Guten Morgen, heute ist Montag, der 28. Februar 2011 !
- Für die Demokratiewende: Proteste in Libyen gehen weiter; China versucht selbige im Keim zu ersticken
- Für die Schuldenwende: Neue irische Regierung will das Rettungspaket neu schnüren
- Für die Zinswende: EZB-Offizielle bereiten den Boden für höhere Leitzinsen, nur Trichet hält sich bedeckt
Eine besondere Form der Verkleidungstechnik findet derzeit in Libyen tausende Anhänger. Nachdem der libysche Geheimdienst Facebook und Twitter überwacht oder zu sperren versucht, verabreden sich die oppositionellen Jasmin-Revolutionskräfte über eine Online-Partnervermittlung, berichtet der Spiegel. Während die Proteste in Libyen unvermindert weitergehen, flammen sie in Tunesien wieder auf. In China versuchen sich erste Freiheitsgruppen, den Bewegungen in den MENA-Ländern (Middle-East & North Africa) anzuschließen – Pressemeldungen zufolge stoßen sie dabei jedoch auf wenig Unterstützung bei den Behörden. Berichte über zeitweilig festgenommene ausländische Journalisten werden in den kommenden Tagen nicht gerade zur Entspannung an den Finanzmärkten beitragen. Parallel zu den Protesten einiger hat die chinesische Regierung Andeutungen zu ihrem neuen, in Kürze zu verabschiedenden Fünfjahresplan gemacht. Darin werde, so Regierungschef Wen Jiabao, nur noch eine Wachstumsrate von 7% statt zuvor 8% angestrebt. Ein programmatischer Schwerpunkt liege auf dem verstärkten Kampf gegen die Inflation und für mehr soziale Gerechtigkeit. Bemerkenswert ist das Medium, in welchem diese Nachrichten verkündet wurden: Zwar war es keine Partnerbörse, aber immerhin ein Chatroom, in welchem Wen im Vorfeld der Jahrestagung des Volkskongresses (ab 5. März) zu seinem Volk "sprach".
Der Kampf gegen mögliche Inflationsgefahren wird auch im Mittelpunkt der innereuropäischen Entwicklungen der kommenden Tage stehen. Am Donnerstag trifft sich der Rat der EZB zur Entscheidungsfindung. Auf der Agenda stehen: Neue BIP-Projektionen (werden angehoben), neue Inflationsprojektionen (werden ebenfalls angehoben), möglicherweise neue Risikoeinschätzungen sowohl zum BIP (etwas geringere Abwärtsrisiken) als auch zur Inflation (hier liegt der Hase im Pfeffer!). Schließlich könnte an den Krisenmaßnahmen (Stichwort: Vollzuteilung) herumgeschraubt werden. Die Verlautbarungen zahlreicher EZB-Offizieller lassen vermuten, die Notenbank werde den Leitzins um mindestens 200 Basispunkte anheben und die Liquiditätsversorgung des Bankensystems komplett einstellen. Lediglich Jean-Claude Trichet, verkleidet als Porte Parole der EZB, hielt sich zuletzt noch relativ bedeckt. Mehr zu den möglichen Ergebnissen der EZB Ratssitzung an dieser Stelle in den kommenden Tagen.
Im Schatten von Jasmin und EZB erwarten uns in den kommenden Tagen wieder zahlreiche spannende Themen: Zum Beispiel Makro-Daten (US ISMs und Payrolls, EWU PMIs, EWU CPI Flash für Februar) und eine Rede Ben Bernankes vor dem US Senat (Dienstag). Die EU Kommission will Details zum nächsten Banken-Stresstest veröffentlichen (Mittwoch). Angela Merkel trifft Portugals Premier Socrates (ebenfalls am Mittwoch) und die neue irische Regierung wird versuchen, sich zu finden und das Rettungspaket aufzuschnüren. Den Wochenauftakt machten heute die deutschen Importpreise für Januar: +11,8% ggü. Vj., über den Erwartungen. Als in Warnweste verkleidete Inflationsvorboten dürften diese Zahlen im Frankfurter EZB-Turm für zusätzliche Nervosität sorgen.
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Dies ist ein humoristischer Marktkommentar und keine Anlageberatung. Die Einschätzungen des Autors beruhen auf Informationen, die auf öffentlich zugänglichen, als verlässlich eingeschätzten Informationsquellen basieren. Weitere Informationen finden Sie im Disclaimer.
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Fixed Income Strategist
Director
MRE4FI
UniCredit Research
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Corporate & Investment Banking
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