Während der Bund Future Verluste schreiben, steigen die Renditen auf dem Zinsmarkt. Ein Teufelskreis. Wollen wir gemeinsam versuchen abzuschätzen, was die (Zins-)Märkte in den kommenden Tagen machen werden?
Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens stieß ich in einem mehrere hundert Seiten dicken Spielwarenkatalog auf „Konny“, eine Babypuppe „nach Waldorf Art“. Jedwede Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind freilich rein zufällig. Es ist aber ein schönes Gefühl, sich auf diese Weise verewigt zu wissen. Jetzt werde ich nach einem passenden Wandbild Ausschau halten, so ein attraktiver Chart des Bund Future, „nach Bullen Art“. Es hat fast den Anschein, als müsste man entsprechende Abbildungen mit einer Linienführung oberhalb von 140 jetzt den historischen Sammlungen deutscher Museen übergeben. Am Freitag verlor das Rentenbarometer weitere 150 Stellen auf 138,77. Vor nicht mal zwei Monaten standen wir bei über 146 Punkten. Alleine in den ersten zwei September-Wochen gab der Bund Future mehr als 3½ Prozent ab (inklusive Kontraktwechsel).
Wer mit dem Bund Future an und für sich so seine Probleme hat, dem sei die Entwicklung anhand der 30jährigen Bundesanleihe mit Fälligkeit Juli 2044 verdeutlicht. Mal angenommen, jemand hat dieses Papier Ende August erworben, vielleicht in der Erwartung eines weiteren heißen Herbstes „nach September Art“. Zwei Wochen später steht ein Kursverlust von fast zehn Prozent zu Buche. Nur mal so zum Vergleich: Mit der Facebook-Aktie hätte man im gleichen Zeitabschnitt ein Plus von rund zwanzig Prozent erzielt.
Des einen Freud, des anderen Leid – im Zinsmarkt ist das eine Feststellung „nach Bauernregel Art“. Fallende Kurse im Rentenmarkt bedeuten steigende Renditen (auf eine tiefer gehende Beweisführung wird an dieser Stelle verzichtet…). Und so kommen diejenigen Sparer und Anleger, die erst jetzt einzusteigen gedenken, urplötzlich wieder in den Genuss höherer Erträge. Ach, was haben wir nicht gejammert „nach Hausfrauen Art“, dass die Erträge auf Zinsprodukte nicht mal die Inflationsrate ausgleichen würden. Krise fressen Ersparnisse auf. War das nur eine Episode und wir können uns jetzt wieder beruhigt zurücklehnen?
Langsam, langsam. Noch immer liegt das Zinsniveau im deutschen Staatsanleihemarkt nahezu vollständig unterhalb der Inflationsrate. Insbesondere in kurzen Laufzeiten, also bei Sparanlagen „nach Waldorf Art“ (Giro-, Fest-, Termin-, Spargelder) dominiert weiterhin die „Null“, selten beginnt das Zinsversprechen mit einer „Eins“, nur in Ausnahmefällen lesen wir eine „Zwei-Komma“.
Sie können fragen, wen Sie wollen, jeder wird wohl behaupten: „Die Kursbewegungen waren in den letzten Wochen so dynamisch, dass eine Kurskorrektur unvermeidbar erscheint.“ Und auch jenseits kurzfristiger Marktkorrekturen spricht wenig bis gar nichts für eine Fortsetzung des Ausverkaufs im Rentenbereich „nach Fischmarkt Art“. Fazit: Ja, das Zinsniveau ist höher, es ist jedoch weiterhin historisch betrachtet sehr niedrig und wird es auf absehbare Zeit auch bleiben.
Wollen wir gemeinsam versuchen abzuschätzen, was die (Zins-)Märkte in den kommenden Tagen machen werden? Das „Event-Risiko“ bleibt überschaubar. EZB, Fed, BVerfG, Eurogroup, Ecofin – alles ist gelaufen. Diese Woche gibt‘s dagegen lediglich ein paar Konjunkturdaten „nach Insalata Mista Art“. Das Marktgeschehen dürfte also vorrangig durch Stimmungen und Emotionen getrieben werden. Am Wahrscheinlichsten erscheint eine Kurskorrektur. Dies aber ist nicht mehr als eine Babypuppenprognose „nach Konny Art“…
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