Der Sturm naht

Zu den Unruhen auf internationalen Finanzmärkten reiht sich auch noch ein gigantischer Sturm. Am 16. November geht deb Griechen laut eigenen Angaben das Geld aus. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Seit einigen Jahren werden wir Bürger immer wieder sensibilisiert, verdächtige Gegenstände der Polizei zu melden. Aber wenn wir etwas entdecken, sollen wir das nicht…


Zu den Unruhen auf internationalen Finanzmärkten reiht sich auch noch ein gigantischer Sturm. Am 16. November geht deb Griechen laut eigenen Angaben das Geld aus.

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Seit einigen Jahren werden wir Bürger immer wieder sensibilisiert, verdächtige Gegenstände der Polizei zu melden. Aber wenn wir etwas entdecken, sollen wir das nicht aufheben und zur nächsten Wache schleppen. In Aachen tat dies unlängst ein Rentner. Er war vollkommen überzeugt, dass es sich bei dem von ihm gefundenen faustgroßen Bündel um eine Bombe aus den Zweiten Weltkrieg handele. Die Beamten untersuchten das Päckchen und identifizierten – eine volle Windel. Weitere Vorsichtsmaßnahmen seien daher nicht erforderlich. Voll gerechtfertigt sind hingegen die Sicherheitsmaßnahmen an der Ostküste der Vereinigten Staaten: Der gigantische Hurrikan Sandy rast auf die Küstenregion um New York herum zu – weshalb unter anderem der Handel an nahezu sämtlichen US-amerikanischen Börsen für heute abgesagt wurde. Die Sicherheit tausender Händler und Büroangestellter könne nicht gewährleistet werden. Für den Anleihehandel wurde eine Empfehlung ausgegeben, diesen nach einer kurzen Session bereits am Mittag einzustellen.

Wann wie wo was genau heute gehandelt wird, erschließt sich mir nicht zur Gänze. Immerhin bekommen wir heute früh ein paar Kursindikationen: Aktienindex-Futures handeln etwas schwächer, US Staatsanleihen etwas fester. Nichtsdestoweniger sollten wir uns darauf einstellen, dass die Impulse von den US Finanzmärkten heute alles in allem gering bleiben werden. Drücken wir also die Daumen, dass die durch Sandy verursachten Schäden überschaubar bleiben werden.

Es ist ja nicht so, dass wir in Europa nicht unsere eigenen Finanzmarktthemen hätten. Beispiel: Griechenland. Nach eigenen Angaben geht Athen am 16. November das Geld aus. Bis dahin muss eine Entscheidung dahingehend getroffen werden, ob die Kreditgeber eine weitere, 31,5 Mrd. Euro schwere Tranche aus dem zweiten Rettungspaket bereitstellen. Voraussetzung dafür ist, dass der Troika-Bericht zu Griechenland positiv ausfällt. Voraussetzung dafür ist, dass Griechenland mit seinen Spar- und Reformvorhaben auf dem richtigen Weg ist. Voraussetzung dafür ist aus Sicht der griechischen Regierung, dass dem Land für diese Reformmaßnahmen zwei zusätzliche Jahre Zeit gewährt werden. Voraussetzung dafür ist, dass die daraus entstehende Liquiditätslücke im griechischen Haushalt geschlossen wird (diese wird auf 16 bis 38 Mrd. Euro taxiert). Voraussetzung dafür ist, dass innerhalb der Kredit gebenden Staaten Einigkeit dahingehend besteht, wie diese Liquiditätslücke geschlossen werden soll. Und genau an diesem Punkt sind wir: Es besteht noch keine Einigkeit.

Der Spiegel berichtet von einer Forderung der Troika, wonach die Kredit gebenden Staaten auf einen Teil ihrer Kreditforderungen verzichten sollen. Nun ist schwer vorstellbar, wie ein Kreditgeber in einem Moment auf einen Teil seiner Forderungen verzichten soll, nur um im nächsten Moment demselben Gläubiger neuen Kredit einzuräumen. Gleichsam ist schwer vorstellbar, wie einem Kreditnehmer neue Kredite ausgehändigt werden können, wenn gleichzeitig die Kreditwürdigkeitsprüfung zu dem Schluss kommt, der Kreditnehmer benötige eigentlich einen Schuldenerlass. Bis zum Treffen der EU Finanzminister am 12. November muss in dieser vertrackten Frage eine Lösung gefunden worden sein…

Aber auch jenseits von Griechenland und Sandy dürfte diese Woche für reichlich Gesprächsstoff sorgen. Beispielsweise erwarten uns bis Freitag reichlich Konjunkturdaten, zum Beispiel der amerikanische Arbeitsmarktbericht – dem letzten vor der Präsidentschaftswahl in der kommenden Woche.

Foto von Svitlana Niedielska – www.istockphoto.de