Von Kornelius Purps, Fixes Income Strategist bei der UniCredit Research
Sommeranfang? Auf‘m Kalender vielleicht. Weite Teile des Sendegebiets fühlen sich eher wie im November. Wer am Wochenende ein ehrliches Mittsommerfest erleben wollte, musste schon auf gewerbliche Anbieter wechseln. Also ganze Familie rein ins Auto und hin zum schwedischen Möbelhaus. Wirklich gebraucht
haben wir nichts. Dennoch war die gelbe Tüte wieder voll: Ein Geschenk für die Kleine („Pack Mig“), eines für die andere Kleine, damit es keinen Streit gibt („Hack Mig“).
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Eine Socken-Wäschespinne („Greif Stink“), die sich herrlich zum Spielen entfremden lässt. Zwei Sockenspinnen, damit es keinen Streit gibt. Batterien („Kraft“), Leuchtmittel („Hell An“) – das Übliche eben. An der Kasse darf man sich jetzt selber abkassieren („Scan Di“). Erst dann begann die Midsommar-Party: Im Eingangsbereich spielte eine nordische Band („Abba“) und draußen auf dem Parkplatz („Besetzt“) gab‘s Grillwurst mit Semmel („Bratset“) und fahles Bier („Hopf“). Und aus den Wolken fiel der Regen („Tropf“).
Mittsommernacht bedeutet aber nicht nur Regen und sinnlos Einkaufen, sondern auch Ifo. Immer um den 22., 23. eines Monats herum wird der wichtigste Stimmungsindikator der Eurozone veröffentlicht. Diese Woche bekommen wir die Umfrageergebnisse bereits am Montag Vormittag (10:00h) geliefert. Auf der Erwartungskomponente des Ifo basiert gefühlt neun Zehntel des Wachstumsausblicks. Unsere Volkswirte haben die Ifo Erwartungskomponente als den mit Abstand besten Vorlaufindikator für die Produktion im produzierenden Gewerbe identifiziert. Der Mai-Wert steht bei 85,9 Punkten. Unsere Zielmarke sind 93 – das Break-Even-Niveau für positives Wachstum. Parallel geht auch ein Blick zur Komponente, welche die aktuelle Lage beschreibt. Hier gab es im Mai einen Rückschlag auf ein zyklisches Tief. Eine Erholung wäre für die Marktstimmung wünschenswert, ist aber nicht zwingend erforderlich.
Im weiteren Verlauf der Woche werden zahllose Ereignisse versuchen, uns die vom verregneten Sommeranfang verdorbene Laune wieder anzuheben:
PMI: Dem Ifo folgen die Umfragen unter den Einkaufsmanagern (PMI, Dienstag).
GfK: Die Meinung der Verbraucher wurde ebenfalls am Dienstag veröffentlicht.
EZB Tender: Am Mittwoch wurde die EZB zum ersten Mal eine unbegrenzte Mange an Liquidität mit einer Laufzeit von zwölf Monaten ins System schießen.
FOMC: Am Mittwoch Abend endete das zweitägige Treffen der US Notenbank.
UN: Der Gipfel zur Weltfinanz- und –wirtschaftskrise in New York steigt vom 24. bis 26. Juni.
China: Am Freitag werden vierteljährliche Zahlen zur Gewinnentwicklung heimischer Unternehmen gegeben – ein potenzieller Market Mover.
Auktionskalender: Die deutsche Budgetplanung sieht Defizite mit einem Gesamtvolumen von mehr als 300 Milliarden Euro bis 2013 vor. Vor diesem Hintergrund wird selbst die ansonsten nur für Fachleute spannende Veröffentlichung des Auktionskalenders der Finanzagentur zu einem Kurstreiber.
Dazu kommen jede Menge US Immobilienmarkt-Daten, Reden von Trichet (Montag) und Weber (Dienstag), Deflationszahlen aus Deutschland (Freitag) und tonnenweise neue Anleihen: $104 Mrd. 2J/5J/7J in den USA, eine neue 30J aus Frankreich, eine neue 10J aus Irland und eine neue 3J aus Belgien.
Der Hexensabbat am Freitag war so geräuschvoll wie eine laue Mitsommernacht. Das Bild weitgehend orientierungsloser Märkte besteht weiterhin. Der Wochenauftakt sah einigermaßen verheißungsvoll aus: leicht festere Aktienmärkte in Fernost, US Aktienfutures im Plus, stabile Zins- und Währungsmärkte. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir am Ende der Woche auf komplett anderen Niveaus handeln werden, ist sehr hoch. Vieles hängt von der US Notenbank und ihrer Einschätzung des Wirtschaftsausblicks ab. Seien Sie vorsichtig. Patrull!
Bildquelle: (c) ifo-institut