Was aber sind die Fakten? Die aktuelle Welle der Digitalisierung und Automatisierung ist dabei, viele Arbeitsweisen und Wertschöpfungsketten grundlegend zu verändern. Für manche Unternehmen lautet das Kernthema „Industrie 4.0“, andere sehen eher die Herausforderungen durch neue, digitale Wettbewerber im Zentrum der Entwicklung. Auch die letztjährige Studie der Commerzbank im Rahmen der „Unternehmerperspektiven“ hat gezeigt: Unter dem Oberbegriff Digitalisierung verstecken sich eine ganze Reihe von individuellen Herausforderungen, die sich durch neue Technologien, aber vor allem auch durch neue Herangehensweisen ergeben. Die Stichworte in diesem Zusammenhang sind Inkubaktion, Rapid Prototyping, Design Thinking, Crowdsourcing usw.
Nur 15 Prozent digitale Vorreiter
In dieser aktuellen Phase der Sortierung von Begriffen und Möglichkeiten haben im deutschen Mittelstand gerade einmal 15 Prozent der Unternehmen einen Stand erreicht, der sie als digitale Vorreiter charakterisiert. Eine Zustandsbeschreibung, die auch viele andere Studien und Beobachtungen stützen; die meisten davon mit einem eher kritischen Unterton angesichts der wachsenden globalen Wettkampflage rund um neue digitale Geschäftsmodelle und Services.
Auch Banken Teil des digitalen Neulands
Was heißt all das für die Bank(en) an der Seite der Unternehmer? Auch die Finanzwirtschaft ist Teil dieser Reise in das digitale „Neuland“. Wie auch die meisten anderen Branchen, sind Banken zwar schon seit der Erfindung des Computers auf dem Weg, neue Technologien nutzbar zu machen und in das bestehende Geschäftsmodell zu integrieren. Das alleine reicht aber inzwischen nicht mehr aus. Wie auch bei unseren Kunden, schlagen die neuen Wellen der digitalen Veränderung inzwischen zu tief in die Grundfesten des angestammten Geschäftsmodells hinein, als das die bekannten Vorgehensmodelle noch ausreichen könnten.
Wer dabei an die Herausforderungen durch Fintechs und andere digitale Spieler denkt, hat nur einen Teil der neuen Wahrheit erfasst. Es sind auch die Kunden (und Nichtkunden), die manch ungewohnte Frage stellen. So verändert sich zum Beispiel das Investitionsverhalten in manchen Branchen massiv; weg vom klassisch finanzierten Maschinenpark, hin zu mehr Software-Investitionen und „pay-per-use“ Modellen.
Es braucht neue Antworten
Für beide Flanken in diesem neuen Spiel braucht es neue Antworten. Und diese Antworten liegen naturgemäß nicht als Patentrezepte vor, sondern müssen individuell und eher experimentell gefunden werden.
Für den ersten Teil – den Umgang mit der Fintech-Welle – ist große Offenheit nötig. Im Dialog auf Augenhöhe mit den meist kleinen, aber sehr umtriebig-ambitionierten Mitspielern sind neue Tugenden gefragt. Die Rolle der Prinzessin, die zaghaft Frösche küssen muss, um irgendwann den Prinzen zu finden, passt nicht recht in das tradierte Bild des Nadelstreifen-Bankers. Das Beispiel des main incubators und der dort erfolgreich etablierten Community rund um das Veranstaltungsformat „between the towers“ zeigt, dass auch einer Großbank (=Commerzbank) diese neue Haltung gut gelingen kann.
Für den zweiten Teil –die neuen Kundenanforderungen- ist ebenfalls Offenheit gefragt; für einen intensiven Kundendialog ebenso wie für eine Kultur des „trial and error“. In einem regulierten Umfeld, in dem jede Produktinnovation mit viel administrativem Aufwand verbunden ist, wird das nicht ohne Schmerzen gehen. Und ist dennoch ohne Alternative.
Fazit
Keine Bank kann heute von sich behaupten, anderen Branchen in dieser neuen Zeit weit voraus zu sein. Für uns als Commerzbank ist daher klar: Wir sind gemeinsam mit unseren Kunden auf diesem Weg der digitalen Transformation. Unser Anspruch ist, immer wieder Impulse und Wegzeichen zu setzen, aber oft eben eher im Gleichschritt und nahe an den realen Bedürfnissen unterwegs zu sein. Ein Anspruch, wie gesagt. Wie gut wir diesen einlösen, erfahren wir einzig und allein von unseren Kunden.