Guten Morgen, heute ist Donnerstag, der 24. Juni 2010!
- Aufwertung: Euro tendiert nach Schlandschaft-Sieg gegenüber dem ghanaischen New Cedi fester
- Abwertung: EWU Peripherie-Spreads weiten sich im Vorfeld der EZB Tenderfälligkeit stark aus
- Bewertung: US Notenbank betrachtet die EWU-Krise als Belastungsfaktor für den Wachstumsausblick
Der ganze Hype um die Fußball-WM lässt vergessen, dass da noch ein anderes sportliches Großereignis stattfindet. Aber zurück zur WM: Wenn "wir" das Achtelfinale am Samstag bzw. Sonntag überstehen (das Elfmeterschießen gegen England wird am Samstag beim Stand von 59:59 unterbrochen…), geht’s erst am 3. Juli weiter. Der 1. Juli ist spielfrei, und das ist gut so, denn an diesem Tag müssen wir uns auf was ganz anderes konzentrieren. Am 1. Juli werden die Geschäftsbanken in der Eurozone zur Kasse gebeten – und zwar in einem Umfang, welcher dem 26-Tausendfachen der Wimbledon-Prämien bzw. dem 61-Tausendfachen der deutschen Siegprämie entspricht: Exakt 442.240.500.000 Euro müssen die Banken berappen, um das legendäre Ein-Jahres Tendergeschäft mit der EZB glattzustellen. Mit Näherrücken dieses Termins nimmt an den Märkten die Nervosität zu: Welche Auswirkungen wird das auf die Geldmarksätze haben? Befürchtet werden große Sprünge im Tagesgeldsatz EONIA, aber auch steigende Euribor-Sätze. Doch nicht nur an den Geldmärkten wird der Tender-Fälligkeitstermin mit Spannung erwartet. Immerhin bekommen die Geschäftsbanken ja auch ihre Sicherheiten von der EZB zurück: 442 Milliarden in Bundesanleihen, Pfandbriefen, Griechen-Bonds et cetera. Durchaus möglich, dass sich die eine oder andere Bank bereits jetzt auf diesen Papiersegen vorbereitet, indem sie nach potenziellen Abnehmern sucht. Dies könnte ein Grund hinter dem erneuten Anstieg der Renditeaufschläge für Staatsanleihen der Peripherie-Staaten sein: Die Renditen für Griechenland-Bonds sind gestern über fast den gesamten Laufzeitbereich wieder auf über 10% angestiegen. Seit der Marktkorrektur Mitte Mai, als die EZB ihr Anleihen-Kaufprogramm startete, haben sich die griechischen Renditeaufschläge um rund 350 Bp ausgeweitet, in den letzten zwei Tagen waren es alleine 100 Bp. Dies ausschließlich mit der prinzipiellen Sorge um die langfristige Zahlungsfähigkeit des Landes zu begründen, leuchtet nicht wirklich ein. Wahrscheinlicher dürfte zum einen der nahende Stichtag 1. Juli sein, zum anderen eine vermutlich zurückhaltend kaufende EZB. Und Händlerkreisen zufolge ist die Notenbank weiterhin faktisch der einzige Käufer im Markt.
Darüber hinaus befinden sich die Finanzmärkte nach einer zweiwöchigen (WM-)Unterbrechung wieder voll im Crisis Mode. Befeuert wird die sich eintrübende Stimmung von schlechten Fundamentaldaten aus den USA: Der Immobilienmarkt ist nach Auslaufen der staatlichen "Eigenheimzulage" im Mai zusammengebrochen. Die Verkäufe neuer Eigenheime fielen im Monatsvergleich um mehr als 30 Prozent auf ein 50-Jahres-Tief von nur noch (aufs Jahr hochgerechneten) 300 Tausend Einheiten. Nach einem schwachen Arbeitsmarktbericht und enttäuschenden Einzelhandelsumsätzen nahm auch die US Notenbank Notiz von der sich eintrübenden Datenlage: Das FOMC-Statement fiel hinsichtlich des Konjunkturausblicks zurückhaltender aus als noch Ende April. Darüber hinaus identifiziert die Notenbank die Entwicklung von Finanzmarktentwicklungen "abroad" als einen potenziellen Belastungsfaktor für den Wachstumsausblick. Selbst einem Nicolas Mahut dürfte klar sein, dass damit die Entwicklungen in der Eurozone gemeint sind.
Heute sehen wir Auftragseingänge für die EWU (11h) und für die USA (14:30h) sowie die wöchentlichen Jobless Claims. Das Stimmungsbarometer in den Märkten steht heute früh auf "neutral". Das Risiko ist eindeutig in Richtung einer erneuten Eintrübung gerichtet – unabhängig davon, ob es auf Court #18 heute eine Entscheidung gibt…
Kornelius Purps
Fixed Income Strategist
Director
MRE4FI
UniCredit Research
kornelius.purps@unicreditgroup.de
Corporate & Investment Banking
UniCredit Bank AG