Als klassische Zulieferindustrie sind Gießereiprodukte in vielen Kernbranchen wie Maschinenbau, Fahrzeugbau, Elektroindustrie oder Medizintechnik zu finden. Laut dem Bundesverband der deutschen Gießereiindustrie ist die Stimmung in der Branche sehr gut, es wird von einem „XXL Aufschwung“ in den letzten Monaten berichtet. Weiteres Wachstum kann bei Gießereien jedoch nur erfolgen, wenn notwendige Investitionen getätigt werden können – ausreichende Liquidität ist dafür unabdingbar. Alternative Finanzierungen wie Factoring oder Leasing können den klassischen Kontokorrentkredit perfekt ergänzen und den finanziellen Spielraum erhöhen. Beim Factoring verkauft der Unternehmer fortlaufend seine Forderungen und sichert so dauerhaft Liquidität. Zudem sind die Rechnungen gegen Ausfall versichert und der Factor übernimmt das Debitorenmanagement. Beim Leasing gibt es verschiedene Ansätze – die Möglichkeiten reichen vom klassischen Leasing oder Mietkauf bei Neuinvestitionen bis hin zum Heben stiller Reserven durch Sale-and-lease-back.
Branche kämpft mit steigenden Energiepreisen und Materialpreisschwankungen
Viele Gießereiunternehmen kämpfen mit den gestiegenen Energiepreisen, zumal die Verfahren sehr energieintensiv sind. Schließlich müssen Metalle verflüssigt werden, um sie auf kürzestem und damit effizientestem Weg in Form zu bringen. Auch die zunehmenden Materialpreisschwankungen sind eine weitere Belastung. Viele Unternehmen der Gießerei-Industrie sind unsicher, wie die Energie- und Materialpreise sich entwickeln und welche Auswirkungen das auf ihre Wettbewerbsfähigkeit haben wird. Hinzu kommt der Druck, der in einigen Branchen durch große Hersteller auf deren Zulieferer ausgeübt wird, wie zum Beispiel bei den Automobilherstellern durch lange Zahlungsziele. Welche Lösungen hier einen Wettbewerbsvorteil bringen können und wie Gießereiunternehmen zusätzliches Geld für Investitionen erhalten, zeigt das folgende Praxisbeispiel.
Erfolgreiche Finanzierung für Gießereien – ein Beispiel
Im Jahr 2007 übernahm Klaus Meyer sämtliche Anteile am Gießereiunternehmen Scholz (Namen von Redaktion geändert), das zu diesem Zeitpunkt einen Jahresumsatz von 18 Mio. Euro erwirtschaftete. Das operative Geschäft wurde vom Alteigentümer stark vernachlässigt. „Durch unsere Spezialisierung auf qualitativ hochwertige Gußteile hatten wir eine gute Auftragslage“, berichtet Meyer. „Dennoch hatten wir bei einigen Kunden so lange Zahlungsziele, dass die Außenstände aufgrund der langen Zeit zwischen Rechnungsstellung Zahlungseingang extrem hoch waren.“ Nach der Übernahme suchte Klaus Meyer nach Möglichkeiten, um den finanziellen Spielraum des Unternehmens zu erweitern. „Über die Bank hatten wir bereits die Kreditlinie ausgeschöpft, um einige größere Aufträge vorzufinanzieren, eine Erweiterung der Linie war aus Risikosicht der Bank nicht möglich.“ Da dem Unternehmen liquide Mittel fehlten, konnte kein Skonto auf der Einkaufsseite realisiert werden und den Kunden musste im Hinblick auf eine schnelle Bezahlung Skonto gewährt werden. „Wir hatten sehr hohe Kosten auf der Einkaufs- und auf der Absatzseite“, erzählt der Geschäftsführer. Bei Recherchen im Internet kam Klaus Meyer auf Factoring zur Forderungsfinanzierung.
Gemeinsam mit dem Steuerberater beschloss der Unternehmer zu prüfen, ob Factoring als zusätzlicher Finanzierungsbaustein Vorteile bringen kann. Auf Basis einer aktuellen Offenen-Posten-Liste wählten sie die aus ihrer Sicht factoringgeigneten Debitoren aus. „25 unserer Kunden, die rund 85 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachten, waren factoringfähig und wir wussten, dass wir mit Factoring zusätzliche Liquidität erhalten konnten“, erklärt Meyer. „Wir sprachen dann unsere Lieferanten auf die Gewährung von Skonto bei Zahlung innerhalb von zehn Tagen an und fast alle waren bereit, Skonto einzuräumen.“ Ähnlich sah es auf der Absatzseite aus. Ein längeres Zahlungsziel von bis zu 60 bis 90 Tagen war den meisten Kunden wichtiger als die Realisierung von gewährtem Skonto.
Die Rubrik Corporate Banking wird unterstützt von der Vantargis AG
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