Ein Kommentar der WAZ zu der Lage auf den Finanzmärkten.
Europas Schuldenstaaten habe viele Jahre lang unermüdlich daran gearbeitet, sich möglichst tief in den Morast zu graben. Italien ist für dieses Staatsversagen ein noch weit besseres Beispiel als Griechenland. Eine intakte Industrie, eine für Südeuropa gute Kaufkraft und konstant unter EU-Schnitt liegende Arbeitslosenzahlen ließen Rom anders als Athen alle Möglichkeiten, den Staatshaushalt in geordneten Bahnen zu halten. Doch diverse Berlusconi-Regierungen setzten andere Akzente und hinterlassen eine Erblast, die kein noch so vernünftiger Nachfolger über Nacht abtragen kann.
Insofern handeln die Finanzmärkte zwar einmal mehr gnadenlos, aber rational, wenn sie weiter hohe Zinsen für ihre mittelfristigen Kredite an Italien verlangen. Denn es wird länger als eine Regierungszeit dauern, den Haushalt ins Reine zu bringen. Bei langfristigen Krediten über zehn Jahre sind die Zinsen übrigens bereits leicht gesunken. Man traut dem neuen Regierungschef Monti die Politikwende offenbar durchaus zu. Bis die sich auszahlt, dauert es aber viele Jahre. Und genau so lange wird auch Europa als Ganzes nicht zur Ruhe kommen.
Info von Westdeutsche Allgemeine Zeitung – www.derwesten.de
Foto von YanLev – www.istockphoto.com