Janet Yellen ist US-Präsident Donald Trump und den Republikanern ein Dorn im Auge. Noch bevor er das Oval Office betrat, kündigte der 70-Jährige im Wahlkampf an, dass er im Falle eines Sieges die Fed-Chefin absetzen wolle. Seine Beweggründe sind klar: Will er mit seiner Steuerreform Erfolg haben, muss er sich der reibungslosen Kooperation mit der unabhängigen Zentralbank gewiss sein. Im Jahre 2013 zur Chefin der US-Notenbank ernannt, ist Janet Yellen einer der letzten Überbleibsel der Obama-Ära und auch die letzte Bastion gegen die umstrittenen wirtschaftspolitischen Ziele der Trump-Administration. Ihre Pläne, den Leitzins weiterhin zu erhöhen, könnten den von Donald Trump versprochenen Aufschwung entscheidend dämpfen. Denn eine Leitzinserhöhung würde den Wert des US-Dollars erhöhen, den Trump in der Vergangenheit ohnehin schon als zu stark kritisiert hat.
Bei den Börsen kommt die Ankündigung dagegen gut an: Die Mehrheit der Analysten halten diesen Schritt für angebracht, denn die USA scheint die Finanzkrise schon lange überstanden zu haben. Die Inflation nähert sich dem Ziel von zwei Prozent, der amerikanische Arbeitsmarkt hat nahezu Vollbeschäftigung erreicht; da macht es Sinn, auch die Geldpolitik zu normalisieren. Mit ihrer Entscheidung stellt sich Janet Yellen nicht nur gegen die Pläne des US-Präsidenten, sondern entscheidet sich auch für einen Alternativkurs zu der Nullzinspolitik ihres europäischen Kollegen, des EZB-Chefs Mario Draghi.