Hilflos? Finanzmärkte starten nach einem schmerzhaften Freitag mit einem Kater in die Woche
Auf der Suche nach Vermögensanlagen mit zweistelligen Zuwachsraten in einem zunehmend unsicherer werdenden Finanzmarktumfeld stießen wir ja unlängst auf „Youngtimer“, also Brot-und-Butter-Autos aus den 1970er und 80er Jahren. Alternativ bietet sich Toastbrot an. Im Juli 1981 ließ Prinz Charles ein Toast übrig. Ein Dienstmädchen wulffte sich dieses als Souvenir. Bei einer Versteigerung brachten die rund 81 Quadratzentimeter Weizenbrot nun 300 Euro ein. Bei einem theoretischen Einstandspreis von drei Cent eine Gesamtrendite von einer Million Prozent. Eltern sollten also die Frühstücksreste ihrer Kleinen nicht mehr im Biomüll entsorgen, sondern im Keller oder im Banksafe einlagern – der Knirps könnte ja mal eine Berühmtheit werden, und das angeknabberte Toast sichert dann die Altersversorgung.
Denn im traditionellen Anlagegeschäft wird es zunehmend herausfordernder, den Einstieg in renditeträchtige Anlageformen zu finden. Das Zinsniveau wird Tag für Tag negativer und nun scheint es auch die Aktienmärkte zu erwischen. Am Freitag ging es für den DAX bereits um fast zwei Prozent nach unten, und die ersten Indikationen für den heutigen Tag signalisieren zur Handelseröffnung um 9 Uhr einen weiteren Rückgang um 1-1½%. Woher kommt dieser doch recht plötzliche Anfall von Nervosität? Im Fokus steht natürlich wieder die Eurozone. Speziell gilt das Augenmerk heute früh den Ländern Griechenland und Spanien.
Mit Blick auf Griechenland macht ein Artikel im Spiegel Furore, wonach der IWF sich nicht an weiteren Hilfen für das Land beteiligen wolle. Gleichzeitig hat sich die Rhetorik gegenüber dem Staat aus Deutschland parteiübergreifend über das Wochenende deutlich verschärft. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) meint, „wenn es Verzögerungen gegeben hat, muss Griechenland diese aufholen“. Für Wirtschaftsminister Philip Rösler (FDP) hat „ein Austritt Griechenlands längst seinen Schrecken verloren, und „die Griechen“ würden bald selber zu der Überzeugung kommen, „dass es vielleicht klüger ist, aus der Eurozone auszutreten“, so der Vizekanzler im Sommerinterview der ARD. Volker Kauder, der Vorsitzende der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, meinte, es könnten keine Anpassungen am griechischen Sparprogramm vorgenommen werden, auch keine zeitliche Streckung der Vorgaben (WirtschaftsWoche). Ähnlich Außenminister Guido Westerwelle (FDP): „Es gibt keinen Nachschlag, auch nicht in der Zeit.“ (Hamburger Abendblatt). CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt schlägt bereits konkrete Schritte für die Einführung einer Parallelwährung vor. Der frühere Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) zweifelt in der Bild am Sonntag, „ob alle Länder in der Eurozone gehalten werden können“. Die EZB wird griechische Staatspapiere ab Mittwoch nicht mehr als Sicherheit für Liquiditätskredite akzeptieren. Mehr als 70 Mrd. Euro Kredite sind davon betroffen. Und morgen beginnt die Troika aus EU Kommission, EZB und IWF ihren Besuch in Athen…
Spanien wiederum bekam am Freitag formal die Zusage für das Bankenstützungspaket. Überschattet wurde diese Vereinbarung jedoch von Wachstumsrevisionen und Finanzproblemen in den Regionen. Die spanische Regierung senkte ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr von +0,2% auf -0,5%. Und verschiedenen Medienberichten zufolge könnten bis zu sechs der 17 spanischen Regionen Hilfe aus dem kurzfristig eingerichteten Stützungsfonds FLA in Anspruch nehmen. Dieser hat ein Volumen von 18 Mrd. Euro, zu einem Drittel finanziert über künftige Einnahmen der Nationallotterie.
Zum Handelsstart fallen US Treasury-Renditen auf historische Tiefs, EUR-USD fällt zeitweilig auf Kurse unterhalb von 1,21 und die Aktien hatten wir ja schon. Die PMIs, der IFO oder auch Zahlen für das BIP-Wachstum in den USA im 2. Quartal dürften diese Woche wenig geeignet sein, für eine Aufhellung der Stimmung zu sorgen. Diese Aufgabe fällt wohl exklusiv den quartalsberichtenden Unternehmen zu…
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