„Ich sehe viel Potenzial für Partnerschaften“

Auf der dmexco 2017 sprachen wir mit PayPal-Pressesprecherin Sabrina Winter über ihre Erfahrungen auf der Messe, die aktuellen Payment-Trends sowie das Eindringen amerikanischer Technologie-Riesen in die Finanzbranche.


Resümiert, dass sich der Fokus über die Jahre hinweg auf kleine und mittelständische Händler verschoben habe: Sabrina Winter, Pressesprecherin bei PayPal DE/AT/CH.

BANKINGNEWS: Was erhofft sich PayPal von der diesjährigen dmexco?

Sabrina Winter: Für uns ist die dmexco mittlerweile die wichtigste Messe im ganzen Jahr. Man kennt PayPal zwar hauptsächlich über die vielen Händler mit großem Namen wie zum Beispiel OTTO, Deichmann oder die MediaMarktSaturn Retail Group, die Zahlungen über PayPal anbieten. Allerdings haben wir gerade in den vergangenen Jahren Bezahllösungen speziell für kleine und mittelständische Händler in den Markt eingeführt. So eine Messe ist natürlich eine super Gelegenheit, diese anzusprechen.

Wie schafft es PayPal, diese Händler für sich zu gewinnen?

Wir bieten neben dem bekannten Bezahlbutton einige weitere interessante Produkte an: zum Beispiel PayPal PLUS, welches die vier beliebtesten Zahlungsarten miteinander vereint. Wir haben es speziell für Deutschland und besonders für kleine und mittelständische Händler entwickelt. Geboren wurde PayPal PLUS aus Besuchen bei Händlern sowie den Befragungen danach, welche Probleme sie haben und wie wir diese lösen können. Ein zweites Beispiel ist die Ratenzahlung powered by PayPal. Auch das ist eine Lösung, die vor allem kleinen und mittelständischen Händlern hilft. Denn obwohl die Kunden in Raten zahlen, überweisen wir dem Händler sofort den kompletten Kaufpreis. Sie verschicken die Ware und wir übernehmen das komplette Risikomanagement und den Forderungseinzug.

Mobile ist ein Dauertrend

Welche Payment-Trends konnten Sie dieses Jahr auf der Messe beobachten?

Ich bin seit dreieinhalb Jahren bei PayPal und habe in dieser Zeit schon viele Trends beobachten können. Im Jahr 2014 waren Mobile Payment und der QR-Code die beiden großen Themen. Mobile ist sowieso ein Dauertrend. Ich bin eigentlich nicht sicher, ob man es dann noch als Trend bezeichnen sollte. Wir Deutschen tun uns damit allerdings immer noch etwas schwer. Das Thema kontaktloses Bezahlen ist zwar medial betrachtet ein alter Hut, man bemerkt aber, dass es jetzt langsam tatsächlich den Kunden erreicht hat. Ein weiterer Dauerbrenner ist das Verschmelzen verschiedener Kanäle. Die Möglichkeit, online zu kaufen und die Ware dann im Laden abzuholen, kommt ebenfalls immer mehr in der Realität an. Online-Händler eröffnen plötzlich einen Laden und der Offline-Händler sagt: „Ich mache jetzt auch Online.“ Es gilt herauszufinden, wie man all diese Kanäle sinnvoll miteinander vernetzt.

Eine Zusammenarbeit ist viel sinnvoller

Viele große Technologie-Unternehmen wie Google und Apple dringen immer stärker in die Finanzbranche vor. Wie nehmen Sie diese Entwicklung wahr?

Wir beteiligen uns zunehmend an Partnerschaften und haben erst letztes Jahr eine Kooperation mit Vodafone angekündigt. Für ihre Wallet wollte Vodafone den Kunden die Möglichkeit bieten, das eigene PayPal-Konto als Zahlungsmittel zu verwenden. Das hat ein Jahr gedauert, ist jetzt aber auch seit einem halben Jahr in Deutschland verfügbar. In Hamburg und Berlin haben wir Shell-Smartpay als Pilot gestartet und bieten Shell-Kunden die Möglichkeit, den Tankvorgang mit dem Smartphone zu bezahlen. In beiden Beispielen tun sich zwei starke Marken zusammen: Shell steht für Kraftstoffe und ist sicherlich kein Payment-Experte. Es gibt sie seit über 100 Jahren, sie sind auf ihrem Gebiet richtig gut und haben sich deshalb einen Partner mit ins Boot geholt, der dieses fehlende Expertenwissen besitzt. Um Ihre Frage zu beantworten: Wir beobachten diese Entwicklungen mit großem Interesse. Ich sehe mittel- bis langfristig viel Potenzial für Partnerschaften. Denn für die von Ihnen genannten Unternehmen wird es eine große Herausforderung, selbst einen Payment-Service aufzubauen. Themen wie Risikomanagement, Compliance und Datensicherheit sind nicht zu unterschätzen. Wie ich gerne sage: Wenn es einfach aussieht, ist es im Hintergrund ganz schön kompliziert. Aus eigener Kraft heraus passieren gewisse Dinge häufig nicht. Wir haben uns vor einem Jahr in den USA mit Visa und Mastercard zusammengetan. Die Visa-Partnerschaft haben wir jetzt auch für Europa abgeschlossen. Viele Jahre lang hat man es alleine versucht. Am Ende merkte man: Eine Zusammenarbeit ist viel sinnvoller. Da kann jeder seine Stärken in die Waagschale werfen und so für beide Seiten einen Mehrwert generieren.