Zugegeben: Die Idee war sehr gut, denn wer seinerzeit Zinsen einer ausländischen Bank erhalten wollte, war auf sich allein gestellt. Potentielle Kunden mussten nicht nur entscheiden, in welchem Land unter welchen Rechts- und Sicherheitsbestimmungen sie bei welcher Bank Kunden werden wollten. Sie mussten auch der Sprache mächtig sein, um die gewünschten Produkte erfolgreich auswählen und abschließen zu können. Zudem mussten sie sich bei jeder neuen Kontoeröffnung bei einer weiteren Bank erneut legitimieren – was mitunter aber nur durch persönliche Vorstellung im jeweiligen Land möglich war.
Das wollten die Gründer ändern: Auf ihrem Online-Portal sollten Kunden die Möglichkeit erhalten, Tages- und Festgelder mehrerer europäischer Banken direkt miteinander zu vergleichen und auch abzuschließen – mit einem geringen Aufwand und in der Sprache des Kunden. Nach der einmaligen Registrierung würde jeder Kunde ein Verrechnungskonto anlegen und von dort aus Anlagen bei den europäischen Partnerbanken tätigen und verwalten können – die hierzu erforderliche Identifikation und Legitimation würde dann über die MHB erfolgen. Die Gründer schienen fachkundig und engagiert, und das Konzept klang durchdacht: Denn trotz Währungsunion und einheitlichem Leitzins unterscheiden sich die Zinssätze für Spareinlagen in der EU gewaltig (siehe Grafik).
Es stellte sich schnell heraus: Für die MHB-Bank schien die Kooperation mit WeltSparen wie gemacht. Denn seit dem Erwerb durch Lone Star im Jahr 2005 hat die MHB ihren Schwerpunkt genau im Fronting- und Servicebanking, ist gewissermaßen eine „Fronting Bank by nature“. Vor allem aber hatten wir Lust auf etwas Neues. Ich persönlich habe in den vergangenen vierzig Jahren viele innovative Projekte begleitet: von der Einführung des ersten börsengehandelten Währungsderivats in Deutschland bis zum ersten Spin-Off für den Aufkauf europaweiter Kreditforderungen. Und so fühlte ich mich ein bisschen erinnert an meine „Sturm-und-Drang-Zeit“ in den späten 1980ern. Auch damals gab es Innovationen in der Finanzindustrie und auch damals stießen sie teilweise auf Skepsis, veränderten dann aber die Märkte nachhaltig.
So kamen wir miteinander ins Geschäft. Für die WeltSparen-Gründer zahlte sich aus, dass wir nicht nur rechtlich und technisch in der Lage waren, die Rolle der Servicebank zu übernehmen; auch unsere kurzen internen Entscheidungswege kamen ihnen zugute. Innerhalb weniger Monate konnten wir das Projekt WeltSparen gemeinsam auf den Markt bringen. Im Rahmen der Kooperation wurden nicht nur die Gründer, sondern auch wir mit sämtlichen Fragestellungen konfrontiert, die auf einen neuen Finanzdienstleister zukommen: Wie verhält es sich etwa mit dem Aufsichtsrecht? Sind der Daten- und Verbraucherschutz gewahrt? Daneben galt es auch, die Plattform technisch aufzubauen und an unsere Systeme anzuschließen und nicht zuletzt die organisatorische Entwicklung voranzutreiben.
In der Offenheit bestärkt
Im Endeffekt haben wir an der Gründung eines mittelständischen Unternehmens mitgewirkt: Inzwischen hat WeltSparen mehr als 100 Mitarbeiter – die sich nicht nur um 31 Partnerbanken aus 15 europäischen Ländern, sondern auch um über 75.000 Kunden kümmern, die ihrerseits mehr als 3,5 Milliarden Euro angelegt haben. Sie alle vertrauen dabei nicht zuletzt auch der MHB-Bank, die eine bequeme wie reibungslose Abwicklung sicherstellt.
Die guten Erfahrungen mit den WeltSparen-Gründern haben uns in unserer Offenheit gegenüber Fintechs bestärkt. Wir arbeiten nun verstärkt mit anderen Investoren zusammen und sind auch mehrere Kooperationen mit Fintech-Akteuren eingegangen – u.a. mit Creditshelf, Innolend und Bergfürst. Gleichwohl reicht eine gute Idee alleine nicht aus, auch die Köpfe dahinter sind für eine erfolgreiche Umsetzung notwendig – sowohl auf Seiten der Gründer als auch auf Seiten der Bank. Zudem darf man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen: Auch dreieinhalb Jahre nach dem offiziellen Start entdecken wir regelmäßig neues Optimierungspotential.