Vor fast genau einem Jahr erhielt die FIDOR AG eine Vollbanklizenz und die BANKINGNEWS ein Interview mit Matthias Kröner, Vorstand der FIDOR AG. Zeit einmal nachzufragen was von den Visionen rund um das Communitybanking im Geschäftsalltag geblieben ist und ob die Kunden bereit sind für eine Bank 2.0.
Herr Kröner, vor einem Jahr haben Sie die Vollbanklinzens von der BaFin erhalten. Was hat sich seit dem getan?
Unglaublich viel. Die Erteilung der Vollbanklizenz war der Startschuß, alles was bis dato konzeptionell vorbereitet wurde, in die Realität umzusetzen. Wir haben das Community-Konzept finalisiert und am 15. Dezember ins Netz gestellt. Hierdurch entstand eine nicht nur für Deutschland einzigartige, zeitgemäße Plattform, auf der über Geld gesprochen wird. Wir haben die Technik auf den modernsten Stand gehoben und skalierbar gemacht.
Wir haben die bankseitigen Prozesse mit unserem Outsourcing-Partner SWK Bank definiert, die Verträge finalisiert und den Betrieb bei der Aufsicht angemeldet. Wir haben uns Mitarbeiterseitig um erfahrene und kompetente Kollegen verstärkt. Insgesamt beschäftigt die Bank nun 11 Mitarbeiter und betreut über 3.500 Kunden. Die Community verzeichnet über 12.000 Registrierungen, wir hatten zuletzt über 11.000 unique Besucher in der Woche und wachsen ohne jede Werbemittel.
Die Eröffnung des Banking Centers steht nun unmittelbar bevor und stellt damit die nächste Entwicklungsstufe unseres Konzepts dar. Auch das musste natürlich erst vorbereitet werden.
Online Communitybanking und der deutsche „Sparbuchbürger“ geht das?
Der deutsche Sparbuchbürger, wie Sie das nennen, ist innovationsfreundlicher als der deutsche „Sparbuchbanker“ – um Ihre Kreation aufzugreifen – glauben mag. Das hatten wir auch schon bei Gründung der DAB Bank erfahren. Ein Retailvorstand (einer nicht mehr existenten Frankfurter Großbank) sagte damals: „Der deutsche Kunde ist nicht reif dafür“. Die Kunden wiederum sagten: „Das will ich machen!“ Ich denke nicht, dass kundenzentrierte Dienstleistung die Bevormundung des Kunden beinhalten sollte. Insofern sind wir da ganz zuversichtlich und die Erkenntnisse aus dem „closed beta“ bestätigen uns in unserer Zuversicht.
Darüber hinaus ist anzumerken, dass der FIDOR Bank Ansatz hochgradig international ist. Das Internet selbst kennt keine Grenzen. Finanzdienstleistung sollte dementsprechend auch grenzüberschreitend angeboten werden. Hierzu gibt es genügend erfolgreiche Beispiele, die uns das vormachen. Daran orientieren wir uns.
Neben der Fidor AG betritt nun die Noa Bank das Feld des Communitybanking. Ist das eine direkte Konkurrenz für Sie oder weitere Konkurrenz für Filialbanken und ein Beleg für Ihr Geschäftsmodell?
Wir freuen uns sehr, dass wir als FIDOR Bank nicht der einzige „new entry“ in dieser Zeit sind. Der Ansatz der NOA Bank ist mit dem der FIDOR Bank nur in Sachen Transparenz der Mittelverwendung durch die Bank zu vergleichen. Die FIDOR Bank hat aber darüber hinausgehend einen wesentlichen Schwerpunkt in ihrer Community. Hier wird aktiv über Geld gesprochen. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Bonussystem. Hier wird Online Aktivität, beispielsweise in der Community, entlohnt. Das Banking Center wird dem Kunden eine ungewohnte Freiheit bieten. Hier kann der Kunde beispielsweise entscheiden, ob er seinen Finanzbedarf mit Hilfe der Bank, oder aber mit anderen Usern decken möchte. All das unterscheidet uns von allen mir bekannten Banken.
Leider tut sich nicht allzu viel in der Gründer-Szene der Banken. Dabei ist die Zeit geradezu ideal, neue Ansätze zu formulieren. Ansätze, die eine Lehre aus den Erfahrungen der letzten 24 Monate gezogen haben.
Es freut uns natürlich, wenn man uns als Belebung des Wettbewerbs auch für die großen und etablierten Player sieht. Nur, um am Boden zu bleiben, faktisch – im Sinne von Volumina – wird sich das in den Augen dieser etablierten Player in Grenzen halten. Das Konzept der FIDOR Bank zielt auch weniger darauf ab, einer Filialbank Konkurrenz im traditionellen Sinne zu machen. Vielmehr wollen wir internet-payment Dienstleistungen weiter entwickeln und mit web-affinen Verhaltensweisen anreichern.
Was dürfen wir in den nächsten zwölf Monaten erwarten?
Wir haben uns viel vorgenommen, werden uns aber auch sehr genau ansehen und anhören, in welche Richtung sich die Kunden das Angebot gerne entwickelt haben wollen. Die Diskussion wird in unserer Community in aller Öffentlichkeit geführt. Wer sich da nicht registrieren möchte, kann das aber gerne in unserer XING Gruppe oder auf Twitter mitverfolgen und mitdiskutieren. Die Ziele des Jahres 2010 habe ich darüber hinaus in einem Video für jedermann ansehbar auf youtube beschrieben.
Vielen Dank, Herr Kröner, für das Interview.