Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd Wittkowski von der Börsen-Zeitung.
Fangen wir mit der Kommunikation an: ein Desaster! Die Deutsche Bank soll eine neue Führungsstruktur bekommen, Vorstand und Group Executive Committee werden mächtig aufgemischt. Das weiß in dieser Phase ein kleinster Kreis, neben den künftigen Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain vor allem der vierköpfige Präsidialausschuss des noch von Clemens Börsig geleiteten Aufsichtsrats. Aber irgendwer kann das Wasser nicht halten und spielt die Informationen brühwarm ausgerechnet der Boulevardpresse zu. Das ist das Niveau drittklassiger Politiker, um es noch wohlwollend zu sagen. Wenn sich dieser Stil beim nach eigenem Anspruch "weltweit führenden Anbieter von Finanzlösungen" durchsetzt, dann gute Nacht, Deutsche Bank.
Der skandalöse Vorgang zeigt eines überdeutlich: Die Bank steckt – ausgelöst durch das bevorstehende Ausscheiden des amtierenden Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann – in einem radikalen Umbruch. Das gilt für das Führungspersonal und damit untrennbar verbunden auch für die strategische Aufstellung. Zu letzterem Punkt nur so viel: Die Deutsche Bank wird definitiv weniger deutsch, und sie wird immer mehr von Investmentbankern geführt.
Die Folge eines solchen Umkrempelns sind Machtkämpfe, es gibt Gewinner und Verlierer, offene Rechnungen werden beglichen, alte Buddies müssen weg, zumal wenn sich bei ihnen allzu viel Einfluss geballt hat und sie im Einzelfall obendrein schon mal Anlass zu Zweifeln an ihrer Loyalität gegeben haben, neue Kumpels kommen. Da geht es in der Hochfinanz nicht viel anders zu als im wahren Leben.
In der Sache mag es durchaus gute Gründe für den strukturellen und personellen Umbau an der Spitze geben. Aus Sicht des künftigen Führungsduos und auch, so mag man vermuten, des designierten Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner weist das heutige Gefüge Schwächen auf. Touché! Doch die Erkenntnis, dass manche Einheit über die Jahre ein beachtliches Eigenleben entwickelt hat, fiel auch bisher nicht unters Bankgeheimnis. Um das schon vor Jahren gesehen zu haben, musste man nicht Deutsch-Banker gewesen sein.
Mehr Teamplay, weniger Silodenken, Verteilung der Verantwortung auf mehr Schultern: alles in Ordnung, wiewohl es kein Patentrezept gibt, wie heutzutage eine global agierende Großbank zu führen ist. Aber wenn der Status quo Schwächen hat, müssen Fitschen und Jain als Mitglieder des Vorstands sich diese zurechnen lassen. Oder wurde in diesem Kollektivorgan in den vergangenen Jahren jeder Reformversuch blockiert?
Info von der Börsen-Zeitung – www.boersen-zeitung.de
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