Zuversicht als guter Vorsatz

Gastartikel von Jan Hoffmann Da haben sich die Anleger ja ihren Mut zusammengenommen und bei erster Gelegenheit im neuen Jahr beherzt zugefasst! Dabei fehlten die Vorgaben aus Asien an den ersten Handelstagen und auch die USA feierten einen Tag länger. Anders formuliert: keiner redet´s den Europäern schlecht. Bevor zuviel Freude aufkommt: Mangels richtungweisenden Vorgaben wurde…


Gastartikel von Jan Hoffmann

Da haben sich die Anleger ja ihren Mut zusammengenommen und bei erster Gelegenheit im neuen Jahr beherzt zugefasst! Dabei fehlten die Vorgaben aus Asien an den ersten Handelstagen und auch die USA feierten einen Tag länger. Anders formuliert: keiner redet´s den Europäern schlecht. Bevor zuviel Freude aufkommt: Mangels richtungweisenden Vorgaben wurde die Charttechnik bemüht, denke ich, und die sagte ein beherztes ´aufwärts´ voraus. Auffallend sind auch die besonders großen Pluszeichen der 2011er Underperformer wie z. B. Daimler, MAN oder Klöckner & Co. aus dem MDAX. Da waren wohl einige Portfoliomanager fleißig. Dass zumindest diese übliche Portfolioumschichtung stattfindet, kann doch hoffnungsfroh stimmen.

Vertiefen wir einmal die Bemühungen zur Meinungsbildung. Ein Blick auf die DAX Prognosen hilft erst einmal nicht weiter. Die Reuters-Schätzungen liegen zwischen 5.000 und 7.850 Punkten, der Mittelwert liegt mit 6.500 Punkten immerhin höher als die aktuellen Kurse. Leider ist auch eine Unart zu beobachten, die immer dann auftritt, wenn Prognosen mit besonders viel Unsicherheit behaftet sind. Die Schätzungen liegen verdächtig oft am langfristigen Mittelwert getreu dem Motto „irgendwas zwischen 8 und 10% wird´s schon werden.“

Dabei rechtfertigen die Unternehmensbewertungen höhere Kurse durchaus. Das DAX KGV liegt laut Reuters bei 10 und damit unter dem langfristigen Durchschnitt von 14. Die Umrechnungen des prognostizierten Gewinnwachstums in Indexpunkte – eine sehr interessante Rechenübung zur Ermittlung fundamental gerechtfertigter Kurszuwächse – fällt dagegen schwer. Viele DAX-Konzerne scheuen einen konkreten Ausblick, einige bleiben sogar eine ungefähre Angabe der möglichen Ergebnisse schuldig.

Dass 2012 das Potential hat, zum absoluten Horrorjahr zu werden, sollte klar sein. Ich bin froh, dass sich die Finanzmärkte Weihnachtsferien gönnten. Die Anleihe-Emission lang laufender italienischer Anleihen in der letzten Dezember Woche war alles andere als überzeugend, wurde aber eventuell durch die Marktenge am Jahresende verzerrt. Mehr Sorgen sollten uns die Bestrebungen in Griechenland bereiten, einen Haircut von bis zu 75% statt der bisher als mehrheitsfähig geltenden 50% zu verhandeln. Dabei denke ich nicht einmal an die zusätzliche Belastung für die Anleihe-Investoren. Die Bestände sollten zum Jahresende bereits auf 50% abgeschrieben sein. Es entsteht vielmehr wieder einmal der Eindruck, dass auf getroffene Vereinbarungen nicht vertraut werden kann. Dabei wird fast vergessen, dass selbst der Haircut von 50% bisher vertraglich nicht geregelt wurde. Auch hier drängt die Zeit, da Griechenland in den nächsten Monaten Rückzahlungen von fälligen Anleihen stemmen muss, die durch die möglichen Zahlungen aus Rettungspaket I nicht mehr gedeckt sind.

Rechnet man zu Griechenland noch den Refinanzierungsbedarf Spaniens, Italiens und Portugals dazu, müssen diese Länder laut Bloomberg allein im ersten Quartal 2012 Zins- und Tilgungszahlungen von rund 211 Mrd. Euro Kapital leisten. Die Liquidität für die Refinanzierung stellen die Staaten idealerweise durch die ordnungsgemäße Tilgung fälliger Anleihen gleich selbst bereit. Die Ruhe zum Jahresanfang sollte nun genutzt werden, um die Bereitschaft der Investoren herzustellen, bei Fälligkeit zu reinvestieren. Wie es geht, macht derzeit Spanien vor. Die Prämien für 5-jährige Kreditausfallversicherungen sind von 4% auf 3,2% gefallen, immerhin. Dabei sind die die wirtschaftlichen Verhältnisse Spaniens bedeutend schlechter als die Italiens, schaut man sich den immer noch desolaten Immobilienmarkt und den noch weitaus desolateren Arbeitsmarkt an. Die Spanier nutzen aber ihren letzten Trumpf, die im Vergleich geringere Staatsverschuldung von rund 75% des Bruttoinlandsproduktes. Hoffen wir also, dass der gute Vorsatz der Italienischen Regierung lautet, ein belastbares Reformpaket frei von alten Pfründen zu schnüren. Wird der Weg zur von der Bundeskanzlerin betitelten Stabilitätsunion weiter beschritten, besteht genug zur Zuversicht für ein gutes Aktienjahr 2012.