Matthias Kröner, Vorstandssprecher der FIDOR AG, über das Phänomen und die Mißinterpretation des Begriffes Social Banking.
Mit der Schließung der Noa Bank durch die BaFin erlebt die Social Banking Welle einen kleine Delle. Potenzial für Risikomanagement in den Reihen der Fidor Bank?
Nun, die englische Formulierung „social banking“ erfährt in unserem deutschen Sprachraum eine vielfältige Interpretation. Wenn man es korrekt übersetzt bedeutet „social banking“ eine Form des Bankings, die „gemeinsam“ betrieben wird. Dass dies auch gleichzeitig „nachhaltig“ und „gut“ sein sollte, ist eine Hoffnung, eine subjektive Interpretation des englischen Begriffs „social“, den man im Deutschen aber auf keinen Fall eins zu eins mit „sozial“ übersetzen darf. Auch Facebook bezeichnet sich als „social media plattform“, wobei offen bleibt, ob alles, was auf dieser Plattform betrieben wird, sozial, nachhaltig oder gut ist.
Grundsätzlich sind wir bei der FIDOR bank überzeugt, dass die wesentlichen Wirkmechanismen des web 2.0 auch in der Finanzdienstleistung einzug halten werden. Warum auch nicht? Warum sollten Kunden und User Verhaltensweisen (Produktbewertungen, Beraterbewertungen, Integreation bei der Erstellung einer Diensteistung etc. etc.) im Finanzkontext ablegen, die ihnen bei anderen Konzepten und in anderen Branchen laufend vorgelebt bzw. abgefordert werden?
Matthias Kröner als Banker und Branchenexperte. Wie ist Ihre Sicht auf den Fall Noa Bank?
Unsere Aufgabe ist es, dass wir uns um die Belange der FIDOR Bank kümmern, die ich als Sprecher des Vorstands auch gerne kommentiere.
Was antworten Sie aus der Sicht des Social Banking Wettbewerbers?
Nun, was sind die Unterscheidungsmerkmale der FIDOR Bank?
Erstens: Wir betreiben eine sehr aktive Community, die mittlerweile über 14.000 registrierte Mitglieder hat. In dieser Community tauschen sich die User über alle Formen des Geldes aus. Aktuell hatten wir einen Fall, bei dem die Recherche der User dazu geführt hat, dass andere User vor einer Fehlentscheidung schützte. All das findet unter dem Claim „Gemeinsam mehr Geld“ statt. Denn wir sind der Meinung, dass der gegenseitige Austausch von Erfahrungen und Erkenntnissen den Kunden und Usern helfen kann, eine bessere Finanzentscheidung zu treffen. Eines ist mir auch noch wichtig zu sagen: Auf dieser Plattform sind aktuell rd. 1.300 Finanzexperten registriert. Darunter verstehen wir auch beispielsweise Berater anderer Banken. Sie sehen, wir sind eine komplett offene Plattform, die sogar für andere Banken absolut offen steht.
Ein weiterer wesentlicher Unterscheidungspunkt ist unser Bonussystem: Wir honorieren annähernd jede Aktivität in unserer Community mit Cents und Euros. Aktivität lohnt sich also, denn Aktivität schafft wertvollen Content für andere User. Sei es eine Geldfrage oder die Beantwortung einer solchen. Sei es eine Produkt- oder Beraterbewertung und vieles mehr, es bringt dem Nutzer bares Geld.
Als dritten wesentlichen Unterscheidungspunkt sehe ich unser Angebot rund um die sogenannte e-wallet. Dieses Angebot wird das Wesen der Bank in Zukunft sehr prägen. Mittels diesen Angebots stellt sich die FIDOR Bank auf ein (nicht mehr alllzu fernes) Zukunftsszenario ein, das von „social media Plattformen“ und Smartphones dominiert wird.
All das macht uns doch sehr unterscheidbar zu jeder anderen Bank.
Letzter Frage: Was ist Ihre Antwort für die, die jetzt sagen „Haben wir doch gleich gesagt!“?
Neue, innovative Konzepte müssen immer mehrfach überzeugen. Sie müssen Kunden überzeugen, indem sie eine valide, womöglich neuartige Antwort auf ein bestehendes Problem liefern. Noch schwieriger wird es, wenn Sie eine neue Verhaltensweise von den Kunden abverlangen, also ein Problem erst bewusst machen, es schaffen, um es dann lösen zu können. Sie müssen ihre Shareholder überzeugen und sie müssen sich dem Wettbewerb stellen. Im Falle einer Bank kommt natürlich auch noch die Aufsicht als wesentlicher Partner dazu. Darüber hinaus müssen Sie auch alle wirklichen und die selbsternannten Experten überzeugen.
All dies bedeutet in Summe, dass man im Rahmen eines Start-ups mehr zu tun hat, als in einem etablierten Unternehmen. Dies wiederum bedeutet, dass ein Start-up immer schon eine andere Kultur erfordert, die wiederum eine hohe Begeisterungsfähigkeit und Selbstmotivation mit sich bringt. Das ist eine Chance, denn dies erzeugt eine gewisse emotionale Unabhängigkeit gegenüber derartigen Aussagen, wobei sie dennoch immer ernst zu nehmen sind. Denn dieser „Zustand“ beinhaltet das Risiko, dass man aufrgund genau dieser hohen (Selbst)motivation beratungsresistent wird bzw. dem eigenen „Tunnelblick“ erliegt.
Wir warten gespannt auf eine endgültige Definition des Begriffes „Social Banking“! Herr Kröner, vielen Dank für das Interview!
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