Guten Morgen, heute ist Mittwoch, der 12. Januar 2011 !
- 85 Cent: Portugal bietet Staatsanleihen mit Kurswerten von etwa 93 Cent und 85 Cent an
- 100 Cent: Deutschland bietet eine AAA-Anlagealternative, aber Qualität kostet eben
- 3,7 Prozent: Wachstumszahlen für Deutschland rechtfertigen die höheren Anleihekurse
Jetzt schauen wir mal auf Griechenland. Und was stellen wir fest? Griechenland ist schuldenfrei! Na gut, nicht schuldenfrei, aber defizitfrei. Griechenland hat einen ausgeglichenen Primärhaushalt im engsten Sinne: Im Jahr 2010 gab der Staat knapp 52 Mrd. Euro aus und nahm etwas mehr als 51 Mrd. Euro ein. Im Vorjahr war in dieser Position noch ein Fehlbetrag von knapp zehn Milliarden Euro zu beklagen. Zeit also, um im Kollegenkreise mit eine Runde Ouzo anzustoßen (falls nach dem gestrigen Haschkonsum schon wieder Lust auf Betäubungsmittel besteht). Ärgerlich ist nur, dass auch Griechenland wie unsere Familie Mustermann eine Art Töpfchenbudget pflegt: 13 Mrd. Hypothekenkosten (hier: Zinsaufwendungen), fünf Milliarden Leasingrate (hier: Public Investment Program), 4½ Milliarden Dauerkarte (hier: verschiedene Sonderaufwendungen). Am Ende landen wir bei einem Defizit von 24 Milliarden Euro. Das sind aber immer noch 15 Mrd. weniger als 2009. Wir halten also fest: Griechenland ist weder schulden- noch defizitfrei, aber auf einem guten Weg. Jetzt müssen "nur" noch die Regierung, die Griechen und alle Kreditgeber sowie sonstwie Betroffenen durchhalten und nicht die Nerven verlieren. Wenn’s so leicht wäre…
Für Portugal liegt mir eine vergleichbar detaillierte Abschätzung der Haushaltsposten für 2010 noch nicht vor. Klar ist, dass Portugal viel besser dasteht als Griechenland. Klar ist aber auch, dass die Marktteilnehmer reihenweise die Nerven verlieren. Ohne massive Unterstützung durch die Anleihenkäufe der EZB in den letzten Tagen wäre die Rendite portugiesischer Anleihen wohl schon auf über 8% gestiegen. So steht Sie aktuell bei 6,90% (10 Jahre Laufzeit). Neben den EZB-Käufen konnte gestern eine ominöse Ankündigung aus dem japanischen Finanzministerium die Märkte etwas stabilisieren: "Wir kaufen 20% der Ende Januar auf den Markt kommenden EFSF-Anleihe", hieß es. Tolle Wurst, was sollen die Japaner mit ihren Euro-Währungsreserven denn sonst machen? Festgeld bei der Volksbank Probstzella? Besser wäre es, die Anleihen der Schuldnerländer direkt zu kaufen, so wie es China mehrfach versprochen hat. Selbst der Kauf von Bundesanleihen wäre hilfreicher als die Zusage, den unvorstellbaren Betrag von einer Milliarde Euro bei der Ende Januar anstehenden Emission einer EFSF-Anleihe zu übernehmen. Diese Papiere, "Triple-A Supranationals", würden wir wohl selbst dann noch im Markt platzieren können, wenn dort ein negativer Kupon draufstehen würde. Insofern kann ich den gestrigen Hype an den Märkten über die Ankündigung aus Japan überhaupt nicht nachvollziehen.
Schauen wir zunächst aber, wie groß heute das Interesse für portugiesische Anleihen ausfällt. Im Angebot sind 750 bis 1.250 Mrd. Euro in folgenden Anleihen: 3,6% Okt-2014 (Kurs ca. 93, Rendite ca. 5,6%) und 4,8% Jun-2020 (Kurs ca. 85, Rendite ca. 6,9%). Die Auktionsergebnisse gibt’s gegen 11:30 Uhr. Wer’s teurer haben will, kauft die neue Obl-159 (6 Mrd. Euro im Angebot zu Kursen um 100,40). Kaufhinweise liefern heute zum einen die deutschen BIP-Zahlen für 2010 (9:00h) sowie der aktuelle Wachstumsbericht der EU Kommission. Kleiner Tipp für’s Haushaltsbuch: Geldanlagen in Staatsanleihen sind nicht als "Konsumausgaben" zu deklarieren, sondern nicht defizitwirksam als "Sparanlagen" (wahlweise: "Spekulative Investments"…).
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Dies ist ein humoristischer Marktkommentar und keine Anlageberatung. Die Einschätzungen des Autors beruhen auf Informationen, die auf öffentlich zugänglichen, als verlässlich eingeschätzten Informationsquellen basieren. Weitere Informationen finden Sie im Disclaimer.
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Fixed Income Strategist
Director
MRE4FI
UniCredit Research
kornelius.purps@unicreditgroup.de
Corporate & Investment Banking
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