, ,

Kosten- und Risikoreduzierung durch qualitativ hochwertige Kundendaten

Entity Resolution, also die Systematisierung, Verlinkung und Gruppierung der mit Personen und Entitäten verbundenen Daten, hilft Kreditinstituten in ihrer Compliance. Eine entsprechende Software erhöht die Datenqualität und erleichtert die Identifizierung und Validierung von Kunden. Holger Stutzke, Senior Account Manager Financial Services bei Pitney Bowes, erläuterte diese Technologie im Interview mit BANKINGNEWS-Redakteur Philipp Scherber auf dem Fachkongress COMPLIANCEforBANKS 2016.…


Bildnachweis: iStock.com/aelitta

BANKINGNEWS: Warum muss ich mich als Kreditinstitut mit dem Thema Entity Resolution beschäftigen, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung effektiv zu bekämpfen?

Stutzke: Jede Organisation muss sicherstellen, dass ihre Entitäten bzw. Kunden auch diejenigen sind, die sie vorgeben zu sein – z.B. für die Rechnungsstellung. Für Banken im Speziellen kommt das Thema Compliance hinzu. Um gewisse Regularien zu erfüllen, muss im Sinne der Geldwäscheprävention und der Identifizierung von Terrorismusfinanzierung ganz klar sein, welche Entität hinter den Daten steht. Die Grundlage für solch eine Analyse ist eine gute Datenqualität. Denken Sie daran, wie viele Umzüge, Hochzeiten oder Namensänderungen stattfinden. Hinzu kommt, dass bestimmte Suspekte Löcher im System finden. Daher ist es essentiell, dieses System aufrecht und die Datenqualität akkurat zu halten.

Was tut Ihre Software, um die Bank in der Compliance und im Fraudmanagement zu unterstützen?

Unsere Software sorgt dafür, dass Banken Compliance-Verstöße identifizieren und diese auf eine solide Datenbasis heben können. Es gibt viele Möglichkeiten der Analyse, die alle auf den vorhandenen Kundendaten fußen. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Fremddaten heranzuziehen und damit die eigenen Daten zu veredeln und aktuell zu halten. Das führt dazu, den späteren Aufwand gering und Compliance-Regeln einzuhalten.

Bei Big Data drängt sich die Frage nach Datenschutz und Datensicherheit auf: Wie verhindern Sie einen Missbrauch der Kundendaten und wo stehen beispielsweise die Server, wenn diese Daten in der Cloud gespeichert werden?

Dieses Thema beschäftigt uns als amerikanisches Unternehmen, das auf dem deutschen Markt tätig ist, sehr stark. Wir bieten Cloud-basierte Lösungen und Software-as-a-Service an, wissen aber auch, dass On-Premise-Lösungen, die direkt im Netzwerk der Bank installiert sind, die erste Wahl darstellen. Unsere Software ist modular aufgebaut, sodass beide Lösungen möglich sind. Wir führen Ihre Daten nicht nach außen, sondern reichern sie vor allem an. Wenn wir Daten von außen integrieren, können wir dies verschlüsselt tun, sowohl für die Transaktion als auch für den Inhalt. Darüber hinaus bieten wir anonyme Abfragen in verschiedenen Datenbanksystemen an. In einer Terrorismusdatenbank müssen Sie den Namen des Kunden nicht nach außen geben, sondern können ihn über eine ID abfragen.

Welche Kosten entstehen durch die Einführung der Software für die Bank und welche Kosten lassen sich dadurch vermeiden?

Ein Return-on-Investment soll innerhalb der ersten zwölf Monate geschehen. Das ist unabhängig davon, ob es um Compliance oder andere Bereiche geht. Es entstehen Kosten für die Lizenzen, die Daten, die Implementierung und für Schulungen. Die tägliche Pflege und die Anpassung der Regelwerke kann später von Institutsseite selbstständig durchgeführt werden. Die falsch positiv gemeldeten Fälle können extrem reduziert werden, was je nach getesteter Transaktion ein signifikanter Kosteneinsparungsblock sein kann. Auch beim Reporting ist oftmals sehr viel manuelle Nacharbeit notwendig, die durch gute Daten entsprechend eingespart werden kann.

Kann die Software problemlos in bestehende Systeme implementiert werden?

Unser System ist kein Kernsystem, das ein bestehendes System ablöst, sondern sich durch Schnittstellen zu den meisten anderen Systemen nahtlos und agil in die Infrastruktur eingliedert. Wir haben einen nicht-disruptiven Ansatz. Dadurch werden die Projekte schmal und die Lösung flexibel.

Ist eine besondere Schulung der Mitarbeiter nötig?

Man kann und sollte nicht komplett auf Schulungen verzichten. Mit unserer Software gehen zwei Mitarbeiterklassen um: Einerseits derjenige, der später für die recht komplexen Regelwerke zuständig ist. Das Compliance-Knowhow für die Definierung dieser Regelwerke bringt die Bank ohnehin mit. Wir bieten individualisierte Schulungen für die Modellierung von Prozessen an. Andererseits gibt es die Endnutzer, die meistens auch im Compliance-Bereich sitzen und mit den visuellen Tools arbeiten, die browserbasiert und intuitiv zu verwenden sind.

Bietet die Analyse und Verknüpfung der Daten weitere Vorteile, z.B. für den Vertrieb oder die Kundengewinnung?

Die gute Datenbasis, die wir für die Compliance schaffen, können wir unter der Berücksichtigung des Datenschutzes für den Vertrieb, den Berater, in der Filiale oder für das Call-Center nutzen. Man kann eine komplette Sicht auf den Kunden haben. Die Datenstruktur kann aber auch so eingestellt werden, dass nur die Daten sichtbar sind, die von den verschiedenen Einheiten genutzt werden sollen. Das geht bis zu einer adäquateren Kundenansprache. Man kann „Next-Best-Action“ für das Marketing oder den Vertrieb anbieten. Wir sind auch in Customer Engagement Lösungen sehr breit aufgestellt, um diese Aspekte miteinander zu verbinden. Daten und Kundenansprache kommen sehr schnell zusammen.

Was nehmen Sie für Ihr Unternehmen und persönlich von zwei Tagen COMPLIANCEforBANKS 2016 mit?

Als Softwareunternehmen hat man das Glück, auch in solche Fachbereiche hineinschauen zu dürfen. Es ist ein Thema, das sehr stark durch die sich schnell ändernden Regularien betroffen ist. Das bedeutet für uns, dass wir diese Agilität, die Sie beweisen müssen, selbst weiterhin auf unsere Fahnen schreiben. Für mich persönlich war es interessant, die Sorgen und Nöte noch einmal aus erster Hand zu erfahren. Dafür ist eine Veranstaltung des BANKINGCLUB wie diese ideal.