Franchisebanking

Franchisenehmer müssen nicht nur die Ware und die einheitliche Ausstattung vom Franchisegeber abnehmen, oft werden ihnen auch bis ins letzte Detail sämtliche Prozesse vorgegeben. Wenn es gut läuft, dann klingeln auf beiden Seiten die Kassen. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Bank Überlegungen anstellt die Tarifverträge für Mitarbeiter von Bankfilialen zu umgehen und…


Franchisenehmer müssen nicht nur die Ware und die einheitliche Ausstattung vom Franchisegeber abnehmen, oft werden ihnen auch bis ins letzte Detail sämtliche Prozesse vorgegeben. Wenn es gut läuft, dann klingeln auf beiden Seiten die Kassen.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Bank Überlegungen anstellt die Tarifverträge für Mitarbeiter von Bankfilialen zu umgehen und diese in rechtlich eigenständige Geschäftseinheiten zu überführen. Jetzt will die HypoVereinsbank schlüsselfertige Geschäftsstellen in die Regionen stellen, in denen die Bank derzeit noch nicht flächendeckend vertreten ist. Als übergeordnetes System soll dabei „Franchise“ herhalten, sozusagen McDonald‘s für Finanzkunden. Neu ist die Bankfiliale im Franchisesystem nicht, denn auch die Deutsche Bank betreibt mit freien Finanzberatern über 100 Filialen nach diesem Konzept.

Bei einer Konferenz in der vergangenen Woche hat Privatkundenchef Peter Buschbeck das neue Modell vorgestellt. Schlüsselfertige Filialen sollen im HVB-Look an freie Berater übergeben werden. Einen Geldautomaten gibt es inklusive. Ob sich das Erfolgsmodell „Franchise“ indes auch auf Bankfilialen übertragen lässt bleibt fraglich, denn der Erfolg liegt eben nicht nur in der Qualität der Burger (Anlage- und Kreditprodukte), in der Markenbekanntheit und der Standortauswahl, sondern auch in der gnadenlosen Vorgabe von Prozessen. Bei McDonald‘s sollen den Burgerbrätern sogar vorgegeben werden, ob sie die Brötchen mit der linken oder die Gurke mit der rechten Hand zu einem Burger zusammenbauen.

Übertragen auf die Franchisefiliale müssten die Beratungsprozesse bis ins kleinste Detail vorgegeben werden. Das würde – vorausgesetzt die Vorgaben stimmen – Frau Aigner bestimmt freuen, denn dann gibt es nur noch BaFin-konforme Beratungsklone, die auf Finanzkunden losgelassen werden.

Bleibt die Frage, ob sich freie Berater für ein solches System finden lassen, für das sie eine Franchisegebühr entrichten und sich in der Regel an den Kosten der Geschäftsstelle beteiligen. Neben den Kosten dürfen die Berater zudem ausschließlich Unicredit-Produkte verkaufen. Gerade weil die HypoVereinsbank mit diesem Konzept in Regionen vorstoßen will, in denen sie unbekanntist, scheint das Risiko für den Franchisenehmer nicht zu unterschätzen.

Foto von Wojciech Grzejdziak – www.istockphoto.de