Hilflos

Die tradierten Erlösmodelle der Banken verschwinden allmählich. Der Kostendruck steigt unaufhörlich. Das macht erfinderisch.


Gebühren für Bargeld Abhebungen
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In den „guten alten Zeiten“ konnte man sich als neuer Banklenker einfach auf den Stuhl seines Vorgängers setzen und „seine“ Bank so verwalten, wie jener es in den ganzen Jahren zuvor getan hat: hier und da einen Spendenscheck an den regionalen Sportverein aushändigen und einmal im Jahr die Bilanz unterschreiben. Der Rest lief so vor sich hin.

Jetzt gibt es Wettbewerb (ja okay, den gab es schon immer), ständig wachsende regulatorische Anforderungen, Digitalisierung und negative Zinsen. Und auf einmal macht es nicht mehr so viel Freude, die Bilanz zum 31.12. abzusegnen. Mehr denn je ist nun das unternehmerische Geschick des Vorstands gefordert. Kosten einzusparen, ist im Grunde einfach, auch das ist seit über 20 Jahren geübte Praxis. Fusionieren, Filialen schließen und Personal abbauen. Mehr geht nicht. Vertriebsunternehmen tun indes gut daran, die Einnahmen zu erhöhen, zum Beispiel mit Gebühren für das Abheben von Bargeld am Automaten.

Dazu sagte der oberste Chef der Sparkassen Georg Fahrenschon zwar im September 2016: „Niemals.“ Allerdings ist das im politischen Milieu Berlin mit dem Geschwätz von gestern immer so eine Sache. Es gibt natürlich auch Gebühren-Befürworter. Jede Leistung hat schließlich seinen Preis. Nur, wenn etwas Jahrzehnte lang kostenlos ist, und zwar in einer Zeit, in der Banken mit anderen Dienstleistungen Milliarden verdient haben, dann ist dieser Schritt dem Kunden schwer zu vermitteln. Sich nach diesem Aktionismus über das mediale und gesellschaftliche Echo zu wundern, wirkt indes noch hilfloser als die Gebühreneinführung selbst.  Der Lebensmitteleinzelhandel hat auch extrem niedrige Margen und dennoch nimmt er keinen Eintritt am Drehkreuz für das Bestaunen der Auslagen.

Im Übrigen gibt es zahlreiche gute Alternativen auf der Ertragsseite. Das beweisen Bankvorstände, die mit innovativen Ideen neue Geschäftsfelder erschließen. Doch scheinbar bleibt der „Kunde im Mittelpunkt“ in vielen Fällen weiter nichts als eine leere Worthülse.