Eine gute Entscheidung gegen die Inflation?

th – Die Entscheidung der EZB, die Zinsen in der vergangenen Woche zu erhöhen, war für Kenner der Finanzmärkte keine besondere Überraschung. Das Mandat der EZB ist die Preisstabilität. Und eben diese Preisstabilität sieht die EZB bei einer Inflation im Euroraum von derzeit durchschnittlich 4% deutlich, sprich 50% über dem, was noch akzeptabel ist. Indes…


th – Die Entscheidung der EZB, die Zinsen in der vergangenen Woche zu erhöhen, war für Kenner der Finanzmärkte keine besondere Überraschung. Das Mandat der EZB ist die Preisstabilität.

Und eben diese Preisstabilität sieht die EZB bei einer Inflation im Euroraum von derzeit durchschnittlich 4% deutlich, sprich 50% über dem, was noch akzeptabel ist. Indes haben sich natürlich die Wirtschaftslenker der Nationen – allen voran der Französische Präsident Nicolas Sarkozy – scharf gegen die Zinserhöhung ausgesprochen, liegt ihnen doch das wirtschaftliche Wachstum näher am Herzen als die Bekämpfung der Inflation, denn damit lassen sich in der Regel keine Wähler gewinnen. „Diese Situation bringt die EZB in eine sehr schwierige Position, denn Politiker bevorzugen eine gemäßigtere Form der Geldpolitik: schwächelt die Wirtschaft, müssen die Zinsen niedrig sein. Doch nach der Zinserhöhung könnte nun auch der Euro anziehen – bereits jetzt ist der starke Euro problematisch für die exportierenden Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen für die Konsumenten weltweit immer teurer werden“, erläutert Quentin Fitzsimmons, Head of Government Bonds bei Threadneedle, die möglichen Konsequenzen der Zinsentscheidung. Die Zinsentscheidung der EZB wird den steigenden Ölpreis nicht aufhalten, dieser und ein starker Euro jedoch für weitere Preissteigerungen sorgen.

 

Lohn-Preis-Spirale?

Auch die Beschäftigten, die in den aktuellen Tarifrunden nach mehr Einkommen rufen, um mit der Preissteigerung mitzuhalten, werden sich um das Signal aus Frankfurt wenig kümmern, denn ihnen liegt das eigene Portemonnaie näher als das Wohl der Gesamtwirtschaft. Schützenhilfe kommt dagegen aus den Reihen der Banken, allen voran vom Bankenverband aus Berlin. „Die EZB tut das stabilitätspolitisch Gebotene“, erklärte Prof. Dr. Manfred Weber, Geschäftsführender Vorstand des Verbandes. Löhne, aber auch die Preise an den Finanzmärkten signalisierten steigende Inflationserwartungen. Vor diesem Hintergrund sei der Zinsschritt notwendig, denn die EZB müsse bestrebt sein, die Inflationserwartungen rechtzeitig zu dämpfen. Je länger sie warte, desto schärfer müssten dann die zinspolitischen Maßnahmen ausfallen, um zu verhindern, dass sich der Inflationsprozess fortsetzt.

Risiko: Stagflation

Das Risiko einer Stagflation für Deutschland und den Euroraum ist sicherlich nicht mehr von der Hand zu weisen und die Gegensteuerung für Politik und Notenbanken fürwahr keine leichte Aufgabe. Einer Stagflation, so Weber, wirke man jedoch nicht mit einer allzu laschen Inflationspolitik entgegen. Deutschland braucht jetzt eine auf Stabilitätsbewusstsein ausgerichtete Notenbank, Tarifparteien mit Maß und einem Blick für die aktuelle Situation sowie eine Politik, die wachstumsfördernde Rahmenbedingungen schafft. Nur so kann der Preisauftrieb gebremst werden und die Wirtschaft zu Wachstum und Stärke zurückkehren.

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