die Idee geht in die richtige Richtung. Wenn wir auch ausländische Banken mit ihren Aktivitäten nach Deutschland holen wollen, dann braucht es eine nachhaltige PR-…


th – Vom 12. – 13.4. fand in der IHK-Frankfurt der 1. Finanzplatztag statt. Eine Kombination aus Kongressprogramm und Ausstellung lockte die Fachbesucher für eineinhalb Tage von ihrem Schreibtisch weg.

Die Idee geht in die richtige Richtung. Wenn wir auch ausländische Banken mit ihren Aktivitäten nach Deutschland holen wollen, dann braucht es eine nachhaltige PR- und Marketingarbeit rund um den Finanzplatz Deutschland. Und der ist nun mal in Frankfurt. An dieser Tatsache führt kein Weg vorbei, wenngleich in Frankfurt nur die Skyline eine Großstadt vermuten lässt. Mit 660.000 Einwohnern und der Flucht von etlichen Tausend Arbeitnehmern am Abend in die Umgebung von Frankfurt ist die City aus Sicht vieler internationaler Großstädter von einer Großstadt entfernt.

Und so lautet ein Ergebnis der Studie „Finanzplatz Frankfurt und Asien – Eine wachsende Beziehung“ aus dem Hause der HELABA, welche am 12.3. von Frau Dr. Traud, Chefvolkswirtin der HELABA, präsentiert wurde, dass den befragten Asiaten Shopping- und Sightseeingmöglichkeiten in Frankfurt fehlen und die Öffnungszeiten nicht dem gewohnten Großstadtniveau entsprechen. Darüber hinaus lobten die Befragten den Standort als Finanzstandort jedoch beinahe uneingeschränkt.

Der 1. Finanzplatztag startete mit einem Vortrag von Prof. Dr. Hüther, vom Institut der deutschen Wirtschaft. Er gab einen Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und die Trends an den Finanzmärkten. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 55% räumte er ein, dass im Fall einer tiefen US-Rezession, diese auf Deutschland durchschlägt und das Wachstum auf ca. 0,9% schrumpfen lässt. Eine globale Krise im Finanzsektor sieht er derzeit jedoch nicht.

Erst nach dem Mittagsnetworking erschien dann die politische Prominenz aus Frankfurt und Hessen, was der Veranstaltung ab Mittag noch weitere Teilnehmer beschert hat.

Charmant und mit Tiefgang eingeführt hat den Nachmittag Ernst Padberg, Verleger der Börsenzeitung und das, obwohl Frau Dr. Roth auf sich warten ließ. Er mahnte vor einer Verallgemeinerung aller Finanzplatzakteure vor dem Hintergrund von Managergehältern und eigenmächtigen Steuerverkürzungen.

Nachdem Frau Dr. Roth leicht verspätet in der IHK angekommen war, war das einzige Highlight Ihres Vortrags die Begrüßung von Ministerpräsident Koch mit den  Worten, „ich bin auch zu spät gekommen“. Ein richtiges Engagement für den Finanzplatz Frankfurt fehlte jedoch über weite Strecken. Wahrscheinlich aus ihrer Sicht nicht nötig, denn wer zweifelt schon an einem Finanzplatz Deutschland mit dem Sitz der EZB. Und so gab es auch eine Absage an eine Senkung des Gewerbesteuerhebesatzes, welcher die Börse dazu bewegt hat, nach Eschborn umzuziehen.

 Roland Koch, wahrscheinlich gestärkt durch die Schwäche aus dem gegnerischen Lager, blühte indes auf und konnte mit einem guten Vortrag politisch wieder einiges wett machen. Allerdings vermutete man auch nur sehr wenige politische Gegner im Publikum. Koch lobte die Entwicklung des Finanzplatzes und mahnte die Politik Innovationen zuzulassen, nachdem REITS nun von Deutschen Banken in Luxembourg aufgelegt werden und nicht in Deutschland. Zudem stellte er die Forderung auf, die BaFin nach Frankfurt zu holen, um die Wege für die Aufsicht zu verkürzen.

Eine gut besetzte Podiumsdiskussion rundete den ersten Tag in der IHK ab, wenngleich durch die hohe Anzahl der „Mitdiskutanten“ eine richtige Diskussion nicht aufkommen wollte. Alle Teilnehmer auf der Bühne waren sich einig, dass es ein gemeinsames Marketing für den Standort geben müsse, aber die Verantwortung wurde eher delegiert. Leider blieb offen an wen.

Und so ist es gut, dass die WM-Gruppe mit dem Event einen ersten Schritt in eine hoffentlich dauerhafte Einrichtung in Frankfurt gemacht hat. Es ist wichtig, in Frankfurt alle Beteiligten der Branche einzubeziehen und nicht Marketing und Imagewerbung am grünen Tisch mit Vorständen und Politkern zu betreiben. Wenn man am Image der Bankbranche schrauben möchte, dann ist es sicherlich nicht verkehrt den Schraubenzieher in Frankfurt anzusetzen.

Fotomaterial: WM-Gruppe