Guten Morgen, heute ist Dienstag, der 14. September 2010 !
- Basel-III: Neue Eigenkapitalrichtlinien kommen an den Märkten gut an
- Athen-5: Griechenland platziert heute 6-Monats-Bills – zur Renditen hart an der 5%-Marke
- Washington-Null: US Einzelhandelszahlen werden nur leicht oberhalb der Nulllinie erwartet
Das Leben auf Sizilien war ein Traum: Durchgehend 30 Grad und Sonnenschein. Cola Zero bei Vola Zero. Nicht ganz so schwankungsarm zeigten sich die Märkte während meiner Abwesenheit: Sprünge von 100 Ticks und mehr im Bund Future nach oben wie nach unten gehörten ja zur Tagesordnung. Immerhin: Der von mir angemahnte große Zusammenbruch blieb aus. Meine Befürchtung war, dass eine Verlängerung der Liquiditätslaufzeiten des EZB-Reaktors an den Märkten für reichlich Missmut sorgen würde. Da hatte ich mich getäuscht. Die Banken in der Eurozone sind zwar in der Lage, eine Double-Dip Rezession mit parallel verlaufender Staatsschuldenkrise problemlos zu überstehen (Stresstest 2.0). Das für alle Beteiligte vollkommen unerwartete Ereignis eines Jahreswechsels scheint jedoch eine unüberwindbare Hürde darzustellen. So sah sich die europäische Notenbank genötigt, dieser Gefahr mit einer Serie an liquiditätsmaximierenden Subventionsoperationen zu begegnen.
Bankenkrisen-technisch sind wir nun wohl safe: Die EZB hilft über den Jahreswechsel. Der Stresstest garantiert uns ein sanftes Durchgleiten der nächsten, von niemandem erwarteten, Rezession. Und die neuen Eigenkapitalregeln nach Basel III stärken das Bankensystem langfristig gegen Waka Waka-Entwicklungen auf den nationalen und internationalen Kreditmärkten. Abgesehen von der Kritik aus dem Bundesverband Öffentlicher Banken ("regulatorischer Blindflug") kamen die neuen Kapitalvorschriften bei den Marktteilnehmern gut an. Wahrend der Implementierungsphase von acht Jahren müssen die europäischen Banken ihr Kapital zwar "um hunderte von Milliarden Euro" aufstocken (Nout Wellink von der EZB); der Beitrag der neuen Richtlinien zur langfristigen Stabilität der Finanzmärkte und zum Wachstum werde aber "beträchtlich" sein (Jean-Claude Trichet von der EZB). Jetzt gilt es für die Bankenaufseher noch, für eine genaue Bestimmung der Kapitalquoten nicht nur den Zähler (Kapital), sondern auch den Nenner (risikobehaftete Anlagen, RWA) zu definieren. Das soll bereits bis Ende Oktober geschafft sein.
Basel III, die Kapitalaufstockung der Deutschen Bank, eine kräftige Aufwärtsrevision der Wachstumserwartungen 2010 der EU Kommission, Daten aus China – all das sorgte an den Märkten gestern für gute Stimmung. Dennoch fielen die Renditen auf US Staatsanleihen um rund 5 Basispunkte. Das ist für uns ein klares Indiz, dass nicht alles glänzt, was wie Gold aussieht. Die gestern veröffentlichten Vorlaufindikatoren der OECD signalisieren zweifelsfrei eine spürbare Wachstumsabschwächung. Heute früh erreichen uns ernüchternde Stimmungsdaten vom britischen Immobilienmarkt. Im Tagesverlauf bekommen wir britische Inflationsdaten (10:30h, schwächer), den ZEW-Index (11:00h, schwächer) und die US Einzelhandelsumsätze für August (14:30h, schwach). Außerdem platziert Griechenland T-Bills mit 26 Wochen Laufzeit zu rund 5% (Bunds +450 Bp!) und Finnland eine 5J-Anleihe. Statt entspanntem ferry cruising wird es an den Märkten daher eher im Waka Waka-Modus weiter gehen…
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Dies ist ein humoristischer Marktkommentar und keine Anlageberatung. Die Einschätzungen des Autors beruhen auf Informationen, die auf öffentlich zugänglichen, als verlässlich eingeschätzten Informationsquellen basieren. Weitere Informationen finden Sie im Disclaimer.
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Fixed Income Strategist
Director
MRE4FI
UniCredit Research
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