Mittelstandskonjunktur: Abschwung ja – Absturz nein

KfW-ifo-Mittelstandsbarometers Oktober 2011 Das mittelständische Geschäftsklima hat sich im Oktober spürbar eingetrübt: Der zentrale Indikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers gab um 3,7 Zähler auf 12,5 Saldenpunkte nach, was knapp dem Doppelten einer durchschnittlichen Monatsveränderung entspricht. Im September hatte es nur eine marginale Verschlechterung gegenüber dem Vormonat gegeben. Beide Komponenten des Geschäftsklimas trugen fast in gleichem Ausmaß zum…


KfW-ifo-Mittelstandsbarometers Oktober 2011

Das mittelständische Geschäftsklima hat sich im Oktober spürbar eingetrübt: Der zentrale Indikator des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers gab um 3,7 Zähler auf 12,5 Saldenpunkte nach, was knapp dem Doppelten einer durchschnittlichen Monatsveränderung entspricht. Im September hatte es nur eine marginale Verschlechterung gegenüber dem Vormonat gegeben.

Beide Komponenten des Geschäftsklimas trugen fast in gleichem Ausmaß zum jüngsten, deutlichen Rückgang bei. Die Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage, die sich im September noch minimal verbessern konnten, verloren 3,5 Zähler auf 30,6 Saldenpunkte; damit hielten sich die Lageurteile trotz des Rückgangs jedoch noch immer auf einem im historischen Vergleich weiterhin recht hohen Niveau. Die in den zurückliegenden Monaten stark gestiegene konjunkturelle Unsicherheit drückte zugleich aber die Geschäftserwartungen für das kommende Halbjahr um weitere 4,0 Zähler auf -5,1 Saldenpunkte – und damit noch etwas deutlicher unter ihren langfristigen Durchschnittswert, der konzeptionell mit der Nulllinie identisch ist.
Die Oktoberergebnisse des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers bestätigen damit den konjunkturellen Abwärtstrend. „Das Winterhalbjahr 2011/12 dürfte schwach ausfallen“, sagt KfW-Chefvolkswirt Dr. Norbert Irsch. „Einen Absturz wie im Winter 2008/09 sehe ich angesichts des trotz der aktuellen Eintrübung noch immer recht guten Geschäftsklimas und des robusten Arbeitsmarktes aber nicht.“ Damit aus dem Abschwung keine längere Stagnation oder sogar eine Rezession werde, müsse möglichst rasch eine glaubwürdige Perspektive zur Überwindung der Eurokrise erkennbar werden, damit Unternehmen, Finanzwirtschaft und Verbraucher wieder mehr Zukunftsvertrauen fassen. Zugleich dürfe der notwendige fiskalische Konsolidierungskurs in Europa die Konjunktur kurzfristig nicht so stark schädigen, dass die Defizitziele dadurch gefährdet seien.

„Sinnvoll erscheint in den stärkeren Ländern der Eurozone eine zeitliche Streckung der Konsolidierungsperspektive. In den stark ‚gestressten‘ Ländern sollten die Konsolidierungsmaßnahmen von wachstumsstärkenden Strukturreformen und Investitionen begleitet werden“, so Irsch.

Bei den Oktober-Ergebnissen des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers ist erneut ein Stimmungsunterschied zwischen Mittelstand und Großunternehmen augenfällig – diesmal allerdings mit umgekehrten Rollen im Vergleich zum Vormonat: Waren es im September vor allem die großen Firmen, die von merklich schlechteren Lageurteilen und erheblich pessimistischeren Erwartungen berichtet hatten, so blieben diese im Oktober auffällig gelassen: Während ihre Erwartungen praktisch stagnierten (-0,1 Zähler auf -10,6 Saldenpunkte), beurteilten sie auch ihre aktuellen Geschäfte kaum schlechter als im Monat davor (-1,5 Zähler auf 28,8 Saldenpunkte). Beide Komponenten zusammengenommen gab das Geschäftsklima der Großunternehmen nur in geringem Ausmaß um 0,7 Zähler auf 8,6 Saldenpunkte nach.
Die Pläne der Firmen zum Auf- oder Abbau neuer Arbeitsplätze bleiben weiterhin auf Expansionskurs und sprechen damit für eine gewisse Gelassenheit, auch wenn sie sich im Oktober in beiden Unternehmensgrößenklassen etwas eingetrübt haben (Mittelstand: -0,6 Zähler auf 12,8 Saldenpunkte; Großunternehmen: -2,8 Zähler auf 18,8 Saldenpunkte). Dies stützt zusammen mit dem niedrigen Zinsniveau die Binnenkonjunktur, was in der gegenwärtigen Abschwungphase sehr willkommen ist.

Quelle Pressemitteilung KfW