Der Internationale Frauentag, jährlich am 8. März, ist in Deutschland ein Ehrentag, jedoch kein Feiertag. Die einzige Ausnahme: Berlin. Der Internationale Frauentag wurde dort in das „Gesetz über Sonn- und Feiertage“ aufgenommen. Weltweit gilt er in 26 Ländern als Feiertag, darunter in Kuba, Aserbaidschan, Russland, Nordkorea und der Ukraine.
Der Ursprung des Internationalen Frauentages geht auf das 19. Jahrhundert zurück und er entstand, um Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen und die Emanzipation von Arbeiterinnen zu fordern. Auch der Mutter- und Arbeitsschutz sowie der Achtstundentag gehörte zu den Forderungen. Gründerin des Tages ist die deutsche Sozialistin Clara Zetkin. Sie schlug den Internationalen Frauentag auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen vor und setzte ihn gegen alle Widerstände durch.
Internationaler Frauentag – Versammlungen trotz Verbot
Zum ersten Mal fand der Tag am 19. März 1911 statt. Im Laufe der Jahre wechselte das Datum des Internationalen Frauentages, bis er seit 1921 konstant am 8. März gefeiert wird. Von 1933 bis 1945 wurde der Internationale Frauentag verboten. Er entsprach nicht dem gewünschten Rollenbild der Frau. Doch trotz Verbot wurde der Tag dennoch gefeiert – und zwar heimlich. Versammlungen fanden nicht mehr öffentlich statt, Flyer wurden verteilt und als Erkennungszeichen wurden rote Wäschestücke an diesem Tag gelüftet.
Kritik am Frauentag
Es gibt jedoch auch Kritik am Datum und der Gründerin des Internationalen Frauentages. Zum einen hatte der Frauentag im Westen kaum eine Bedeutung und wurde nur in der DDR am 8. März gefeiert. Dort wurden Frauen zwar Blumen überreicht, der eigentliche Zweck des Tages wurde aber nicht wahrgenommen. Vielmehr war es die Verfälschung des „Widerstandstages“ zu einem bedeutungslosen Anstandstag. Zum anderen war die Sozialistin Clara Zetkin eine Gegnerin der parlamentarischen Demokratie und setzte sich für eine proletarische Diktatur ein. Kritiker finden es daher unangemessen, Zetkin für diesen Tag zu würdigen.
Gleichberechtigung kommt nur langsam voran
Am Internationalen Frauentag werden viele Veranstaltungen und Demonstrationen abgehalten. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund feiert den Tag und die DGB-Frauen haben jedes Jahr ein neues Motto. 2020 war es: „Wir fairändern: #fairsorgen #fairgüten #fairteilen“.
Wie sieht es heute mit der Gleichberechtigung aus? Das aktive und passive Wahlrecht für Frauen (und Männer) ab 21 wurde am 12. November 1918 durchgesetzt und auch der Mutter- und Arbeitsschutz ist heute Normalität. Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern kommt jedoch weiterhin nur langsam voran. So ist die Lücke zwischen den Gehältern immer noch groß. Im Durchschnitt beträgt der Gender Pay Gap im Bereich „Finanzen, Versicherung und Banking“ 16.000 Euro. Davon kann man sich einen Kleinwagen kaufen.
Gender Gap im Vorstand von Banken
Auch die Verteilung der Geschlechter in den Chefetagen der Finanzbranche ist noch immer unausgeglichen, obwohl sich immer mehr Frauennetzwerke für eine ausgeglichene Besetzung stark machen. Laut einer Studie der Boston Consulting Group wird es noch rund neun Jahre dauern, bis deutsche Aufsichtsräte aus gleich vielen Frauen und Männern bestehen werden. Eine gleichberechtigte Aufteilung in den Vorständen wäre demnach sogar erst in 40 Jahren möglich.
Es wurde in den letzten Jahren viel für Frauen erreicht, doch es geht noch mehr. Der Weg zu einer vollständigen Gleichberechtigung in allen Bereichen ist zwar lang, aber ein Weg ist eine Strecke. Je schneller Gleichberechtigung vorangetrieben wird, desto schneller ist das Ende des Weges erreicht: eine tatsächliche Gleichberechtigung.