Auch außerhalb der Bank- und Finanzbranche werden Unternehmen verstärkt auf das Thema aufmerksam und beginnen Leitlinien zu entwicklen.
Der Themenkomplex Governance, Risiko und Compliance gewinnt bei Vorständen von Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Dabei soll sichergestellt werden, dass klare Unternehmensrichtlinien existieren, wesentliche Risiken in der Unternehmenssteuerung berücksichtigt sowie externe und interne Regularien eingehalten werden. Gerade die Geschäftsleitung will dadurch Gewissheit, dass alle drei Bereiche effizient und effektiv berücksichtigt werden.
Laut einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG richten Unternehmen ihr Augenmerk verstärkt auf den Themenkomplex GRC. Etwa 41 Prozent der Befragten geben an, dass GRC vom Vorstand sehr ernst genommen wird. Vor der Finanzkrise traf dies bei lediglich 10 Prozent der Befragten zu. Interessant ist vor allem, dass die Geschäftsleitung (48 Prozent) und die Aufsichtsbehörden (43 Prozent) dabei zu den wesentlichen Treibern für die Verbesserung der GRC-Aktivitäten zählen.
Peter Ertl, Partner im Bereich Risk Consulting bei KPMG, erklärt: „Unternehmen schenken der Einbeziehung von Governance, Risiko und Compliance ganz eindeutig mehr Aufmerksamkeit. Allerdings befinden sich die meisten noch in einem relativ frühen Stadium, so sind z.B. Komplexität und mangelnde Erfahrung weiterhin große Herausforderungen.“
89 Prozent der Befragten geben an, dass die Kosten für GRC-Maßnahmen als Folge der Priorisierung gestiegen sind. Drei viertel der Unternehmen wenden bis zu 10 Prozent ihres Jahresumsatzes für GRC-Maßnahmen auf.
In einem Artikel der Wirtschaftzeitung Handelsblatt wurde gerade das kommende Champions-League-Finale in München als Beispiel dieser Entwicklung behandelt. Die Uefa vermarktet hier 106 Logen und mehrere Tausend Business Seats. Der dabei angepeilte Erlös soll bei über 10 Millionen Euro liegen. Für einen Logenplatz fallen somit 3.650 Euro zzgl. Mehrwertsteuer an. Diese Preisgestaltung hat zum Beispiel den LKW-Hersteller MAN dazu bewogen die sonst gern genutzte Loge bei diesem Anlass nicht zu buchen.
Gerade die Diskussion um Freikarten, schwammige Sponsoringaktionen sowie Übernachtungen und Bewirtungen im Zusammenhang mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Wullf hinterlassen hier deutliche Spuren. So haben sich verschiedene globale Konzerne dem Verein „S20 – The Sponsor´s Voice e.V.“ angeschlossen. Dieser Verein klärt in einem Schriftwerk über rechtliche Fallstricke und auch ungeklärte Fragen auf. Mitglieder sind unter anderem Adidas, Siemens und Mc Donald‘s. Auch die Finanzbranche ist durch Allianz, AWD, Postbank und HypoVereinsbank vertreten. Ziel ist es Rechtssicherheit zu schaffen und Handlunsgempfehlungen im Einklang mit GRC-Richtlinien zu geben.
Gert Weidinger, ebenfalls Partner im Bereich Risk Consulting bei KPMG, meint: „Wichtig ist das Verständnis, dass Risikomanagement alle Mitarbeiter betrifft. Die bloße Bündelung dieser Themen in einer Abteilung genügt nicht. Wesentlicher Erfolgsfaktor ist die Integration dieser Themen in die täglichen Geschäftsabläufe. Eine Stabstelle kann dabei ein interner Berater sein, niemals ist die Stabstelle jedoch für die Einhaltung von Compliance-Bestimmungen verantwortlich. Dafür ist immer der jeweilige Prozessverantwortliche zuständig.“
Info von KPMG – www.kpmg.at und Handelsblatt – www.handelsblatt.com
Studie von KPMG – www.kpmg.at
Foto von Marco Martins – www.istockphoto.de
Über die Studie
Die Studie „The Convergence Evolution“ von KPMG International beurteilt die Konvergenz von Governance, Risikomanagement und Compliance (GRC). Die Studie befasst sich mit den Antriebskräften der Konvergenz, den Kosten sowie wahrgenommenen Vorteilen und Hindernissen, die die Erreichung dieses Zieles erschweren. An der Studie vom Juni 2011 nahmen weltweit 177 Führungskräfte aus zahlreichen verschiedenen Branchen und Regionen teil. Alle Befragten hatten Einfluss auf oder Verantwortung für strategische Entscheidungen in Fragen von Risikomanagement.