BANKINGNEWS: SAP Fioneer möchte Banken und andere Finanzdienstleister dazu befähigen, ihre Services neu zu erfinden. Warum ist das überhaupt nötig?
Dirk Kruse: Finanzinstitute weltweit befinden sich aktuell in einem Spagat, einerseits zwischen den sich wandelnden Kundenanforderungen und zunehmend anspruchsvoller Regulatorik, andererseits durch die komplexen System-Architekturen und daraus resultierenden Limitationen beim Weg in die Cloud oder bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz. SAP Fioneer ist entstanden, um genau diese Lücke zu füllen – mit schnellen Entwicklungszyklen und neuen Software-Lösungen. Außerdem sollen Finanzdienstleister passgenau dabei unterstützt werden, die Digitalisierung zu meistern, Effizienz und Kundenorientierung miteinander zu vereinen und dem Wettbewerb durch Fintechs Stand zu halten.
Was sind die größten Herausforderungen, vor denen Banken aktuell stehen?
In der aktuellen Landschaft stehen Banken vor mehreren prägnanten Herausforderungen. Die fortschreitende Digitalisierung und Cloud-Adoption erfordern tiefgreifende technologische Umstellungen, die nicht nur Effizienz steigern, sondern auch neue Risiken wie Datensicherheit und Compliance-Probleme mit sich bringen. Hinzu kommt der Druck, nachhaltige und ESG-konforme Geschäftspraktiken zu implementieren, die nicht nur regulatorisch zunehmend gefordert, sondern auch von Investoren und Kunden erwartet werden. Technologische Innovationen, insbesondere durch Künstliche Intelligenz, transformieren die Branche durch Automatisierung und neue Kundenservice-Modelle. Sie stellen aber auch hohe Anforderungen an Ethik und Datenschutz. Externe wirtschaftliche Faktoren wie volatile Kapitalmärkte, geopolitische Spannungen und ein akuter Fachkräftemangel verschärfen diese Situation weiter. Zudem erfordert der demographische Wandel eine Anpassung in Produkten und Dienstleistungen, um den veränderten Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Diese Herausforderungen erfordern agile, innovative Lösungsansätze und eine enge Zusammenarbeit mit Technologiepartnern, um die Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit in einem sich schnell verändernden Markt zu sichern.
Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz heute schon für Banken? Und wohin wird die Reise in den nächsten Jahren gehen?
Es ist unbestritten, dass Künstliche Intelligenz und insbesondere Gen AI der größte technologische Entwicklungssprung unserer Zeit ist, der alle Lebensbereiche berühren und beeinflussen wird. In der Finanzindustrie sehen wir aktuell großes Interesse und Innovationswille – wenig verwunderlich, denn die beiden sind ein geradezu perfektes Paar: Banken verfügen über unheimlich große Datenschätze, die wiederum die Arbeitsgrundlage für KI-Anwendungen sind. Wir sehen heute schon vereinzelte Anwendungsfälle, die allerdings noch punktuell und mit limitierter Wirkung genutzt werden, beispielsweise Chatbots im Kundenservice, die die ersten Schritte in der Beratung übernehmen. Interessant und vielversprechend wird es aber, sobald die KI bei der Verarbeitung komplexer Finanzdaten eingesetzt wird. KI kann hier unter Einhaltung aller regulatorischer und aufsichtsbehördlicher Vorgaben Insights generieren und Prozesse automatisieren, die Entscheidungsfindung intelligent unterstützen und letztlich IT-Kosten senken.
Wie kann SAP Fioneer Banken auf dieser Reise unterstützen?
Bevor oder spätestens dann, wenn über konkrete Use Cases nachgedacht wird, sollte eine ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Datenarchitektur stattfinden. Denn KI ist kein magischer Algorithmus, der auf Knopfdruck aus bestehenden, schlechten Daten gute Ergebnisse macht. Vielmehr ist KI eines der Werkzeige, das dabei helfen kann, die Datenqualität zu verbessern und so die bereits erwähnten Potenziale zu heben. SAP Fioneer unterstützt Banken mit fundiertem Branchenwissen zum Beispiel dabei, die richtigen Transformationen anzustoßen, den Weg in die Cloud zu gehen und mit den richtigen Software-Lösungen zukunftsfähig zu werden.
SAP Fioneer beschreibt sich selbst als ein Startup mit der Schubkraft eines globalen Softwareunternehmens. Wo steht das Unternehmen aktuell?
Seit der Gründung im September 2021 hat sich SAP Fioneer rasant entwickelt. Inzwischen zählen wir über 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 22 Büros weltweit und konnten zahlreiche Produktinnovationen an den Markt bringen – sowohl im Bereich der Kernbanken-Lösungen als auch im Finance-Bereich – die zum Teil in Co-Innovationsprojekten mit unseren Kunden entstanden sind. Insofern sind wir der Bezeichnung Start-up inzwischen wohl entwachsen. Mit der Energie und dem Schaffensdrang von jungen Unternehmen können wir uns aber durchaus identifizieren. Durch unser globales Partnernetzwerk, die enge Zusammenarbeit mit der SAP und unseren unbedingten Fokus auf die Bedürfnisse unserer Kunden, können wir unser Gründungsversprechen wahr machen: Wir sind mit SAP Fioneer angetreten, um auf der soliden, erprobten Basis der SAP-Technologie den bisherigen Erfolg weiterzuführen und für Banken und Versicherungen der starke Technologiepartner zu sein, den sie an ihrer Seite brauchen, um die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern.
Dirk Kruse
Dirk Kruse ist CEO von SAP Fioneer.