Autor: Alec Ross
Euro: 25,99
379 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-86470-392-8
Plassen Verlag
Das Interesse an der Zukunft ist groß. Die Beliebtheit kürzlich erschienener Werke wie Chuck Klostermans Sachbuch „But What If We’re Wrong?“ und „The Inevitable” von Kevin Kelly zeugen von einer Angst vor der Welt von morgen. In Zeiten großer Unsicherheiten – Stichwort Flüchtlingskrise, Brexit und Trump – fragt man sich: „Was kommt als Nächstes?“
Auch Alec Ross beschäftigt sich in seinem Buch „Die Wirtschaftswelt der Zukunft“ mit der Frage, wie technologischer Fortschritt unser Leben verändern wird. Der ehemalige Innovationsberater von US-Außenministerin Hillary Clinton zeichnet ein ungewohnt optimistisches Bild der Zukunft – eine globalisierte Welt, deren Bewohner nie dagewesene Gesundheit und Wohlstand genießen. Alte Menschen pflegen, Autos fahren, Kinder unterrichten – all diese Aufgaben übernehmen schon bald Roboter für uns, und zwar sehr viel effektiver als es Menschen jemals könnten. „Sie werden Ihren Job stehlen und sie werden Sie zukünftig betreuen“, wie Ross es treffend beschreibt.
Robotik, Genetik, Finanzen
Im Kampf um die Vorherrschaft in dieser Branche könnten der westlichen Welt vor allem ihre kulturellen Vorbehalte gegenüber der Robotik zum Verhängnis werden, denn diese seien bei der asiatischen Konkurrenz weitaus weniger stark ausgeprägt. Neben der Robotik sieht Ross auch die Genetik als Wirtschaftszweig der Zukunft. Laut Ross werde sie sich in den nächsten 20 Jahren in eine Billionen-Dollar-Industrie verwandeln und hohe Ziele wie die Verlangsamung oder gar Umkehrung des Alterungsprozesses verfolgen.
Seine Vorhersagen über den Finanz- und Dienstleistungssektor stehen ganz im Zeichen der Digitalisierung. Ross setzt große Hoffnungen in Kryptowährungen wie Bitcoins, vor allem aber in ihre Blockchain-Technologie. Diese könne zum Standardprotokoll für digitale Währungen werden und so die globale Finanzbranche revolutionieren. „Der Pakt zwischen Wirtschaft, Bürger und Staat wird neu geschrieben werden müssen“, so prophezeit Ross. Die Vorhersagen des Autors mögen auf den ersten Blick nach blindem Fortschrittsglauben klingen, schließlich bieten Genetik und die Automatisierung von Arbeit zahlreiche Gründe, skeptisch zu sein. Ross ist jedoch bemüht, auch auf die Ängste der Bevölkerung einzugehen, und wägt stets die Gefahren und Möglichkeiten des technischen Fortschritts gegeneinander ab. Dabei verwendet er einen Großteil des Buches auf eine Ist-Analyse, in der er den Status quo des jeweiligen Wirtschaftszweigs in einen globalen Kontext setzt. Dadurch werden seine Schlussfolgerungen zwar nachvollziehbarer, es bleibt jedoch weniger Raum für ein detailliertes Bild der Zukunft.
Fazit
Das Werk besticht vor allem durch die umfangreichen internationalen Erfahrungen des Autors, die ihm durch seine Position als Innovationsberater des US-Außenministeriums ermöglicht worden sind. Obwohl Ross in seiner Prognose der für ihn zukünftig relevanten Branchen kaum Überraschungen bietet, hebt er sich durch seine globale Perspektive, die auch Tech-Underdogs aus Entwicklungs- und Schwellenländern nicht vernachlässigt, von der eurozentrischen Sichtweise vieler seiner Kollegen ab.