Gebühren im Zahlungsverkehr wurden gesetzlich gedeckelt. Vermeidliche Absprachen zwischen Banken werden mit Argusaugen beobachtet und, wenn nötig, kartellrechtlich verfolgt. Banken, soviel ist klar, müssen reguliert werden, immerhin geht es um das Geld der politischen Kunden – auch Wahlvolk genannt. Dann stöhnen die Banken zwar, weil deren Margen sinken, aber nach 2008 hat die Branche Demut gelernt.
Geht es jedoch um Entwicklungspolitik, erlebt das Thema Finanzdienstleistung eine wahre Renaissance. Finanzielle Inklusion, also der uneingeschränkte Zugang zum Zahlungsverkehr, zu Bankkonten, Krediten und Versicherungen soll es Entwicklungsregionen ermöglichen, ökonomische Strukturen zu entwickeln.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat das Thema im Rahmen des anstehenden G20-Gipfels in Hamburg zum Schwerpunktthema erklärt. Zahlreiche Studien, Studienpartner und Sponsoren, zu denen auch dem Thema freundlich gesonnene Firmen wie VISA oder Mastercard gehören, unterstützen den Vorstoß. Alleine, um die Ärmsten am ökonomischen Erfolg teilhaben zu lassen. Und plötzlich sind Banken wieder die Guten.
Dabei ist der Erfolg der finanziellen Inklusion alles andere als bewiesen. Auch Mikrokredite wurden als Wunderwaffe bezeichnet, haben einem Nobelpreisträger hervorgebracht, aber auch die Mikrokreditkrise 2010 in Indien.
Sicherlich kann finanzielle Inklusion ein Baustein in der Entwicklungshilfe sein, doch schon 2011 mahnte Reinhard Schmidt, Professor für Internationales Bank- und Finanzwesen an der Goethe-Universität, wirklich Arme bräuchten sauberes Wasser und Zugang zur Gesundheitsvorsorge.
International wächst die Zahl der kritischen Stimmen. Doch Königin Máxima, Prinzessin der Niederlande, ist die Uno-Sonderbeauftragte für finanzielle Inklusion. Bei solch prominenter Unterstützung kann man es Schäuble doch nicht übel nehmen, dieses Thema zum Schwerpunkt in Hamburg zu erklären.
Ihr Thorsten Hahn