Grüne Investments boomen. Jörg Stettner, Direktor Internationales Produktmanagement bei Cortal Consors und Certified Financial Planner (CFP), über Hintergründe, Unterscheidungsmerkmale und die Suche nach Verlässlichkeit.
Herr Stettner, warum werden Grüne Investments zurzeit so stark nachgefragt?
Weil nicht zuletzt nach den Erfahrungen der Finanzkrise neben Rendite, Sicherheit und Liquidität ein vierter Aspekt immer wichtiger bei Anlageentscheidungen wird – die sinnvolle Mittelverwendung. Das heißt: Anleger legen verstärkt Wert darauf, dass ihr Geld auch verantwortungsbewusst angelegt wird. Grüne Investments kommen diesem wachsenden Bedürfnis nach Sinn und Nachhaltigkeit entgegen.
Was sollte bei solchen Geldanlagen denn grundsätzlich beachtet werden?
Wie bei anderen Anlageklassen gilt auch auf diesem Sektor: Die richtige Mischung macht‘s. Je größer die Streuung, desto geringer die Risiken. Sicherheitssensible Anleger sollten deshalb um Einzelaktien oder Zertifikate eher einen Bogen machen und lieber auf stark diversifizierende Fonds wie den Pioneer Global Ecology oder den DWS Klimawandel setzen.
Das Fondsangebot ist riesig: Wo liegen die wesentlichen Unterschiede?
Grundsätzlich sind bei Grünen Investmentfonds zwei Arten zu unterscheiden: Produkte mit dem sogenannten Best-in-Class-Ansatz investieren in Unternehmen, die in ihrer Branche am nachhaltigsten wirtschaften. Diese Fonds können also durchaus auch Ölunternehmen oder Atomkraftbetreiber im Portfolio haben. Grüne Fonds im engen, puristischen Sinne schließen das aus. Sie folgen ausschließlich ökologischen Nachhaltigkeitskriterien und oft strengen ethischen Prinzipien.
Wie kann man sichergehen, dass ein Fonds wirklich nachhaltig investiert?
Mit dem Forum für nachhaltige Geldanlagen (FNG) und dem dazugehörigen europäischen Dachverband Eurosif gibt es zwei Institutionen, die genau prüfen, ob ein Grünes Investment tatsächlich hält, was es verspricht. Sie vergeben Siegel, anhand derer sich Anleger verlässlich orientieren können. Außerdem sollte man eine transparente Anlageberatung konsultieren, so wie sie etwa Cortal Consors bietet.
Wie werden sich Grüne Investments in Zukunft entwickeln?
Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös vorhersagen. Sicher ist: Schon vergangenes Jahr hat allein China 34,6 Mrd. Dollar in regenerative Energien investiert, bis 2020 sollen weitere rund 440 Mrd. Dollar folgen. Das eröffnet Firmen und Investoren ungeheure Chancen. Andererseits bergen solche Wachstumsmärkte auch Gefahren, etwa in Form von hohen Aufwendungen für Forschung, unsicheren Finanzierungsmodellen oder der Abhängigkeit von staatlichen Fördermitteln.
Herr Stettner, vielen Dank für das Interview.
Hintergrundinformationen:
Klimaschutz als Boombranche
Stabile Wertentwicklung durch umweltschonendes Wirtschaften: Darauf setzen immer mehr Privatanleger. Laut aktueller Umfrage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung halten 73 Prozent das Thema Klimawandel für anlagerelevant. Die in nachhaltige Investmentfonds geflossenen Gelder haben sich in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren auf 20,5 Mrd. Euro verfünffacht, bis 2020 rechnen Experten noch mal mit einer Umsatzverdopplung. Auch geschlossene Fonds aus dem Umweltsektor boomen: So wurden 2009 insgesamt 1,85 Mrd. Euro angelegt, ein Wachstum von rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (1,56 Mrd. Euro).
Die Qualität der Finanzprodukte auf diesem Gebiet ist sehr unterschiedlich, das Angebot extrem unübersichtlich. Allein rund 320 Fonds mit ökologischem Hintergrund gibt es weltweit.
Komplexes Thema, transparente Beratung
Ähnlich ist die Lage bei den geschlossenen Fonds, die sich wegen des Risikoprofils und der Höhe der Mindestanlagesummen eher an Anleger mit größeren Vermögen richten. Auch in diesem Segment hat die Produktvielfalt vergangenes Jahr weiter zugenommen – von 49 (2008) auf 61 Beteiligungen. Am beliebtesten bei Investoren waren dabei mit einem Volumen von 720 Mio. Euro Photovoltaikanlagen, obwohl einige Solarstromprojekte in der Vergangenheit ihre Umsatzziele verfehlten und die zu erwartende Kürzung der staatlichen Fördermittel für zusätzlichen Margendruck sorgt.