Der Aufschrei war groß: Zum ersten Mal verlangte ein deutscher Bankvorstand einen Strafzins von Nicht-Firmenkunden – genauer gesagt von seinen Privatkunden. Josef Paul, Vorstand der Raiffeisenbank Gmund am beschaulichen Tegernsee, sah sich genötigt, von Kunden (das Handelsblatt schätzt die Zahl auf 140 Betroffene) mit einer Giroeinlage von mehr als 100.000 Euro einen Strafzins von 0,4…


Bildnachweis: Raiffeisenbank Gmund

Der Aufschrei war groß: Zum ersten Mal verlangte ein deutscher Bankvorstand einen Strafzins von Nicht-Firmenkunden – genauer gesagt von seinen Privatkunden. Josef Paul, Vorstand der Raiffeisenbank Gmund am beschaulichen Tegernsee, sah sich genötigt, von Kunden (das Handelsblatt schätzt die Zahl auf 140 Betroffene) mit einer Giroeinlage von mehr als 100.000 Euro einen Strafzins von 0,4 Prozent zu erheben. Neben einer anderen Anlagelösung wählten einige Kunden den Weg zu einem anderen Kreditinstitut.

Aufgrund der gegenwärtigen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank hatte Josef Paul keine Alternative. Denn für überschüssiges Geld zahlt der  59-Jährige im Namen seiner Bank eine Strafe von 0,4 Prozent an die EZB. Somit holt sich Josef Paul nur das Geld wieder, welches er an die EZB entrichten muss. Kollegen haben Verständnis für seine Entscheidung, zumal die Raiffeisenbank mit gerade einmal sechs Filialen und einer Bilanzsumme von 145 Millionen Euro zu den kleineren Genossenschaftsbanken zählt und einen deutlichen Einlagenüberhang verzeichnet.