Gastartikel von DELS
Der Goldpreis hat in dieser Woche seinen bisherigen Höchststand erreicht. Heute vor einer Woche habe ich mich dazu entschieden, mit einem Put auf das Ende der Goldblase zu setzen.
Warum? Nein, ich bin gar nicht erst in eine tiefe Fundmental- oder gar Chartanalyse eingestiegen. Dazu fehlt mir einfach die Zeit und ich glaube auch nicht, dass ich daraus eine hilfreiche Strategie ableiten kann. Nein, die vielen Berichte über den Goldhype und vor allem die vielen “Tells” von Hedgefonds über ihre Longpositionen in Gold haben mich dazu bewogen, Gold zu shorten.
Hedgefonds Legende John Paulson hat, glaubt man dem Dealbook der New York Times und dem Business-Insider, im vergangenen Jahr 6,8 Milliarden US-Dollar mit seinem Hedgefonds u.a. durch Investments in Gold verdient. Dabei soll seine Firma Paulson Inc. nicht nur physisches Gold erworben haben, sondern viele Werte, die von einem Anstieg des Goldpreises profitieren. Soweit, so erfreulich für Paulson, der es dadurch zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahren zum am besten bezahlten Manager gebracht hat.
Man sollte aber bedenken, dass Hedgefonds, und dies gilt insbesondere für die von Paulson gemanagten Portfolios, zu den großen Schweigern gehören und nicht gerade klingeln, wenn sie ihre Strategie ändern. Sickern Informationen über ihre Strategie durch, dann kann dies beabsichtigt sein. Es gibt mittlerweile zahlreiche Belege dafür, dass Paulsons bekannt gewordene Entscheidungen, ich nenne sie analog zu der Pokersprache “Tells”, die Märkte bewegen. Wie beim Pokerspiel sollte man daher überlegen, ob Paulson die Märkte mit seinen “Tells” nicht auf eine falsche Fährte locken will, um davon selbst zu profitieren.
Glaubt man den Berichten dieser Woche, dann ist Paulson noch in seinen Goldpositionen investiert. Seine Milliardengewinne stehen daher nur auf dem Papier und sind nicht realisiert. Genau wissen tut man dies freilich nicht, weil nur über die Preisentwicklung seiner Fondsanteile berichtet wird und nicht über seine aktuellen Transaktionen. Er und seine Investoren haben freilich nur Freude am gestiegenen Goldpreis, wenn sie bei steigenden Preisen aussteigen können. Daher möglicherweise der Wink von ihm und anderen Hedgefonds-Investoren, wie etwa George Soros, sie seien in Gold investiert. Diese Hinweise sickerten Anfang des Jahres durch, ausgerechnet als der Goldpreis schon um fast 100 US$ unter sein Hoch vom Dezember 2010 gefallen war.
Wird erst einmal öffentlich bekannt, dass sich Paulson und Soros von ihren Goldtiteln trennen, dann dürfte der Goldpreis aufgrund des Herdentriebs ordentlich ins Trudeln geraten. Die Hedgefonds hätten dann keine Freude mehr, weil sie sich von ihren umfangreichen Positionen nicht an einem Tag trennen können.
Paulson gehörte bekanntlich zu den Investoren, die frühzeitig auf das Platzen der US-Immobilienblase gesetzt haben. Seinen Ruf verdankt er dabei dem “größten Deal aller Zeiten”, den er zwischen 2005 und 2008 aufgezogen und realisiert hat. Als Lehman zusammen brach und die Märkte erzitterten, hatte er seine Longposition in Kreditausfallversicherungen und Shortpositionen auf forderungsbesicherte Wertpapiere (darunter das von Goldman Sachs eingefädelte Abacus-Geschäft) längst wieder glatt gestellt. 2009 als Banken und Hypothekenpapiere am Boden lagen, stieg er wieder ein in den Markt. Sehr akribisch hat Paulson damals darauf geachtet, dass seine konkreten Strategien nicht am Markt bekannt werden. Er befürchtete, dies hätte ihm die Preise verdorben (mehr zu Paulsons Immobiliendeal hier).
Passend liefern sich im Handelsblatt zwei Vermögensberater eine “Duell” über das Für und Wider eines Goldinvestments. In dem Gespräch geht es auch um die Hedgefondsstrategien:
“Stahl: Gekauft wird Gold im Moment von Privatanlegern, die Angst vor Schuldenkrise oder Inflation haben. Außerdem haben einige Notenbanken aus den Schwellenländern zugekauft. Jedem Käufer steht aber auch ein Verkäufer gegenüber. Die Profis, die vor Jahren günstig gekauft haben, steigen längst wieder aus.
Urban: Das stimmt nicht. Ein Investor wie George Soros hat gerade erst seine Goldpositionen aufgestockt!
Stahl: Das ist zumindest, was er sagt. Das könnte aber auch ein Täuschungsmanöver sein. Soros versteht es wie kein Zweiter, mit Stimmungen zu spielen. Es könnte doch sein, dass er auf der einen Seite einen Goldfonds kauft, weil er weiß, dass er dies der Börsenaufsicht melden muss, während er unbemerkt über andere Instrumente die doppelte Menge dagegen setzt.”
Ob meine Strategie aufgeht, weiß ich nicht. Üblicherweise ist nicht damit zu rechnen, dass sie sofort profitabel ist. Aber der Kauf eines weit aus dem Geld liegenden Puts macht ohnehin nur dann wirklich Freude, wenn der Goldpreis richtig einknickt. Ich habe nun ein Jahr Zeit für diesen Deal.
Foto von Alex Slobodkin – www.istockphoto.de
Info von DELS – www.blicklog.de