Sammelleidenschaft

Wenig Neues: Beige Book liefert keine neuen Hinweise auf QE-Maßnahmen der Fed Viel Neues: Minutes der Bank of England und britisches Sparpaket drucken Giltrenditen unter Bundrenditen Etwas Neues: Mehrere Dutzend Quartalsberichte dominieren das Handelsgeschehen   Was unterscheidet eigentlich einen Analysten von einem Forscher? Wir Analysten forschen unentwegt nach Beweggründen und möglichen Auswirkungen, beispielsweise für QE…



  • Wenig Neues: Beige Book liefert keine neuen Hinweise auf QE-Maßnahmen der Fed
  • Viel Neues: Minutes der Bank of England und britisches Sparpaket drucken Giltrenditen unter Bundrenditen
  • Etwas Neues: Mehrere Dutzend Quartalsberichte dominieren das Handelsgeschehen
 
Was unterscheidet eigentlich einen Analysten von einem Forscher? Wir Analysten forschen unentwegt nach Beweggründen und möglichen Auswirkungen, beispielsweise für QE 2.0 und durch QE 2.0. Forscher analysieren unser Verhalten und schauen uns auf die Finger, was wir in unseren Analysierpausen im Supermarkt kaufen. Und so kam jetzt heraus: Wer seinen Mittagssnack mit Scheck- oder Kreditkarte bezahlt, kauft ungesunderes Zeug als derjenige, der bar bezahlt. Fragt die Kassen-Evi: „Sammeln Sie Herzen?“ Sie aber zücken triumphierend ihre Girokarte und entgegnen „Nein! Ich sammle Kalorien!!“ Vor Schreck rutschen der Evi die Klebeherzen in die Hose. Wie bezahlt Ben Bernanke eigentlich seine Käufe von US Staatsanleihen? Mit Kreditkarte im Internet? Ich hab mal bei Amazon unter „Staatsanleihen“ nachgeschaut. Das Angebot an Kupon tragenden Staatspapieren ist, gelinde gesagt, überschaubar. Der zweite Treffer weist einen 735 Seiten schweren Wälzer mit dem Titel „Nuclear Reactor Physics“ aus. Was sagt der Analyst dazu? Der Kauf von Staatsanleihen durch eine Notenbank ist genau so gefährlich wie ein Nuklearreaktor, insbesondere wenn dieser von übergewichtigem Personal bedient wird, welches seine Schokoriegel mit Kreditkarte bezahlt. Homer Simpson meets Ben Bernanke…

Das alltägliche Wortgefecht der zahllosen Fed-Offiziellen um das Für und Wider möglicher Quantitative Easing Maßnahmen endete gestern übrigens 2:0 für die Falken. Charles Plosser und Jeffrey Lacker sammeln derzeit keine Herzen und stehen erneuten Anleihekäufen eher reserviert gegenüber. Beide sind im Offenmarktausschuss der Fed aber erst im nächsten Jahr stimmberechtigt. Ein immer wieder mysteriöser amerikanischer Think Tank (Medley) verbreitete gestern seine Einschätzung zu einem möglichen Kaufprogramm der Fed: „$100 Mrd. pro Monat, mindestens sechs, vielleicht aber sogar 18 Monate lang“ hieß es. Die Nuklearforscher der UniCredit haben da eine ganz ähnliche Meinung: anfänglich $300-$500 Mrd., aber open end. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das gestern veröffentlichte Beige Book der US Notenbank keinerlei neue Erkenntnisse im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit einer Wiederaufnahme geldpolitischer Lockerungsmaßnahmen durch die US Notenbank enthielt.

Auch in Großbritannien wird eifrig diskutiert, ob die Konjunktur durch ein Quantitative Easing Programm der Notenbank stimuliert werden soll. Von neun stimmberechtigten Mitgliedern im geldpolitischen Rat der Bank of England ist einer volle Kanne dafür (Adam Posen), einer ebenso volle Kanne dagegen (Andrew Sentance) und der Rest beobachtet den Schlagabtausch der beiden Kontrahenten wir die Zuschauer den Ball bei einem Tennismatch zwischen Rafael Nadal und Roger Federer. Zentralbankforscher sind sich uneins, ob das gestern veröffentlichte Protokoll der letzten Bank of England-Sitzung mehr in die Richtung Posen oder in die Richtung Sentance tendierte. Tie Break.

An den Zinsmärkten wurden die BoE-Minutes wie auch das von UK Schatzkanzler George Osborne vorgetragene Sparpaket der britischen Regierung mit Freude begrüßt. Die britischen Renditen nähern sich mit großen Schritten denjenigen der USA an. Im 5jährigen Laufzeitsegment beispielweise erleben wir etwas ganz Außergewöhnliches: Die Bundrendite liegt höher als die Giltrendite. Jaja, im Kreise der G-4 (USA, Japan, UK, EWU) sind wir die high yielder.

Ansonsten bereiten sich die Finanzmärkte ganz entspannt auf einen ereignisreichen Handelstag vor. Die Daten aus China (BIP in Q3 +10,6% ggü. Vj., CPI im September +3,6% ggü. Vj.) waren im Rahmen der Erwartungen. US Finanzminister Timothy Geithner wirbelt die FX-Märkte etwa durcheinander („major currencies are in alignment now“). Im Tagesverlauf bekommen wir europäische PMIs, die US Jobless Claims, den Philly Fed Index, nur eine Fed-Rede, dafür aber 46 Quartalsberichte (S&P500). Analysten und Forscher schieben weiterhin Überstunden…

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Dies ist ein humoristischer Marktkommentar und keine Anlageberatung. Die Einschätzungen des Autors beruhen auf Informationen, die auf öffentlich zugänglichen, als verlässlich eingeschätzten Informationsquellen basieren. Weitere Informationen finden Sie im Disclaimer.
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Kornelius Purps
Fixed Income Strategist
Director
MRE4FI
UniCredit Research

kornelius.purps@unicreditgroup.de

Kornelius Purps Corporate & Investment Banking
UniCredit Bank AG

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