Guten Morgen, heute ist Freitag, der 22. Oktober 2010 !
- Talking Heads: G-20-Treffen in Südkorea hat begonnen, Abschlusserklärung gibt’s morgen
- Modern Talking: Als Vorschlag liegt eine Begrenzung von Leistungsbilanzüberschüssen auf 4% auf dem Tisch
- Talk Talk: Ifo-Index zeigt wohl das bekannte Muster aus verbesserter Lage und sich eintrübenden Erwartungen
Wenn ich als Gewinner gezogen werde – vielleicht nenne ich das Stadion ja auch ganz anders. "Currency War Park" oder "Abwertungswettlaufbahn" – je nachdem, wie die Diskussionen der G-20 Finanzminister heute und morgen im südkoreanischen Gyeongju enden. Dort geht es mal wieder um nicht weniger als darum, den Weltfrieden an den internationalen Finanzmärkten zu gewährleisten. Problemstellung ist die Folgende: Viele Emerging Markets, beispielsweise Brasilien, wurden von der Finanzmarktkrise relativ wenig erfasst und stehen nun mit hohen Wachstumsraten und attraktiven Zinsen da. In den westlichen Industrienationen sehen wir zwar auch Erholungstendenzen, aber das Zinsniveau befindet sich aus unterschiedlichsten Gründen im Keller. Also flieht das internationale Anlegerkapital in jene Emerging Markets. Deren Aktienmärkte haussieren und deren Währungen werten massiv auf. So weit, so gut, denn so soll es eigentlich sein. Nun kommen China und die USA ins Spiel: Die Vereinigten Staaten sind ein Defizitland (Leistungsbilanz) mit niedrigen Zinsen. Also müsste sich der Dollar eigentlich volle Granate abwerten. Dagegen haben die Amis ja auch gar nichts. Aber dummerweise zieht ein schwacher Dollar auch die chinesische Währung, den Yuan, nach unten, weil die Chinesen ihre Währung mehr oder weniger fix an den USD gekoppelt haben. Damit aber verschafft sich das Überschussland China einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den mit China auf den westlichen Märkten um Kundschaft konkurrierenden Emerging Markets. Das wiederum stinkt den Emerging Markets gewaltig. Und so ergreifen sie allerlei Maßnahmen um a) einer weiteren Aufwertung ihrer Währungen zu begegnen und b) Blasenbildungen auf ihren Aktien- und teilweise auch Immobilienmärkten zu entgegenzuwirken.
Der neutrale Beobachter referiert aus dem Wirtschaftsgeschichtsbuch: Erst Leistungsbilanzungleichgewichte, dann Abwertungswettlauf, dann Kapitalverkehrskontrollen, dann Protektionismus, dann globale Depression. Ein intelligent formuliertes G-20 Statement könnte alle Beteiligten wieder auf’s richtige Gleis heben. Als Formulierungsvorschläge liegen auf dem Tisch: 1. "Starke Wechselkursschwankungen sind stabilem Wachstum nicht zuträglich." (Schnarch) 2. "Wir verpflichten uns, von wettbewerbsverzerrender Unterbewertung unserer Währung Abstand zu nehmen." (Wenn wir intervenieren, dann nur aus nationalem Interesse…) 3. "Die Leistungsbilanz darf einen Überschuss bzw. ein Defizit von maximal 4% des BIP erreichen." Oha: Maastricht meets Gyeongju. 3% Haushaltsdefizit und 4% Leistungsbilanzdefizit wäre in Zukunft das maximal Erträgliche. Zunächst fand der Vorschlag zur Einplankung der Leistungsbilanzungleichgeweichte wenig Zustimmung. Aber ich finde, er besitzt Charme.
Alle anderen Themen rücken vor dem Hintergrund des G-20-Treffens heute in den selbigen. Dennoch wollen wir nicht verheimlichen, dass heute Vormittag der neueste Ifo Index veröffentlicht wird. Aktuelle Lage nochmals besser, Erwartungen nochmals schlechter, insgesamt wenig verändert – so lautet der Tenor der Analystenerwartungen. Dazu gibt es nur zwei Fed-Reden und lediglich acht Quartalsberichte. Also schauen wir morgen nach Gyeongju und übermorgen nach Herne. Eines verspreche ich: Das Stadion am Schloss Strünkrede wird unter meiner Ägide niemals "G-20 Stadion" heißen!
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Dies ist ein humoristischer Marktkommentar und keine Anlageberatung. Die Einschätzungen des Autors beruhen auf Informationen, die auf öffentlich zugänglichen, als verlässlich eingeschätzten Informationsquellen basieren. Weitere Informationen finden Sie im Disclaimer.
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Fixed Income Strategist
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