th – Irgendwie klingt es paradox. Seit Monaten sind die Aktienkurse der Banken auf Tauchstation und dennoch erweist sich das Finanzsystem als extrem robust.
Die Aktie der Deutschen Bank hat seit Jahresbeginn rund 40 Prozent verloren und war damit sogar noch schwächer als die der europäischen Branchenpendants. Der Dow Jones Eurostoxx Banken-Index hat der Finanzkrise seit Jahresbeginn mit einem Minus von rund 30 Prozent Tribut gezollt. Trotzdem ist die Deutsche Bank unangefochten das Aushängeschild der deutschen Kreditwirtschaft. In den vergangenen Tagen hatten Marktspekulationen über weitere Abschreibungen und Kapitalbedarf bei der Deutschen Bank Kursverluste ausgelöst. Eine kleine Mitteilung über den angekündigten Gewinn für das zweite Quartal genügt, um die Nerven der Anleger zu beruhigen.
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Nach der Entwarnung der Deutschen Bank rechnen Händler nun mit einer kräftigen Erholungsrally der Aktie. Der Finanzstandort Deutschland ist während der globalen Finanzmarktkrise ohnehin stabil und wettbewerbsfähig geblieben. Zwar halten die Anspannungen an den Finanzmärkten derzeit weiter an, doch hat sich gerade während der Turbulenzen in einigen Bereichen die bessere Qualität der Assets hierzulande gezeigt. So jedenfalls fasst das Finanzbranchen-Netzwerk „Initiative Finanzstandort Deutschland“ (IFD) das Ergebnis seines Jahresberichts zusammen, der am Mittwoch in Frankfurt vorgestellt wurde. Die IFD versteht sich als Sprachrohr der Finanzbranche und setzt sich aus den drei Säulen der deutschen Kreditwirtschaft zusammen. Besonders die Entwicklung bei den Verbriefungen und Hypotheken unterstreicht die Stabilität und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Finanzbranche. Im Gegensatz zum „Epizentrum der globalen Finanzmarktkrise“, dem US-Markt für Verbriefungen, hat sich die Langfristkultur und Stabilitätsorientierung in den Finanzbeziehungen in Deutschland positiv bemerkbar gemacht. Erstaunlich, aber wahr: Hierzulande sind die Erfahrungen mit Verbriefungen überwiegend positiv. Natürlich hat die Subprime-Krise auch bei den deutschen Banken „Kollateralschäden“ hinterlassen, doch bieten diese auch eine Chance zur Korrektur. Risiko hat wieder einen Preis! Zugegeben: Die Preise an den Verbriefungsmärkten gehen weiter zurück, die Risikoprämien für Unternehmensanleihen klettern weiter in die Höhe, die Geldmarktzinsen sind hoch und die Aktienkurse insgesamt ziemlich schwach. Doch eine Kreditklemme („credit crunch“) wie auf den US-Märkten ist in Deutschland nicht in Ansätzen zu erkennen gewesen. Im Gegenteil ist der Kreditbedarf von nicht-finanziellen Unternehmen im vergangenen Jahr stark gestiegen und problemlos von den Finanzinstituten gedeckt worden. Und dies lässt sich auch belegen: Laut Umfrage der KfW Bankengruppe, die die jüngste Erhebung gemeinsam mit Wirtschaftsverbänden im ersten Quartal durchgeführt und 5.000 Antworten ausgewertet hat, berichtet mit 62 Prozent eine große Mehrheit von gleich bleibenden Bedingungen beim Kreditzugang; 27 Prozent sind mit Erschwernissen konfrontiert, einen erleichterten Zugang zu Krediten stellen 12 Prozent fest. „Die Befürchtungen, dass die Krise der Finanzmärkte die Finanzierungsbedingungen in Deutschland stark verschlechtert hat, haben sich bisher nicht bestätigt“, konstatiert KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch. Allerdings habe vor allem der kleine Mittelstand wieder zunehmend Schwierigkeiten bei der Finanzierung. Für den weiteren Verlauf des Jahres sei zwar eine deutliche Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen nicht auszuschließen. „Eine Kreditklemme erwarten wir jedoch nicht“, unterstrich der KfW-Chefökonom. Dies gelte auch für die Zukunft. „Wir haben keinerlei Hinweise, dass sich so etwas wie eine Kreditklemme abzeichnet.“ Irgendwie verkehrte Welt, oder?
Die Charts wurden uns freundlicherweise von OnVista zur Verfügung gestellt.