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Gehaltsgürtel enger schnallen

Der Topmanager verdient gut. Exorbitant gut. Der Gehaltscheck weist nicht selten einen sechsstelligen Betrag aus. Nun fordern Politiker und Bürger Regeln gegen Gehaltexzesse. Das Leben der Dagobert Ducks könnte bald ein Ende haben. Als Topmanager hat man ausgesorgt. Nicht nur beruflich steht man auf dem höchsten Punkt der Karriereleiter, auch der Verdienst reicht für ein…


Der Topmanager verdient gut. Exorbitant gut. Der Gehaltscheck weist nicht selten einen sechsstelligen Betrag aus. Nun fordern Politiker und Bürger Regeln gegen Gehaltexzesse. Das Leben der Dagobert Ducks könnte bald ein Ende haben.

Als Topmanager hat man ausgesorgt. Nicht nur beruflich steht man auf dem höchsten Punkt der Karriereleiter, auch der Verdienst reicht für ein Lotterleben. Nun soll dem Salär der Gürtel enger geschnallt werden. Wer hat’s erfunden? Die Anregung zu diesem Schritt kommt, wie schon die berühmten Kräuterbonbons, aus der Schweiz. Anfang März hatten die Schweizer einem Volksbegehren gegen überzogene Managervergütungen mit großer Mehrheit zugestimmt. Die Initiative „Gegen die Abzockerei“ zielt darauf ab, Exzesse bei Bonus-Zahlungen, Abfindungen und Gehältern für Manager börsennotierter Unternehmen durch die Stärkung der Aktionärsrechte zu unterbinden. Die Kampagne wurde ausgelöst durch die Millionenabfindung in Höhe von 72 Millionen Franken, also rund 58,8 Millionen Euro des zurückgetretenen Chefs des Pharmakonzerns Novartis, Daniel Vasella.

 

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Nun fordern auch deutsche Politiker Regeln gegen die Gehaltsexzesse. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich zunächst gegen eine gesetzliche Regelung für Gehälter ausgesprochen hatte, schwenkt um. „Maßlosigkeit darf in einer freien und sozialen Gesellschaft nicht sein“, kritisierte die Kanzlerin gegenüber der Zeitung „Freie Presse“ aus Chemnitz. Die wirtschaftsfreundliche FDP und die sozialen Linken unterstützt dieses Vorgehen. „Dass ein DAX-Vorstand 54 mal so viel verdient wie ein Angestellter, ist sachlich durch nichts als Gier zu begründen“, sagte Linken-Parteichefin Katja Kipping den Zeitungen der „WAZ“-Gruppe. FDP-Fraktionschef Brüderle mahnt außerdem zur Eile, wie die FAZ berichtete. Über die Höhe von Managervergütungen sollen die Aktionäre jährlich entscheiden können. Bislang werden Vorstandsgehälter vom Aufsichtsrat festgelegt. Anteilseigner durften zwar auch abstimmen, hatten aber wenig Einfluss auf das Vergütungssystem. Für Banker gelten dank der EU enge Grenzen: Der Bonus darf danach grundsätzlich höchstens so hoch sein wie das Grundgehalt.

Die Deutschen wird diese Regelung sicherlich freuen. Laut den aktuellen Ergebnissen einer Umfrage von N24 werden Manager als überbezahlt und sozial verantwortungslos gesehen. 91 Prozent der Deutschen halten Managergehälter für „zu hoch“, nur ein Prozent der Befragten findet das Gehalt „etwas zu niedrig“. Die Mehrheit (67 Prozent) verlangt ein gesetzliches Gehaltslimit. Insbesondere Managergeführte Konzerne haben eine schlechte Reputation. Während das Image von Managern in mittelständischen Familienunternehmen noch positiv ist, wird Managern von Großkonzernen vor allem mangelnde Verantwortung für die Mitarbeiter (90 Prozent) und hauptsächlich Interesse an kurzfristiger Gewinnmaximierung (92 Prozent) vorgeworfen. Den Mittelständlern unterstellen nur 19 Prozent der Deutschen kurzfristige Gewinnmaximierung als oberstes Ziel.

Der Grund nach der sehr großzügigen Vergütung der Managerelite bleibt offen. Deutsche Topmanager müssen international wettbewerbsfähig sein und so auch honoriert werden, sonst besteht die Gefahr, dass sie leicht abgeworben werden. Fakt ist, die Gehälter weltweit sind astronomisch. Im Jahr 2008 kassierte Larry Ellison, Chef des Software-Konzerns Oracle, 630 Millionen Dollar. In nur einem Jahr. Eine Studie der Hay Group, die Ende 2012 veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Managergehälter in den Schwellenländern bereits das Niveau von den USA und Europa erreicht haben. Der Durchschnittsgehalt von Spitzenmanagern lag 2012 bei 154.847 Dollar. Nordrhein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans glaubt jedoch nicht an eine Beeinträchtigung der Konkurrenzfähigkeit. „Mir kann niemand erzählen, dass sich unterhalb eines gesicherten Millionengehalts keine erfahrenen Menschen mehr finden lassen, die ein Unternehmen mit dem notwendigen Engagement führen würden“, sagte er.

Bei Managern, weltweit wohlgemerkt, handelt es sich in den seltensten Fällen um Unternehmer. Es sind Angestellte mit Vorstandsrang. Kaum einer investiert Wagemut und Risikobereitschaft in seine Arbeit. Sie haften nicht mit eigenem Kapital. Das Einkommen symbolisiert nicht die Marktdaten, sondern Macht. Man hat die Macht und nutzt sie für das eigene Konto. Das einzige Risiko, dem die Manager ausgesetzt sind, ist das Risiko des Jobverlusts. Ein Risiko, dem jeder andere Beschäftigte ausgesetzt ist, allerdings ohne sechststellige Abfindungsklausel im Vertrag.

Foto von Steven Blandin – www.istockphoto.de