Karriere inklusive?

Der wohl prominenteste Personalwechsel dieser Tage findet am Potsdamer Platz statt. Lange hat er sich gegen jegliche Kritik gehalten, nun verlässt Hartmut Mehdorn die Bahn AG. Und auch in der Finanzbranche ist im Rahmen der Krise Stühlerücken angesagt. Entlassen, absetzen und zurücktreten sind derzeit häufig benutzte Begriffe, wenn es um die Führungspersönlichkeiten in Unternehmen geht.…


Der wohl prominenteste Personalwechsel dieser Tage findet am Potsdamer Platz statt. Lange hat er sich gegen jegliche Kritik gehalten, nun verlässt Hartmut Mehdorn die Bahn AG. Und auch in der Finanzbranche ist im Rahmen der Krise Stühlerücken angesagt.

Entlassen, absetzen und zurücktreten sind derzeit häufig benutzte Begriffe, wenn es um die Führungspersönlichkeiten in Unternehmen geht. Sicherlich nicht nur in der Bankbranche, denn mit Adecco und Peugot gibt es auch andere Unternehmen, die ihre Spitze entlassen.

Nicht immer geht den Karrierechancen für die Nachrücker eine Entlassung vorweg. Manche, wie der Chef des Finanzdienstleisters AWD, gehen in guten Zeiten sogar freiwillig. So soll sich Maschmeyer in Zukunft im Verwaltungsrat der Swiss Life engagieren. Mit ca. 8% ist er dort der größte Einzelaktionär.
Freiwillig dünnt es sich auch in anderen Unternehmen der Finanzwelt aus. Und meist gehen die Guten, wie wir bereits seit vielen Jahren wissen, und im Fall der Dresdner Kleinwort mit Kai Gebauer, Ex-Chef des Leverage-Geschäfts, manchmal sogar ganze Teams. Gebauer geht nicht alleine, sondern mit drei weiteren Mitarbeitern aus seinem Team.
Auch wenn die Finanzkrise den Schalter derzeit auf „Abbau“ umgelegt hat, gutes, wirklich gutes Führungs- und Fachpersonal wird immer knapper. Und immer wenn die guten Mitarbeiter gehen, dann gehen ja auch all die Investitionen in die Personalsuche dieses Mitarbeiters, die Einarbeitung, Weiterbildung und das aufgebaute Wissen mit diesem Weggang verloren. Gute Mitarbeiter halten sollte deutlich preiswerter sein, als neue Mitarbeiter zu gewinnen, aber diese Formel ist bei vielen Unternehmen noch nicht angekommen.
Ein Blick nach London und schon ist es mit der Freiwilligkeit vorbei. Fred Goodwin wurde gegangen. Die britischen Medien nennen ihn bereits den „meistgehassten Mann in Großbritannien“. Und dass die Medien Reichweite haben, zeigen die Anschläge auf seine Villa in den letzten Tagen. Da ist der Beruf des Bankers auf der Insel doch zu einem Risikoberuf geworden.
Auch in den USA winkt jemand mit Entlassungsschreiben an die dortigen Bankchefs. Timothy Geither gab jüngst bekannt, dass er Entlassungen bei all jenen Bankchefs erwägt, die in staatlich unterstützten Banken ihre Aufgabe nicht ordnungsgemäß erfüllen. Was ordnungsgemäß ist, bleibt indes offen. Und somit hat der amerikanische Finanzminister eine Menge Spielraum für sich und seine Entlassungsandrohung gelassen.
Bei all den Chancen für die Führungskräfteanwärter von Morgen, bleibt jedoch auch eine Menge Ernüchterung im System. Alleine in Frankfurt kostet die Fusion zwischen Commerzbank und Dresdner Bank ungefähr 2.200 von insgesamt 9.000 Stellen, die abgebaut werden sollen. Und wer gedacht hat, dass die Stellen in der DZ Bank nach der abgesagten Fusion nun wenigstens gerettet sind, irrt. Ein Personalabbau soll dort dennoch in der angestrebten Form erfolgen.

Fakt ist, dass neben all dem strategischen und betriebswirtschaftlichen Abbau, den die Controller derzeit organisieren, die Mitarbeiterbindung an Bedeutung gewinnen sollte. Gute Leute hatten und werden auch in Zukunft immer die Wahl haben.

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