Erwachet!

Zugegeben, die Überschrift ist geklaut, aber wach werden sollte unsere Branche trotzdem. Da werden diesen Sommer etwa 4.300 Studenten über ihre Einstellung zum Leben und Berufsleben befragt, und wieder einmal gibt es keine Unruhe im Banklager. Das ist komisch. Denn aus der aktuellen Befragung von Ernst & Young möchte kaum noch jemand in Banken arbeiten,…


Zugegeben, die Überschrift ist geklaut, aber wach werden sollte unsere Branche trotzdem.

Da werden diesen Sommer etwa 4.300 Studenten über ihre Einstellung zum Leben und Berufsleben befragt, und wieder einmal gibt es keine Unruhe im Banklager. Das ist komisch. Denn aus der aktuellen Befragung von Ernst & Young möchte kaum noch jemand in Banken arbeiten, jeder Dritte stattdessen aber gerne bei Vater Staat. Das können wir sogar nachvollziehen, denn wer klug genug  für einen akademischen Grad ist, hat den Schummel um sichere Renten natürlich längst durchschaut. Mit ihrer persönlichen Situation sind die Befragten zufrieden, für 73 Prozent ist die Familie am wichtigsten, und die Eltern gelten immer noch als Vorbild. Tadellos, diese an altmodischen Werten orientierte Gruppe. Mehr als 50 Stunden wollen indes nur sechs Prozent der Studenten arbeiten. Die 15 Prozent, die in einer Unternehmensberatung ihre Arbeitskraft lassen wollen, werden sich wohl noch das ein oder andere Horn abstoßen müssen. Oder die Beratungsschmieden werden ihre Ansprüche an Nachtschichten herunterschrauben müssen. Einzig positiver Wert für die Bank- und Versicherungsbranche: Zwei Drittel wollen nicht länger als vier Jahre beim ersten Arbeitgeber verweilen. Und wenn Sie sich jetzt fragen, wieso denn ausgerechnet dieser Wert positiv sein soll, will ich die Aufl ösung nicht für mich behalten. Nur drei Prozent der Studenten zieht es in eine Versicherung, fünf Prozent wollen zu einer Bank. Da können Sie hoff en, dass die restlichen 95 Prozent nach vier Jahren noch umdenken. Nun, Ursachen für die Unbeliebtheit der Bankbranche gibt es sicher manche. Spätestens seit der Finanzkrise muss auch dem letzten Verantwortlichen klar sein, dass das Imageproblem der Finanzinstitute einen weitaus gewaltigeren Schaden genommen hat, als manchen bewusst gewesen ist. Jahrelange Umstrukturierungen, Filialschließungen, Stellenabbau und Skandale haben aus einem höchst angesehenen Berufsstand so etwas wie ein Sorgenkind für die Personaler gemacht. Nicht zuletzt die geringen Auszubildendenzahlen sprechen dafür: Nur knapp 80 Prozent der Azubiplätze konnten zuletzt mit Nachwuchskräften besetzt werden. Also, liebe Bankbranche. Die Fintechs nehmen Euch Euer Geschäftsmodell weg. Und alle anderen die Talente. Höchste Zeit aufzuwachen. Es ist 2 vor 12!