Das Bierzeltfest ist vorbei. Innerhalb von vier Wochen kamen knapp einhundert Tausend Besucher zu der in diesem Jahr erstmals durchgeführten Schunkelveranstaltung mit chinesischer Rock- und Schlagermusik. Deutsche Besucher wurden kaum gesichtet, vermutlich wegen der angespannten Parkplatzsituation. Trotz des durchwachsenen Erfolgs soll es im kommenden Jahr eine Wiederauflage geben. Und sollte sich tatsächlich eine Art Tradition entwickeln, können wir vielleicht im Jahr 2189 die 178. Auflage des „Pekinger Bierfestes“ genießen… Morgen beginnt das Bayrische Pendant zur Pekinger Veranstaltung auf der Münchner Theresienwiese. Gerüchten zufolge kann der Bierpreis dieses Jahr nicht nur in Euro, sondern auch in amerikanischen Dollar entrichtet werden. Damit entsprächen die Veranstalter dem Wunsch vieler Besucher aus Großbritannien, Japan und der Schweiz. Die in diesen Ländern ansässigen Zentralbanken haben nämlich, in Kooperation mit der US-amerikanischen Notenbank eine Vereinbarung geschlossen, durch die es bestimmten juristischen Personen möglich wird, Kredite in amerikanischer Währung aufzunehmen. Die Europäische Zentralbank hat sich dieser Vereinbarung ebenfalls angeschlossen. Die Veranstalter und Wiesnwirte appellieren jedoch an die aus dem Euroraum anreisenden Bierfestbesucher, nach Möglichkeit ihren Verzehr in Gemeinschaftswährung abzurechnen.
Wenn die Stimmung in den Bierzelten auch nur halb so entspannt ist wie gestern an den Finanzmärkten, dann dürfen wir uns auf ein paar fröhliche Tage freuen. Die positiven Markttendenzen der vorangegangenen Tage setzten sich gestern in beschleunigter Ausprägung fort. Erneut wurden negative Nachrichten abgeschüttelt wie lästige Fliegen. Die Europäischen Aktienbörsen schlossen mit über drei Prozent im Plus, in den USA addierten sich die Zuwächse auf gut 1½%, und auch in Fernost kommt die positive Voranstichstimmung an. Auslöser des jüngsten Stimmungsaufschwungs war die Zusicherung Angela Merkels und Nicola Sarkozys, die Unterstützung für Griechenland auf dem im Sommer vereinbarten Pfad fortzusetzen.
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Einen noch stärkeren Stimmungsschub löste die Ankündigung der fünf wichtigsten Notenbanken aus. In den kommenden Monaten erhalten die Geschäftsbanken in der Eurozone, in der Schweiz, in Großbritannien und in Japan die Möglichkeit, ihre in Dollar-Währung lautenden Geschäfte über besicherte Drei-Monats-Kredite ihrer nationalen Zentralbanken zu finanzieren. Die Marktteilnehmer erfreut besonders, dass es den Zentralbanken wieder einmal gelungen ist, koordiniert zu agieren. „Koordination“ wird gemeinhin als Schlüsselbegriff bei der Lösung von Problemen mit globaler Tragweite betrachtet. Entsprechend fordern die Anleger auch von den Finanzministern der Europäischen Union ein „koordiniertes Vorgehen“ zur Bewältigung der gewaltigen Herausforderungen innerhalb der Union. Die Finanzminister treffen sich heute und morgen zu einem informellen Meinungsaustausch im polnischen Breslau. Die Zusammenkunft gewann unlängst an Bedeutung, nachdem es hieß, die Troika der Griechenland-Geldgeber (EU Kommission, EZB, IWF) würde ihre Beratungen in Athen erst nach dem heute beginnenden Finanzministertreffen fortsetzen.
Koordinationsanstrengungen körperlicher Art warten hierzulande auf den Oberbürgermeister der Stadt München, Christian Ude. Punkt zwölf Uhr am morgigen Samstag wird Ude den Schlegel schwingen, um den Wechsel in den Hirschen zu jagen. Nach jeweils zwei Schlägen in den vergangenen drei Jahren erwarten wir für den morgigen Bierfassanstich einen Schlaganstieg um fünfzig Prozent, weil der Pegel des Wechselkurs heuer etwas höher liegt als im letzten Jahr…
Foto von Maartje van Caspel – www.istockphoto.de