Social Media und die Finanzbranche

Die Rolle von Social Media für unsere Branche diskutieren die Experten auf dem Kongress für Finanzinformation am 5. April in München. Bahnbrechende Erkenntnisse bleiben aus. Aus Gesprächen mit Bankleitern wird immer wieder deutlich, wie hoch die Unsicherheit in der Branche ist. Schon ohne Datenschutznovelle, Telemediengesetz und Co., mangelt es unserer Branche keineswegs an Regulierung und…


Die Rolle von Social Media für unsere Branche diskutieren die Experten auf dem Kongress für Finanzinformation am 5. April in München. Bahnbrechende Erkenntnisse bleiben aus.

Aus Gesprächen mit Bankleitern wird immer wieder deutlich, wie hoch die Unsicherheit in der Branche ist. Schon ohne Datenschutznovelle, Telemediengesetz und Co., mangelt es unserer Branche keineswegs an Regulierung und gesetzlichen Auflagen, die es tagtäglich einzuhalten gilt. Da kommt Social Media derzeit recht ungelegen und so erleben wir bei vielen Banken und Versicherungen große Hilflosigkeit im Umgang mit dem Thema „Social Media“ und nur bei wenigen Anbietern den gekonnten Einsatz des Internet in der Kunde-Bank-Beziehung. Dass wir uns mit unserer Branche in guter Gesellschaft befinden und auch andere Branchen eher auf Schlingerkurs sind, soll aber bitte kein Freifahrtschein sein, sich nicht mit dem Thema zu beschäftigen, sind doch die Chancen größer als die Risiken. Nur wenn man letztere erkennt und damit umzugehen vermag, kann ich von den Chancen profitieren.

Befreit auftreten kann da Matthias Kröner, einer der Gründer der Fidor Bank AG, der „seine Bank“ gerne auch Post-Disaster-Bank nennt, deren Geburtsstunde also nach der Finanzkrise lag. Im Hause der Fidor Bank muss man sich nicht mit Altlasten rumschlagen, kann sich auf die Kernidee konzentrieren: Banking mit Freunden.

Gerne nutzt Kröner öffentliche Auftritte, wie auf dem Podium in München, um mit der Web 1.0-Bank-Branche abzurechnen und erklärt, dass „Web 2.0 nicht bedeutet, dass Sie Ihr ödes Produkt bei Facebook posten“. Aber was ist an den Produkten bei Fidor anders? Nichts! Nur die Kommunikation ist anders und manchmal auch der Zinssatz. Aktuell sind es 3,33% für ein Festgeld mit einer Laufzeit von 36 Monaten. Aber reicht eine Social Media-Kompetenz für die Refinanzierung aus? Laut Kröner sind die Bankprodukte seiner Bankkollegen nicht Web 2.0 fähig, doch nach dem Untergang der Noa-Bank, sind hohe Zinssätze und Web 2.0, nicht überlebensfähig. Kröner empfindet die Branche als „innovationsfrei“, aber was ist die Innovation von Fidor? Kommunikation der Kunden untereinander, Transparenz oder gute Konditionen, sind – keine Frage – eine feine Sache, aber bitte kein Branchen-Ehrkönig. Und doch ist eine Sache bei Fidor anders, dort hält man die Kommunikation der Kunden aus und kommuniziert mit. Social Media, so sind sich alle vier Protagonisten auf dem Panel in München einig, steckt in unserer Branche noch in den Kinderschuhen. Hemmschuh Social Media „richtig“ umzusetzen ist vor allem die „Größe der Organisation, so Alexis Eisenhofer, Vorstand der financial.com AG,“, für Kröner ist es vor allem die „Angst vor einem Kontrollverlust“ seiner Kollegen in den Nachbarbanken. Schon die Strukturen (Backoffice) und vor allem die Produkte sind bei den meisten Banken nicht Web 2.0-fähig, so Kröner. Aus den genannten Gründen ziehen sich viele Banken auf das reine Web 2.0-Controlling“ zurück, aber auch hier gilt es im richtigen Moment richtig zu reagieren.

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Axel Jester von Thomson Reuter differenziert Content im Web zwischen „humor“ und „relevant“, nur auf relevante Inhalte muss ich als Bank angemessen reagieren. Doch die Realität ist uns allen bekannt. Es wird todgeschwiegen, wenn eine Stellungnahme von Nöten wäre und geleugnet, wenn es wichtig wäre auch mal etwas zuzugeben. Das Netz und die Masse erledigen den Rest und der geht oft in eine für die Beteiligten unerwünschte Richtung. Doch was ist relevant? Wann muss ich wie reagieren? Die gewünschte Medienkompetenz „Web2.0“ fehlt an jeder Ecke, zu neu sind die Portale, die derzeit beinahe täglich aus dem Netz gestampft werden. Reichte es bisher aus Twitter als sinnfrei zu bezeichnen, lauern mit Forequare und Co. bereits die nächsten Webtools im Internet, die es zu verstehen und wenn angebracht zu integrieren gilt.

Grafik von DNY59 – www.istockphoto.de
Fotos von Nicole Rudolf – www.nicolerudolf.de