Kommentar von Thomas Wels – Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Namen sind Nachrichten. Ist also die deutsche Unterstützung der französischen Finanzministerin Lagarde bei der Besetzung des IWF-Chefpostens eine gute oder eine schlechte Nachricht? Ganz klar eine schlechte. Deutschland hat als europäische Wachstumslokomotive die größte Zugkraft, aber offenbar nicht das Personal, das diese Kraft in internationalen Institutionen auf die Schiene bringt. Die einzig qualifizierte und problemlos verfügbare Fachkraft stammt nicht aus der schwarz-gelben Regierungskoalition, sondern von der Konkurrenz und heißt Peer Steinbrück. Was ein Schlaglicht auf die verlorene Wirtschaftskompetenz der Union wirft. Bei aller Überparteilichkeit, die diese Positionen erfordern, wäre es naiv zu glauben, die Nationalität spiele keine Rolle. Der Chefposten der Europäischen Zentralbank wird mit dem Italiener Draghi besetzt werden; der des IWF mit der Französin Lagarde, die aus der Tradition einer eher zentral gesteuerten Wirtschaft kommt und Deutschland wegen seiner vermeintlich zu niedrigen Löhne kritisiert. Fazit: Deutschland ist international deutlich unter Wert vertreten.
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