Im Westen nichts Neues

„Wir werden auch nach der Krise unsere Kunden dort gewinnen, wo wir sie vor der Krise gewonnen haben“, so Berthold Reinartz, Vorstand der Sparda Bank West, im Rahmen einer Podiumsdiskussion während der BANKINGLOUNGE in der Börse Düsseldorf. Auch von den anderen Panellisten wurden keine überraschenden Strategiewechsel für die nächsten Monate angekündigt. Zum 16. Mal lud…


„Wir werden auch nach der Krise unsere Kunden dort gewinnen, wo wir sie vor der Krise gewonnen haben“, so Berthold Reinartz, Vorstand der Sparda Bank West, im Rahmen einer Podiumsdiskussion während der BANKINGLOUNGE in der Börse Düsseldorf. Auch von den anderen Panellisten wurden keine überraschenden Strategiewechsel für die nächsten Monate angekündigt.

Zum 16. Mal lud der BANKINGCLUB, diesmal gemeinsam mit Börse Düsseldorf und Frankfurt School – zur BANKINGLOUNGE nach Düsseldorf. Das Thema der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion drehte sich um Zielgruppen und Geschäftsmodelle für Banken im 21. Jahrhundert, doch wer erwartet hatte, dass die anwesenden Bankchefs neue und revolutionäre Modelle für ihre Häuser anzukündigen wussten, der wurde enttäuscht.

Oder beruhigt? Zumindest machten die Vertreter der vier auf dem Podium vertretenen Banken deutlich, dass ihre Geschäftsmodelle auch für die Zeit nach der Krise zukunftssicher sind. Warum also sollte man das Rad immer wieder neu erfinden?
Interessant waren die Ausführungen auf die Einstiegsfrage von Peter Köhler, Handelsblatt, nach dem eigenen Erleben der Finanzkrise. Offen und ehrlich zeigten sich die Bankenvertreter betroffen über die Geschehnisse der letzten Monate. Viele Gespräche hätte es in einer Zeit gegeben, in der wir zusehen mussten, wie wenige Duzzent Menschen ein System ins Wanken bringen können, so Uwe Adamla, UBS Deutschland. Aber wir haben aus der Krise gelernt, ergänzt er. Johannes Bussmann, Booz & Co., gibt jedoch keinesfalls Entwarnung. Krisen kommen immer wieder und lassen sich nicht durch die Betrachtung vergangenheitsorientierter Zahlenreihen vermeiden.
Mittelstand, Private Banking oder Retailbanking? Jeder der Vertreter machte deutlich, dass die avisierte Zielgruppe zur Geschäftspolitik passt und auch in der Zukunft auf einem tragfähigen Geschäftsmodell fußt. So zeigt Thomas Lange die für sein Haus so wichtige regionale Verwurzelung als Erfolgsfaktor auf. Institute wie die Nationalbank, aber auch die Sparkassen und Genobanken haben im Retail- und Mittelstandsgeschäft hohe Vorteile gegenüber den überregionalen Wettbewerbern. Lange ergänzt in Düsseldorf, dass die Nationalbank nicht nur den Mittelstand unterstützt und berät, sondern selber auch Mittestand sei und hält ob der Kritik an zu geringen Margen mit der Zielgruppe an seiner Strategie fest und die Zahlen der Nationalbank unterlegen seine Aussagen. Auch für Peter Fröhlich, männlicher Quotenvorstand in einem paritätisch besetzten Vorstand der Sparkasse in Düsseldorf ist der Mittelstand lukrativ und wird weiter gefördert. Wir kennen unsere Kunden seit vielen Jahren, kennen deren Geschäftsmodelle und somit kann die Sparkasse auf einer jahrelangen Kundenbindung aufsetzen, so Fröhlich.
Nur der Mann mit einem eindeutigen Fokus auf das Passivgeschäft und vermögende Privatkunden, Uwe Adamla, spricht sich gegen das klassische Kreditgeschäft aus und widerspricht der Aussage nach lukrativen Margen. Kunden werden sich aus seiner Sicht an höhere und risikoadäquate Kreditkosten gewöhnen müssen. Da kommt auf Banken in diesem Segment sicherlich eine harte Zeit zu. Jedoch schließt Adamla auch im Privatkundensegment nicht aus, dass sich die Preisstrategien verändern werden.
Nichts ist so beständig wie der Wandel, eine Aussage, die in der Regel eher als Kritik für permanente Veränderungen genutzt wird. So könnte die Kritik an der Diskussion durchaus lauten, dass die Vertreter auf dem Podium mit bahnbrechenden Neuerungen hinter dem Berg gehalten haben. Alternativ könnten wir uns aber auch freuen, dass die Banken durch die Krise gerade jetzt nicht einem hektischen und ziellosen Aktionismus verfallen.