Innovation ist, wenn der Markt „Hurra!“ schreit.

Innovation ist in aller Munde. Banken sehen sich von aufstrebenden Fintechs herausgefordert und müssen reagieren. Kritiker haben nur ein Lächeln übrig und sehen in den beiden Begriffen „Bank“ und „Innovation“ zwei unüberwindbare Gegensätze. Bankvertreter bewiesen ihnen auf dem fünften Fachkongress INNOVATIONSforBANKS des BANKINGCLUB das Gegenteil. Sie zeigten, dass die Bankbranche den sich ändernden Bedingungen bestens…


Innovation ist in aller Munde. Banken sehen sich von aufstrebenden Fintechs herausgefordert und müssen reagieren. Kritiker haben nur ein Lächeln übrig und sehen in den beiden Begriffen „Bank“ und „Innovation“ zwei unüberwindbare Gegensätze. Bankvertreter bewiesen ihnen auf dem fünften Fachkongress INNOVATIONSforBANKS des BANKINGCLUB das Gegenteil. Sie zeigten, dass die Bankbranche den sich ändernden Bedingungen bestens gewappnet ist. Hierbei ist eines deutlich: Fintechs und Banken sind keine Feinde, sie erreichen beide mehr, wenn sie zusammenarbeiten.

„Banken und Fintechs leben in einer friedlichen Co-Existenz. Banken müssen sich nicht verstecken.“ Mit diesen Worten sprach Bernhard Sauer von der Hypothekarbank Lenzburg aus, was bestimmt viele denken. Anders als dieser Ausdruck aus dem Kalten Krieg suggeriert, stehen sich aber nicht zwei feindlich gesinnte Blöcke gegenüber. Vielmehr können beide voneinander profitieren.

Manchmal braucht es Jahre, um das Potenzial zu erkennen

Dass neue Erfindungen sowohl die Gesellschaft als auch die Geschäftswelt nachhaltig prägen, dürfte wohl keiner verneinen. Das Smartphone ist Beweis genug. Wie viele Menschen laufen mit gesenktem Kopf durchs Leben? Dabei mangelt es ihnen nicht an Selbstbewusstsein, vielmehr können sie den Blick nicht vom Bildschirm ihres Handys abwenden.
Manchmal können wir aber die wahre Bedeutung so mancher Innovation erst Jahre später, wenn nicht gar Jahrzehnte später erkennen. Stephanie Wißmann von Elaxy brachte die ganze Sache mit einer schönen Analogie auf den Punkt. Johannes Guttenberg beglückte die Menschheit bereits 1453 mit dem Buchdruck, aber welche Bedeutung diese neue Technik haben wird, erkannte man erst gut sechzig Jahre später mit der Reformation. Daher ist es einfach nur arrogant anzunehmen, die Entwicklungsmöglichkeiten beim Smartphone seien schon an ihr Ende angelangt und die Innovation mit diesem Gerät sei schon auf ihrer Zielgeraden.

Den Menschen nicht aus den Augen verlieren

Aber was hilft die ganze Technik, wenn der Mensch dahinter von der Materie nichts versteht? Richtig, sie bringt nichts! Dass die Technik den Menschen ablöst, ist nur ein Genre der Science-Fiction-Literatur und Weltuntergangsstreifen aus Hollywood. Technologie macht Beratung nicht besser, aber sie ist ein gutes Hilfsmittel.

10 Fintechs, 10 Innovationen

Und genau hier können Fintechs den Banken helfen. Der BANKINGCLUB gab zehn von ihnen die Möglichkeit, ihr Geschäftsmodell den anwesenden Teilnehmern vorzustellen, von denen anschließend das Publikum die drei besten auswählen durfte. Die Palette an Innovationen, mit denen die Jungunternehmer die Finanzbranche aufrütteln wollen, geht von Suchmaschinen für Finanzprodukte über die klassische Geldanlagebis hin zu anderen Produkten. Ihnen allen ist gemein, dass sie die Finanzbranche nicht neu erfinden, sie aber kundenfreundlicher machen wollen. Diese Fintechs streben danach, sich auf dem Markt zu positionieren und folgen dabei dem Motto, das Stephanie Wißmann in ihrem Vortrag wie folgt nannte: „Innovation ist, wenn der Markt ,Hurra!‘ schreit.“ Es kommt halt nicht immer auf die neuesten Errungenschaften der modernen Technik an, sondern darauf, ob diese vom Kunden angenommen werden.
So ist auch das Geschäftsprinzip von Optiopay, dem Sieger des Wettbewerbs, nicht neu – nur die konkrete Umsetzung ist es. Mit diesem Modell können Arbeitgeber ihren Angestellten einen kleinen Bonus gewähren. Anstatt einen gewissen Betrag klassisch zu überweisen, kann er einen höheren Beitrag als Gutschein digital verschicken.  Der Arbeitgeber kann seinen Angestellten einen Mehrwert bieten und die gutscheinausgebenden Unternehmen generieren mehr Umsatz. Das Prinzip hinter dieser Geschäftsidee ist nicht neu, aber das Ganze digital anzuwenden ist eine Innovation – denn alles ist kundenfreundlich, einfach und transparent.

Innovation muss angenommen werden

Katharina Berger, seit 2008 im Innovationsmanagement bei der Deutschen Bank tätig, gewährte einen kleinen Einblick, wie die Deutsche Bank in Sachen Innovation verfährt.   Eindrucksvoll legte sie dem Publikum dar, dass man sich hierbei nicht von Stereotypen lenken lassen sollte. Das hört sich alle schlüssig an, doch in der Praxis ist dies (leider) gang und gäbe. Nicht wenige lassen die ältere Generation bei ihren Planungen völlig außer Acht und übersehen dabei, dass auch sie Smartphones und Tablets benutzen. Wichtig bei jedem Innovationsmanagement sind daher nicht nur Überlegungen, sondern auch die Überprüfung der Praxistauglichkeit. Schließlich muss der Kunde jede Innovation annehmen, und das tut er nicht immer. Den Kunden zu verteufeln bringt nichts, vielmehr muss man seine eigenen Konzepte überdenken.

Das Digitale als Hilfsmittel

Auf dem Kongress wurde eines klar: Ohne digitale Technik ist Innovation heute nicht mehr denkbar. Dass das Smartphone hier eine Rolle spielt, ist offensichtlich geworden. Hierbei ist die Technik aber nur ein Hilfsmittel. Sie ersetzt weder zwischenmenschliche Kontakte, noch Gefühle oder Werte. Sie spielt beim Geschäftsmodell nur die Rolle des Zulieferers für Kundenfreundlichkeit, Service und einfaches Handhaben.
Banken können und müssen sich diesen Entwicklungen stellen und sie müssen auch nicht die Fintechs als Gegner oder gar Feinde betrachten. Eine Zusammenarbeit kann sich für beide Seiten lohnen. Die meisten Fintechs leugnen nicht, dass sie sehr gerne mit Banken kooperieren wollen.

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