Gastartikel von Jan Hoffmann
Dieser Ausspruch stammt aus den Wahlkampfstrategien von Bill Clinton gegen den damals amtierenden Präsidenten Bush. Derzeit scheint der Spruch aber geeignet, das Geschehen an den Finanzmärkten zu erklären. Unterschätze nie die US-Konjunktur, heißt ein weiterer Analysten-Leitsatz. Leider kenne ich den Verfasser nicht, denn er scheint derzeit Recht zu haben.
Die am 03. Februar veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten konnten durchaus überzeugen. Außerhalb der Landwirtschaft wurden seit Jahresbeginn 243.000 Stellen geschaffen, die Schätzungen lagen nur bei 150.000. Da auch die Daten aus November und Dezember nach oben korrigiert wurden, wir die Arbeitslosenquote nur noch mit 8,3% ausgewiesen. Immerhin ein Rückgang um 0,2%-Punkte. Der kleine Wehrmutstropfen: 8,3% Arbeitslosenquote sind für die USA ein nach wie vor miserabler Wert. Einer Faustformel zu folge muss ein monatlicher Stellenaufbau größer 300.000 erfolgen, um eine ausreichend große Dynamik zu erreichen, als deren Resultat auch die Arbeitslosenquote nachhaltig zurück geht.
Flankiert werden die Daten durch steigende Frühindikatoren. Diese befinden sich derzeit überwiegend wieder in denjenigen Bereichen, die Wachstum signalisieren. Dies gelingt im Übrigen auch in Deutschland. Die Angst vor einer kurzen aber möglichen Rezession ist einem gesunden Optimismus gewichen. Gesund finde ich diese Haltung deswegen, weil sie bei den meisten deutschen Firmenlenkern bereits seit einigen Wochen vorherrscht. Einzig die Börsianer waren vorsichtig, vielleicht zu vorsichtig.
Höchste Zeit für die nächste Phrase: The trend is your friend (der Verfasser ist mir leider ebenfalls unbekannt). Der DAX schließt nun die zweite Woche über der 200-Tage-Linie, der übergeordnete Abwärtstrend konnte durchbrochen werden. Damit gilt jetzt wieder der darüber liegende Aufwärtstrend aus dem Jahre 2003. Der Eurostoxx50, der in letzter Zeit dem DAX deutlich hinterher hinkt, konnte immerhin auch die 200-Tage-Linie zurück erobern. Die größeren Kurssprünge der letzten Tage möchte ich aber nicht mit dem Einstieg der Langfristinvestoren erklären. Wahrscheinlicher ist ein sogenannter Short-Squeeze, d.h. die Marktteilnehmer, die auf fallende Kurse gesetzt haben, wurden gezwungen, zur Verlustbegrenzung ihre Positionen zu schließen, um weitere Verluste zu vermeiden. Eine Position zu schließen heißt, den verkauften Basiswert in gleichen Umfang zu kaufen, was die Nachfrage prozyklisch weiter anfeuert.
Die Marktbewegungen scheinen also weiter durch die kurzfristig orientierten Anleger dominiert. Da Störfeuer aus Wirtschaft und Politik derzeit ausbleiben, scheint der Blick auf die Charttechnik entscheidender. Und hier muss zwingend der Blick zurück gen USA gerichtet werden: Der Dow Jones stößt derzeit in den Bereich um 13.000 Punkte vor, in dem im Jahr 2007 eine Umkehrformation gebildet wurde. Dass nach der starken Performance der letzten Wochen die Kraft reicht, um den Widerstand zu überwinden, halten die Charttechniker für unwahrscheinlich.
Foto von Don Bayley – www.istockphoto.de