DER STANDARD-Kommentar von Eric Frey.
Eine "extrem starke Fähigkeit, finanzielle Verpflichtungen zu erfüllen" verlangen die Ratingagenturen, wenn sie einem Schuldner das begehrte Triple-A-Rating verleihen. Das Risiko eines auch nur teilweisen Zahlungsausfalls muss verschwindend klein sein. Eigentlich ist es ein Wunder, dass überhaupt noch EU-Staaten über diese Bonität verfügen. Die Pleite eines der letzten Triple-A-Länder ist zwar unwahrscheinlich, aber wenn man das schlimmste Szenario für das kommende Jahr – Kollaps der Eurozone, tiefe Rezession, Bankenkrise – durchspielt, ist sie nicht mehr völlig ausgeschlossen. An Österreichs Zahlungsfähigkeit hängen die Großbanken wie ein Mühlstein.
Bei Frankreich ist das Hauptproblem die gesunkene Wettbewerbsfähigkeit, bei Großbritannien das riesige Budgetdefizit. Selbst Deutschland könnte sich bei einem Euro-Kollaps finanziell übernehmen. Deshalb sind die angedrohten Herabstufungen zahlreicher Industriestaaten durch die Ratingagenturen nicht nur berechtigt, sondern sogar überfällig. Die Kombination von jahrelangem Schuldenmachen und den Kosten der Finanzkrise hat die einst so sichere Investition in Staatsanleihen etwas weniger sicher gemacht. Aber selbst wenn Österreich und andere EU-Staaten 2012 herabgestuft werden, ist das keine Katastrophe. Wenn in Europa nur noch die Schweiz und Norwegen ein AAA-Rating haben, lebt es sich mit einem AA+ auch ganz gut.
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